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Kai Schumann als „Heldt“ – Ein neuer Ermittler für das Revier

Kai Schumann als „Heldt“ – Ein neuer Kommisar fürs Revier

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Heldt_Szenenbild Foto: ZDF/Frank Dicks
Dortmund hat einen „Tatort“, „Der letzte Bulle“ ist in Essen unterwegs, und jetzt hat Bochum den „Heldt“. Da ermittelt der neue TV-Kommissar ab Donnerstag im ZDF – vom Ruhrgebiet gibt es aber nicht viel zu sehen. Was vermutlich nicht unwesentlich damit zu tun hat, dass die meiste Zeit in Köln gedreht wurde.

Bochum. 

Mord und Totschlag, wohin die Kamera auch schwenkt im Ruhrgebiet. Zumindest aber Raub, Diebstahl oder Erpressung. Ein Sumpf jedenfalls. Und offenbar nur mit verstärktem Personaleinsatz trocken zu legen. Deshalb fahndet in Dortmund neuerdings ja auch Kommissar Faber (Jörg Hartmann) im ARD-„Tatort“. Und in Essen hat erst am Montag „Der Letzte Bulle“ Mick Brisgau (Henning Baum) seine Ermittlungen für Sat.1 wieder aufgenommen. Jetzt soll auch in Bochum wieder Recht und Ordnung einziehen – „Heldt“ (ZDF, 19.25 Uhr) sei Dank.

Kai Schumann heißt der Mann, der ihn spielt. Früher war er mal Arzt, war Dr. Mehdi Kaan in „Doctor’s Diary“. Nun ist er Kommissar. Ein unkonventioneller, wenn man das mal freundlich ausdrückt. Auch äußerlich. Strickmütze und Jeans zu Dreitagebart und mit Kopfhörern auf den Ohren. So einen hätte Derrick einst sofort als Hauptverdächtigen festgenommen. Heute dagegen wirkt diese übertriebene Lässigkeit manchmal ein wenig aufgesetzt.

Kommissar mit Ecken und Kanten

Nicht für Schumann natürlich. Er nennt Heldt „eine sehr gute Figur“. Und: „Ein großes Kind zwischen Gesetz und Gerechtigkeit.“ Wobei das zweite für ihn eindeutig wichtiger ist. Deshalb macht Nikolas Heldt auch da weiter, wo seine Kollegen aufgeben, selbst wenn er dafür den Pfad der Legalität kurzzeitig verlassen muss. Überhaupt ist Heldt einer, der Regeln hinterfragt und sie zur Not auch verletzt. Einer mit Ecken und Kanten, der ungewöhnlich ermittelt, manchmal fast ein wenig irre wirkt. Doch gerade dann unterhält der neue Kommissar am besten.

Manchem Klischee kann die zunächst auf sechs Folgen angelegte Serie aber nicht entkommen. Denn auch Heldt hat einen zur Cholerik neigenden Vorgesetzten, der in diesem Fall Hauptkommissar Detlev Grün (Timo Dierkes) heißt. Eine Frau gibt es natürlich auch in der Serie. Ellen Bangenberg (Janine Kunze), laut Drehbuch einst Fotomodell, heute alleinerziehende Mutter und Staatsanwältin mit dem Auftrag, Herrn Heldt im Zaume zu halten. Was natürlich regelmäßig misslingt, die Beziehung zwischen den beiden aber nur selten ernsthaft belastet. Vom erotischen Knistern, von dem im Vorfeld öfter zu hören war, ist zum Auftakt allerdings nur wenig zu spüren. Liegt vielleicht daran, dass Heldt bereits am Vorabend ermittelt.

Ungewöhnliche Fälle

„Deshalb gibt es auch die ganz harten Themen nicht“, sagt Produzent Johannes Ernst. Aber Timo Dierkes spricht von „teils ganz ungewöhnlichen Fällen“, die sie hier in Bochum zu lösen haben. Ein Bochum übrigens, von dem – außer ein paar eleganten Luftaufnahmen, einer Parkhauseinfahrt und ein paar Verkehrsschildern – nicht viel zu sehen ist in den ersten Folgen. Was natürlich auch daran liegt, dass die meiste Zeit in Köln gedreht wurde. Für Schumann nicht schlimm. Bochum, Berlin, Dortmund, Dresden, völlig egal. „Ich denke nicht so abgezirkelt.“

Die Autoren offenbar auch nicht. Die Fälle mögen ungewöhnlich sein, spielen könnten sie in jeder Stadt. Dafür sind sie flott inszeniert, manchmal allerdings etwas vorhersehbar, weil sie aus bekannten Versatzstücken zusammengestellt wurden. Und auch wenn die drei Hauptdarsteller mit der Zeit immer mehr zueinander finden, wünscht man ihnen ein paar starke Charaktere in den Nebenrollen.

Doch selbst wenn sich die nicht finden lassen, dürfte „Heldt“ Schwung in den manchmal betulich wirkenden Vorabend des ZDF bringen. Der Mann hat jedenfalls Potenzial.