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Ex-Bahnpolizist Nick Hein über bittere Erfahrungen in Köln

Ex-Bahnpolizist Nick Hein über bittere Erfahrungen in Köln

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polizist22~9b908b36-63a4-4a0c-85c5-8e1010ddc316.jpg Foto: Facebook/Christian Knieps
Als Bahnpolizist in Köln hatte er täglich mit nordafrikanischen Dieben zu tun. Kampfsport-Profi Nick Hein macht sich öffentlich Luft.

Köln. 

Die Boulevardpresse nannte Nick Hein mal „Deutschlands härtesten Polizisten“, und nun spricht er über bittere Erfahrungen als Bundespolizist im Kölner Hauptbahnhof. Hein, inzwischen Profi-Kampfsportler und Schauspieler, schreibt auf Facebook vom Frust mit aus Nordafrika stammenden Dieben – und was sich aus seiner Sicht ändern muss. Sein nachdenklicher Beitrag ist tausendfach geteilt und macht weiter Furore.

Was beklagt er genau? Kernvorwurf ist, dass sich der Rechtsstaat in manchen Kreisen durch seine Regeln lächerlich macht. Dabei geht es um die Erfahrungen, die er in drei Jahren als Bahnpolizist in Köln mit kriminellen Asylbewerbern aus Nordafrika machte: Der 31-Jährige war dort einer von meist zehn Polizisten pro Schicht, die eingreifen konnten, wenn etwas war im Bahnhof und der Umgebung, schreibt er. Am Tag gingen 20 bis 30 Anzeigen wegen Diebstählen ein. Und die Verdächtigen, die er immer wieder sah, gehörten fast immer einer Gruppe an: „Nordafrikaner im Asylverfahren.“ Täter, die die Beamten montags erwischt hatten und die Hausverbot hatten, waren dienstags wieder da. Er fragt: „Wie kann ein Asylbewerber, während sein Antrag geprüft wird, Straftaten begehen ohne Angst, ausgewiesen zu werden?“

Was fordert er? Eine Verschärfung des Aufenthaltsgesetzes. Es regelt, dass einem Ausländer eine Aufenthaltserlaubnis nicht erteilt wird, wenn er eine Straftat von erheblicher Bedeutung begangen hat. Darunter werden Straftaten mit einer Mindeststrafe von drei Jahren verstanden. Straftaten, die mit weniger als 3 Jahren Freiheitsstrafe belegt sind, spielten keine Rolle für die Asylentscheidung des Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Das muss sich ändern, sagt er. Er fordert, dass „Verstöße gegen unsere Demokratie, unsere Aufklärung und Zivilgesellschaft und am wichtigsten, die freiheitlich demokratische Grundordnung unmittelbar und konsequent geahndet werden und ein Aufnahmeverfahren entscheidend beeinflussen. Ansonsten macht sich unser Rechtssystem lächerlich.“

Hat er Recht? SPD und Union sehen das gleiche Problem – und wollen das Ausländerrecht ändern und einfachere Abschiebungen ermöglichen. Bereits am Montag will die Koalition über Konsequenzen sprechen, der Bundestagtag wird sich wenig später mit dem Thema befassen. Bei der Klausurtagung des CDU-Vorstands sagte die Kanzlerin, das Recht auf Asylverfahren könne verwirkt werden, wenn Strafen ausgesprochen würden – auch schon auf Bewährung. „Unmittelbare Konsequenzen“ sind aber so einfach in unserem Rechtsstaat mit der Unschuldsvermutung nicht möglich. Auch bei einer Gesetzesänderung wird eine Abschiebung erst Thema, wenn der Täter auch rechtskräftig verurteilt ist. Bis dahin könnten sich Menschen aus diesem Täterkreis auch weiter so durchs Leben schlagen – und Polizisten weiterhin mehrfach gegenübersitzen.

Sind die Äußerungen in dem Posting rassistisch oder fremdenfeindlich? Nein. Er greift keine Menschengruppe allgemein an, und er tritt ein für das Asylrecht an sich. In seinem Freundeskreis hat er Menschen aus vielen Nationen. Er warnt auch vor allgemeiner Hetze gegen Asylbewerber. Dazu wird sein Posting aber von manchen Menschen bereits genutzt. Die meisten gut integriert in Deutschland lebenden Nordafrikaner sind entsetzt, dass die Taten auch auf sie zurückfallen könnten. In einigen Städten verteilten vor allem Menschen mit tunesischen Wurzeln nach den Taten in der Silvesternacht Rosen.

Wer ist Nick Hein? Nick Hein war lang Bundespolizist und ist heute Profi für Mixed Martial Arts, dem vielleicht härtesten Kampfsport. Zuvor war er lange bester deutscher Judoka, musste aber mit Krücken zusehen, als Ole Bischof 2008 Olympia-Gold holte. Seine aufkommende Popularität ausgerechnet als Mixed Martial Arts-Kämpfer gefiel seinen Vorgesetzten nicht. Sie stellten ihn vor die Wahl: Mixed Martial Arts – oder Bundespolizist. „Wenn mir Geld oder soziale Sicherheit wichtig gewesen wären, hätte ich nicht gekündigt“, sagte er der „Welt“. Er ging, schaut aber nicht im Groll zurück: Die Bundespolizei ermöglichte ihm den Judo-Sport – und die Kollegen verloren trotz dünner Besetzung nie ein Wort darüber, wenn er deshalb mal wieder fehlte. Einem anderen Publikum bekannt wurde er als Schauspieler in der Serie „Diese Kaminskis“. In seinem Sport hat er wegen seiner Vorgeschichte als Polizist den Spitznamen „The Sergeant“ – ist stolz darauf. Auch deshalb schreibt er auf Facebook: Ihn ärgert, dass die alten Kollegen am Pranger stehen.