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Eine dänische Schule sortiert Schüler nach ihrer Herkunft

Eine dänische Schule sortiert Schüler nach ihrer Herkunft

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Ein Direktor hat seine Schüler in „Ausländer- und Mischklassen“ eingeteilt. Große Konsequenzen muss er dafür aber wohl nicht fürchten.

Stockholm. 

Ist Integration leichter, wenn Kinder mit ausländischen Wurzeln von einheimischen Kindern getrennt werden? Eine Schule in Dänemark unterrichtet nach diesem Prinzip. Das Langkaer-Gymnasium liegt im Osten Jütlands in einem Vorort der zweitgrößten dänischen Stadt Aarhus. In den vergangenen Jahren stieg der Ausländeranteil dort stark an.

Noch vor neun Jahren hatten 25 Prozent der Kinder Migrationshintergrund. Im nun angelaufenen Schuljahr sind es 80 Prozent. Das hat dazu geführt, dass immer mehr Dänen ihre Kinder lieber auf andere Schulen schicken, in denen es mehr dänische Kinder gibt. Um diesen Trend zu brechen, hat sich Rektor Yago Bundgaard für das neue Schuljahr eine heftig umstrittene Maßnahme ausgedacht.

Er verteilte seine Erstklässler nach deren Herkunft, um in einigen Klassen den Anteil dänischer Kinder künstlich zu erhöhen. In vier „Ausländerklassen“ sind nun ausschließlich Kinder mit Migrationshintergrund. In den restlichen drei „Mischklassen“ sind je eine Hälfte Dänen und die andere Hälfte Einwanderer. Sortierungskriterium der Schüler waren für Bundgaard nicht die sprachlichen Fähigkeiten der Schüler, sondern der Klang ihrer Namen.

Kritiker: Maßnahme widerspricht Verfassung

Kinder mit „dänisch klingendem Namen“ wurden als dänisch eingestuft, die anderen als ausländisch. Die Einteilung sei „fließend“ gewesen, räumte der Rektor im öffentlich-rechtlichen Rundfunk DR ein. Insgesamt sei die Lösung nicht zufriedenstellend, aber die beste unter den Alternativen, argumentierte er und betonte, dass man ja auch zusehe, dass der Anteil zwischen Mädchen und Jungs ausgewogen sei.

„Es ist reine Diskriminierung, wenn man die Leute danach sortiert“, konterte Jette Möller von SOS gegen Rassismus. Die sozialistische Ex-Abgeordnete Özlem Cekic kündigte an, die Schule wegen Diskriminierung anzuzeigen. Das sei gegen die Verfassung. „Wenn ein Schulleiter braune Kinder von weißen trennt, signalisiert er, dass weiße Kinder vor braunen geschützt werden müssen“, schrieb sie auf Facebook. Auch stellen sich Kritiker die Frage, wie es um die Integration der Kinder steht, die in den reinen Ausländerklassen gelandet sind.

Integrationsministerin gibt Rückendeckung

Doch der Aufschrei in Dänemark hält sich in Grenzen. Zwar hat das Schulministerium nun um einen Bericht vom Rektor gebeten, doch ändern muss die Schule voraussichtlich nichts, schätzt die Zeitung „Jyllands-Posten“ ein. Alle großen Parteien im Lande verfolgen eine betont strenge Einwanderungspolitik. Bei den letzten Europawahlen wurde die rechtspopulistische Volkspartei stärkste Kraft im Lande. Dänemarks konservative Integrationsministerin Inger Stöjberg hat sich hinter den Rektor gestellt.

„Er hat hier völlig vernünftig gehandelt“, sagt die Hardlinerin, die auch gesonderte Einwanderungsregeln für Muslime gefordert hat. „Die Schule versucht, ihren Schülern einen so dänischen Alltag wie überhaupt nur möglich zu geben“, sagte sie. Auch die konservative Zeitung „Jyllands-Posten“ zeigt Verständnis. An anderen Schulen habe man Ähnliches getan, und nun sei das Verhältnis zwischen dänischen und ausländischen Kindern dort wieder besser.

Kinder mit Migrationshintergrund könnten auch eine andere Schule mit mehr Dänen wählen. So sei das Langkaer-Gymnasium nicht das örtlich nächst liegende für viele der Schüler mit Migrationshintergrund. Viele hätten eigentlich andere Schulen, die sie auswählen hätten können, wenn ihnen die Integration wichtig ist, kommentiert die Zeitung.