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Dopplungen bei den öffentlich-rechtlichen Digitalkanälen

Dopplungen bei den öffentlich-rechtlichen Digitalkanälen

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Foto: Rico Rossival/ZDF
Vor einem Jahr wurde ZDFinfo runderneuert. Doch ein Problem blieb: Die insgesamt sechs öffentlich-rechtlichen Digitalkanäle haben etliche Überschneidungen mit dem traditionellen Angebot von ARD und ZDF.

Mainz. 

Der Digitalkanal ZDFinfo hat sich vor einem Jahr neu erfunden. In Mainz ist von „hoher Zuschauerakzeptanz“ die Rede – gerade bei der Generation Internet. Doch nicht überall kommt Freude auf.

Die Medienpolitik spendierte dem gebührenfinanzierten Fernsehen Ende der 90er sechs digitale Kanäle, drei fürs Erste, drei fürs Zweite. Das Ende der analogen Fernseh-Ära war schon damals absehbar, und die Öffentlich-Rechtlichen sollten nicht von der technologischen Entwicklung abgehängt werden.

Die Digitalkanäle sollen diejenigen zurückholen, die die Hauptprogramme verloren: junge Zuschauer. Die TV-Jugend bevorzugt nicht nur andere Themen als das klassische Publikum von ARD und ZDF, das im Schnitt um die 60 ist. Die junge TV-Generation nutzt Medien ganz anders als ihre Eltern; sie wuchs mit dem Internet auf. Genau da sollen die Digitalkanäle ansetzen. Das Zauberwort heißt „crossmedial“; Fernsehen und Internet sollen miteinander verschmelzen. So weit, so gut.

Nazi-Dokus aus dem Hause Knopp laufen in Endlos-Schleife

Doch inhaltlich können sich die Digitalkanäle oft nur schwer von bestehenden Angeboten abgrenzen. ZDFinfo ist ein Musterbeispiel dafür. Nazi-Dokus aus dem Hause Knopp laufen in einer Endlos-Schleife, bisweilen unterbrochen von Natur-Dokus und Infotainment à la „Terra Xpress“. Material, das bei Info-Sender Phoenix ebenfalls bestens aufgehoben ist. Selbst bei 3sat wäre es kein Fremdkörper.

Das eigentliche Nachrichten-Angebot bei ZDFinfo macht, wie Thomas Hinrichs von der konkurrierenden ARD anmerkt, „knapp acht Prozent“ aus – nicht ohne hinzuzufügen, dass der Nachrichten-Anteil beim ARD-Digitalkanal tagesschau24 zwischen 9 und 20 Uhr bei 90 Prozent liegt. Doch auch beim „Tagesschau“-Ableger stellt sich die Frage, ob das Zusatz-Angebot tatsächlich so einzigartig ist, wie die „ARD aktuell“-Redaktion glaubt.

Die Marktanteile sind übersichtlich

Das Publikum ist hüben wie drüben übersichtlich. Die Marktanteile liegen weit unter einem Prozent. Natürlich sind die Digitalkanäle nicht zum Nulltarif zu haben. Für ZDFinfo hatte das Zweite 17,9 Millionen Euro eingeplant, tagesschau24 stehen unterm Strich 5,9 Millionen zur Verfügung. Mag sein, dass diese Beträge bescheiden sind im Angesicht einer Gebührensumme von 7,53 Milliarden Euro.

Doch weil der Rückhalt der Rundfunkgebühr in der Bevölkerung schwindet, ist die Medienpolitik alarmiert. Der Vorsitzende der Rundfunkkommission, Kurt Beck (SPD), will weniger Digitalsender. Phoenix könnte davon profitieren. Dem Privatsender-Verband VPRT ist es recht. Verbandschef Claus Grewenig hofft, dass beim Aufräumen der Digitalkanäle „programmliche Doppelungen untersucht und gegebenenfalls beseitigt werden“.