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Erste Spur zu möglichen Tätern nach Brandanschlag auf Bundeswehr

Erste Spur zu möglichen Tätern nach Anschlag auf Bundeswehr

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Anschlag auf Bundeswehr in Havelberg Foto: dpa
Bei einem Brandanschlag auf eine Bundeswehrkaserne in Sachsen-Anhalt sind 16 Fahrzeuge schwer beschädigt worden. Die Polizei sprach von mindestens zehn Millionen Euro Schaden. Menschen wurden nicht verletzt. Eine erste Spur führt offenbar zu Bundeswehrgegnern, die in der Nähe zu Protesten aufgerufen hatten.

Havelberg/Magdeburg. 

Bei einem Brandanschlag auf Fahrzeuge der Bundeswehr im Norden Sachsen-Anhalts ist ein Schaden von mindestens zehn Millionen Euro entstanden. 16 Fahrzeuge, darunter Lastwagen und Spezialfahrzeuge, seien teils schwer beschädigt worden, teilte die Polizei in Magdeburg mit.

Unbekannte Täter waren in der Nacht zum Samstag auf das Gelände der Elb-Havel-Kaserne in Havelberg gelangt und hatten mehrere Brandsätze deponiert. Die Polizei schloss einen Zusammenhang mit Protesten gegen die Bundeswehr am 70 Kilometer entfernten Truppenübungsplatz Altmark nicht aus. „Ein Anschlag dieses Ausmaßes stellt eine bislang in Sachsen-Anhalt nie dagewesene Art der Gewalt gegen die Bundeswehr dar“, erklärte die Polizei.

Proteste gegen die Bundeswehr

Zu den Protesten gegen die Bundeswehr auf dem Übungsplatz hatte eine Gruppe „War starts here“ (Krieg beginnt hier) aufgerufen. Laut Polizei kamen am Wochenende bis zu 250 Menschen. Zur zentralen Kundgebung erschienen 80 Menschen. Am Rande der friedlichen offiziellen Veranstaltungen wurden laut Polizei zahlreiche Straftaten begangen.

So seien mehrfach Bundeswehrgegner in kleinen Gruppen auf das 23 000 Hektar große Gelände des Truppenübungsplatzes eingedrungen. Sie hätten mehrere Farbanschläge verübt. Die mit einem Großaufgebot angerückte Polizei stellte in 40 Fällen Gegenstände wie Spraydosen, Farbbeutel sicher – auch „Krähenfüße“, mit denen Autoreifen zum Platzen gebracht werden können. Die Beamten leiteten 58 Strafverfahren ein.

In einer Mitteilung erklärte die Kampagne „War starts here“, man habe auch nur aus der Presse von dem Anschlag auf die Bundeswehr- Fahrzeuge erfahren. Ein von der Polizei suggerierter Zusammenhang der Demonstration mit dem Anschlag sei ein Kriminalisierungsversuch. „Was in Havelberg passiert ist, bewerten wir als eine Aktion zur Abrüstung von Kriegsgerät“, hieß es in der im Internet verbreiteten Mitteilung.

Feuerwehr musste drei Stunden lang löschen

Die Bundeswehrfahrzeuge in Havelberg waren auf einer überdachten Abstellfläche geparkt. Auch gepanzerte Fahrzeuge seien betroffen, wie ein Bundeswehrsprecher erläuterte. Laut Polizei gingen die Wagen gegen 2.00 Uhr nachts in Flammen auf. Die Feuerwehr war drei Stunden lang mit den Löscharbeiten beschäftigt. Einige der Brandsätze haben laut Polizei vermutlich nicht gezündet und werden nun untersucht.

Der Truppenübungsplatz nördlich von Magdeburg ist mit 30 Kilometern Länge und 12 Kilometer Breite einer der größten in Europa. Seit dem Herbst baut die Bundeswehr dort eine komplette Übungsstadt mit mehr als 500 Gebäuden, einer Hochhaussiedlung und einer U-Bahn-Station. In „Schnöggersburg“ sollen ab 2017 bis zu 1500 Soldaten gleichzeitig den Einsatz in Krisengebieten üben können. Militärgegner hatten mehrmals gegen das rund 100 Millionen Euro teure Projekt protestiert, die Grünen legten im Januar bei der EU-Kommission in Brüssel Beschwerde ein, weil das Gebiet dem Vogelschutz diene. (dpa/rtr)