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Die Verwalterin von Axel Springers Erbe

Die Verwalterin von Axel Springers Erbe

Sie ist die Herrin über „Bild“ und „BamS“: Friede Springer, Witwe und Verwalterin des Erbes von Axel Springer, ist die mächtige Frau in Deutschlands größtem Zeitungs- und drittgrößtem Zeitschriftenverlag. Als Kindermädchen kam sie in das Haus des Verlegers, wurde seine fünfte Frau und ist heute Mehrheitseignerin der Axel Springer AG.

Berlin (dapd). Sie ist die Herrin über „Bild“ und „BamS“: Friede Springer, Witwe und Verwalterin des Erbes von Axel Springer, ist die mächtige Frau in Deutschlands größtem Zeitungs- und drittgrößtem Zeitschriftenverlag. Als Kindermädchen kam sie in das Haus des Verlegers, wurde seine fünfte Frau und ist heute Mehrheitseignerin der Axel Springer AG. „Er war der Kreative, er hat das alles erfunden“, sagte Friede Springer im April in einem ihrer seltenen Interviews. „Ich versuche doch nur, alles zusammenzuhalten.“

Anfang Mai würdigte der Verlag Axel Springer den 100. Geburtstag seines Gründers (1912-1985). 30 Jahre jünger als der umstrittene Verleger, feiert nun seine letzte Ehefrau am 15. August ihren 70. Geburtstag. Der Medienkonzern richtet an diesem Tag im Springer-Haus in Berlin, für das der Verleger 1959 den Grundstein an der damaligen Sektorengrenze gelegt hatte, einen Empfang für seine stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende aus.

Für andere sei Axel Springer eine Person der Zeitgeschichte, für sie sei er nach wie vor gegenwärtig; jeden Tag denke sie an ihn. So berichtete Friede Springer in dem ausführlichen Gespräch mit der in ihrem Verlag erscheinenden „Welt am Sonntag“.

Dort erfuhren die Leser auch, dass die stets elegante und beherrscht wirkende Grande Dame des Verlages „Speed Walk“ macht, die Beatles verehrt und Kürbissuppe gut kochen, aber „einfach kein Steak zubereiten“ kann. Und dass sie gerne Schuhe kauft: „Ein paar Schuhe sind doch immer drin. Ich zähle meinen Schuhpark nicht mehr, sondern verschenke gleich wieder.“ Just in dieser Zeitung stand vor fast 50 Jahren die Anzeige („Villenhaushalt sucht Kindermädchen“), die ihr Leben grundlegend verändern sollte.

Friede Springer stammt von der Nordseeinsel Föhr, ihr Vater war Gärtnermeister, ihre Mutter Hauswirtschaftsleiterin. 1965 wurde die bildhübsche Friede Riewerts, so ihr Mädchenname, Kinderpflegerin bei Axel Springer und seiner damaligen Frau. Nach einer langjährigen Beziehung ohne Trauschein mit dem Verleger heirateten die beiden 1978 und waren bis zu seinem Tod 1985 zusammen. „Ich kümmerte mich hundert Prozent um ihn, das gefiel ihm“, sagte sie rückblickend. „Ich war eine gute Zuhörerin und ich lernte dazu. Das Verlagsgeschäft habe ich am Frühstückstisch, am Mittagstisch und beim Abendessen mit aufgesogen.“ Er habe sie ausgebildet, sie sei dank ihm gewachsen.

Friede Springer gehört längst selbst zu den einflussreichsten und reichsten Verlegerpersönlichkeiten in Deutschland. Sie engagiert sich karitativ, ist unter anderem Stifterin und Vorstand der Friede Springer Stiftung und der Friede Springer Herz Stiftung, wurde vielfach ausgezeichnet, so auch mit der Ehrendoktorwürde der Ben-Gurion-Universität in Israel. Israel war auch für ihren Mann eine „Herzensangelegenheit“.

Dass sie sich nach dem Tod von Axel Springer in dem Medienkonzern („Die Welt“, „Hörzu“) – der im vergangenen Jahr mit einem Umsatz von 3,18 Milliarden Euro erstmals die 3-Milliarden-Euro-Marke übertroffen hat – behaupten konnte, hätten wohl seinerzeit viele nicht gedacht. Einen jahrelangen geschäftlichen Kampf führte sie mit dem 2011 gestorbenen früheren Medienunternehmer und Springer-Großaktionär Leo Kirch.

Zwtl.: Glamour ist nicht ihre Sache

„Ich fühle mich weder mächtig noch reich“, sagt Friede Springer. „Ich lebe mein Leben und es ist das Gegenteil von Berühmtheit oder Celebrity. Das bin ich nicht und werde es auch nie sein. Ja, ich bezeichne mich als bescheiden“, beschreibt sie sich selbst. Die Autorin Inge Kloepfer, deren aktualisierte Biografie über die Verlegerin in diesem Jahr auf den Markt kam, sagte im „Spiegel“, viele glaubten, Friede Springer besonders nah zu sein. „Aber sie ist eine reservierte Person, an die kaum jemand wirklich herankommt. Wer für sie arbeitet, muss erfolgreich sein, von zur Schau getragener Wertschätzung lässt sie sich nicht umgarnen.“

Mehrere Vorstandschefs hintereinander führten seit dem Ausscheiden des langjährigen Springer-Vorstandsvorsitzenden Peter Tamm 1991 den Konzern. Seit über zehneinhalb Jahren werden die Geschäfte nun von Mathias Döpfner gelenkt, den Friede Springer an die Spitze des Verlages berufen hatte.

Friede Springer, der ein guter Draht zur Kanzlerin nachgesagt wird, unterzeichnete die Berliner Erklärung, die unter anderem eine Frauen-Quote in Aufsichtsräten fordert. Zwei Frauen sitzen bei Springer in dem neunköpfigen Gremium. Die Vize-Aufsichtsratschefin sieht man vor den Kulissen bei Hauptversammlungen oder repräsentativen Veranstaltungen, wie der Vorstellung einer Sonderbriefmarke zu Ehren Axel Springers im April.

Eigene Erben hat Friede Springer nicht. Dagegen gingen aus Axel Springers früheren Verbindungen mehrere Kinder hervor. Mit Springer-Enkel Axel Sven Springer führte Friede Springer einen langen Erbstreit. Für sie blieb es die einzige Ehe; seit dem Tod des Verlegers vor fast 30 Jahren hat sie nicht mehr geheiratet. Dass ihr Mann keine Kinder mit ihr wollte, war „ein großes Opfer“ für sie, wie sie sagt. „Ich liebe Kinder. Aber ich wusste, dass das nicht gut gehen würde. Er wollte meine Aufmerksamkeit.“

dapd