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Magazin „Visite“ im NDR übersetzt Ärztelatein für Zuschauer

Magazin „Visite“ im NDR übersetzt Ärztelatein für Zuschauer

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Foto: NDR/Christian Augustin
„Visite“ zählt zu den beliebtesten Gesundheitsmagazinen. Zu den Aufgaben der Journalisten gehört vor allem die Übersetzung medizinischer Fachbegriffe.

Essen. 

Das Gesundheitsmagazin „Visite“ (Dienstag, NDR, 20.15 Uhr) ist eines der beliebtesten Gesundheitsmagazine bundesweit. Seit 17 Jahren moderiert Vera Cordes die Sendung. Mit Eva Adler sprach sie über die Erfahrungen in ihrem Job.

Die erste Ausgabe von „Visite“ wurde 1971 ausgestrahlt. Wie hat sich die Sendung verändert?

Vera Cordes:

Uns ist wichtig, keine Luxusmedizin ins Rampenlicht zu rücken, sondern Verfahren, auf die jeder gesetzlich Versicherte einen Anspruch hat. Wir bringen Alltagstipps, liefern überraschende Neuigkeiten (abgekühlte Pellkartoffeln sind gesünder als normal gekochte), schauen, wie sich Schul- und Alternativmedizin ergänzen, und vermitteln Hoffnung, indem wir berichten, wie Menschen ihr Schicksal auch bei schwerer Krankheit meistern.

Fällt Ihnen die Übersetzungsarbeit aus dem Fachchinesisch leicht?

Cordes: Wir sind dazu da, die Ärzte vom Spezialisten-Ross runter zu holen. Dies bedarf manchmal anstrengender Vorgespräche. Und dazu muss man dem Interviewpartner oft eine Länge voraus sein, um einen Experten im Notfall simultan übersetzen zu können.

Wie gelangen Sie an thematische Inhalte für die Sendung?

Cordes: Häufig greifen wir Vorschläge der Zuschauer auf. In der aktuellen Sendung geht es darum, dass künstliche Hüft- oder Kniegelenke oft früh ausgetauscht werden müssen. „Woran liegt das?“, fragte uns ein Zuschauer. Die Recherche zeigte, dass Prothesen zwar für ältere, nur noch wenig mobile Menschen getestet sind, nicht aber für die Ansprüche, die Jüngere heute haben. Neben dem unerschöpflichen Reservoir der 30 000 bekannten Krankheiten informieren wir aber auch über die, die zu den 5000 seltenen Erkrankungen zählen.

Es ist sehr erfreulich, wenn wir Dankesbriefe erhalten, weil jemand nach Jahren des Leidens durch einen Beitrag in unserer Sendung die Ursache erkannt hat und behandelt werden konnte. Wir haben tatsächlich einen Stapel Briefe zu geretteten Leben in der Redaktion.

Was war das Schlimmste, das bei einer Sendung schief ging?

Cordes: Einmal war ein hochdekorierter Herzchirurg im Studio, und ich moderierte einen Film über einen schwerkranken Patienten von ihm an, dem er in Kürze ein neues Herz einsetzen wollte. Dann wurde aber ein völlig falscher Film eingespielt: Das grinsende Gesicht eines Mannes in Großaufnahme, der krachend in ein dickes Brot biss.

Sie beklagten sich kürzlich, dass die Deutschen immer bequemer werden. Wird Deutschland langsam aber sicher zu einer „Schlaffi-Republik“?

Cordes: Oh ja, wer mehr als sechs Stunden täglich inaktiv ist, hat ein um 40 Prozent höheres Risiko, innerhalb der nächsten 15 Jahre zu sterben, als derjenige, der täglich höchstens drei Stunden sitzt. Dies lässt sich auch nicht durch dreimal wöchentliches Sporttraining ausgleichen.

Die Rettung sind möglichst viele Alltagsbewegungen – von morgens bis abends. Statt Putzfrau selber putzen. Auf der Arbeit immer das am entferntesten liegende Klo aufsuchen. Und wer völlig verrückt ist, wie ich, läuft die zehn Stockwerke zur Visite-Redaktion an guten Tagen hoch und runter.