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Ermittler untersuchen Grund für Brandkatastrophe in Titisee-Neustadt

Ermittler untersuchen Grund für Brandkatastrophe in Titisee-Neustadt

Zwei Tage nach der Brandkatastrophe mit 14 Toten in einer Behindertenwerkstatt in Titisee-Neustadt in Baden-Württemberg untersuchen Spezialisten akribisch die Hintergründe der Brandursache. Dabei soll geklärt werden, ob technische Mängel, menschliches Versagen oder gar Vorsatz für die Explosion eines Gasherds verantwortlich seien, teilte die Polizei mit.

Titisee-Neustadt (dapd). Zwei Tage nach der Brandkatastrophe mit 14 Toten in einer Behindertenwerkstatt in Titisee-Neustadt in Baden-Württemberg untersuchen Spezialisten akribisch die Hintergründe der Brandursache. Dabei soll geklärt werden, ob technische Mängel, menschliches Versagen oder gar Vorsatz für die Explosion eines Gasherds verantwortlich seien, teilte die Polizei mit. Nach Angaben des Leiters der Polizeidirektion Freiburg, Alfred Oschwald, arbeitet eine Sonderkommission mit 60 Beamten an der Aufklärung.

Am (heutigen) Mittwoch gedenken zahlreiche Menschen der Opfer. Die Freiburger Erzdiözese richtete auf ihrer Internetseite gemeinsam mit dem Diözesan-Caritasverband ein Trauerportal ein, wo bis zum frühen Morgen knapp 100 Menschen Nachrichten hinterließen. Um 12.15 Uhr hält Dompfarrer Wolfgang Gaber in besonderem Gedenken an die Opfer, ihre Angehörigen und die Helfer eine Messe im Freiburger Münster Unserer Lieben Frau. Am Samstag (1. Dezember) wird in ganz Baden-Württemberg der Opfer gedacht. Für diesen Tag ist landesweit Trauerbeflaggung angeordnet.

Nach derzeitigem Ermittlungsstand spreche alles für ein Unglück, hatte Staatsanwalt Peter Häberle am Dienstag gesagt. Es gebe keine Anhaltspunkte für eine vorsätzliche Tat. Dennoch habe die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen unbekannt wegen fahrlässiger Brandstiftung beziehungsweise fahrlässiger Tötung eingeleitet. „Das bedeutet aber nicht, dass fahrlässiges Verhalten vorliegt“, sagte er. Dies zu prüfen, sei Zweck des Ermittlungsverfahrens.

Betreuerin soll zurück ins Gebäude gelaufen sein

Als Ursache für die Brandkatastrophe gilt eine Verpuffung. In einem Raum der Behindertenwerkstatt habe ein Gasofen gestanden, der mit einer Gasflasche verbunden war, sagte Häberle. Aus bislang ungeklärter Ursache sei das Gas unkontrolliert ausgeströmt, habe sich entzündet und sei verpufft.

Die Toten hätten sich alle in dem Raum aufgehalten, in dem sich der gasbetriebene Heizofen befunden habe, erläuterte der Staatsanwalt. Unter ihnen ist eine 50-jährige Betreuerin. Außerdem kamen zehn Frauen mit Behinderung im Alter von 28 bis 68 Jahren ums Leben sowie drei Männer im Alter von 45 bis 68 Jahren.

Einen Bericht der „Bild“-Zeitung (Mittwochausgabe), wonach die Betreuerin zurück ins verrauchte Gebäude gerannt sein soll, bestätigte die Polizei jedoch nicht. Die genauen Abläufe würden noch ermittelt, sagte ein Sprecher. Der Zeitung berichtete eine Kollegin der Verstorbenen, dass diese zurück in die Behindertenwerkstatt lief, nachdem sie sich bereits ins Freie in Sicherheit gebracht hatte.

Sicherheitsvorschriften wurden eingehalten

Laut Kreisbrandmeister Alexander Widmaier hat sich der Rauch in dem Gebäude so schnell verbreitet, dass sich viele Menschen nicht hätten retten können. Die Todesursache ist allerdings dem Staatsanwalt zufolge noch nicht bei allen Opfern geklärt. Bei einigen sei hingegen klar, dass sie an einer Rauchvergiftung gestorben seien.

Sowohl die Landrätin Dorothea Störr-Ritter als auch der Vorstand des Caritas-Verbandes Freiburg, Egon Engler, betonten, dass in dem Gebäude alle Sicherheitsvorschriften eingehalten worden seien.

Baden-Württembergs Innenminister Reinhold Gall (SPD) hält vor Abschluss der Ermittlungen zur genauen Ursache der Brandkatastrophe Vorschläge für zusätzliche Sicherheitsauflagen für verfrüht. Man werde sich genau anschauen, wenn zu Ende ermittelt wurde, ob auf Basis dieser Erkenntnis weiterer Handlungsbedarf bestehe, sagte der Politiker dem SWR. „Wir sollten uns aber, glaube ich, auch nicht in dem Glauben wiegen, dass solche Ereignisse mit Sicherheit verhindert werden können, wenn wir größere Auflagen machen.“

(Trauerportal beim Erzbistum Freiburg: http://url.dapd.de/oi2ZhD )

dapd