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Aldi-Erben sind nicht mehr die reichsten Deutschen

Aldi-Erben sind nicht mehr die reichsten Deutschen

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Aldi Markt Foto: dpa
Jahrelang führten die Aldi-Gründer Theo und Karl Albrecht die Rangliste der reichsten Deutschen an. Doch jetzt sind die Erben der Discount-Milliardäre von den Spitzenplätzen verdrängt worden. Von einer Familie, die vor wenigen Jahren noch kurz vor der Pleite stand.

Essen. 

In den vergangenen Jahren, ach was Jahrzehnten, war die Sache klar. Der reichste Deutsche hieß Albrecht. Theo oder Karl. Jedenfalls Albrecht. Die Aldi-Gründer, beziehungsweise ihre Erben führten die Rangliste der Milliardäre klar an. Doch jetzt sind sie überholt worden. Von einer Familie, die vor wenigen Jahren noch kurz vor der Pleite stand. Von den Schaefflers.

Auf 21,5 Milliarden Euro schätzt das Magazin „Bilanz“ das Vermögen von Maria-Elisabeth Schaeffler (73) und ihrem 49-jährigen Sohn Georg. Die Familie von Karl Albrecht kommt dagegen „nur“ auf aktuell 18 Milliarden Euro, die von Bruder Theo auf 16 Milliarden Euro. Was selbstverständlich ebenfalls den Regen abhält und auch nur Schätzungen sind.

2008 standen die Schaefflers am Abgrund

Jedenfalls haben die Schaefflers Geld. Wieder viel Geld, muss man sagen. Denn 2008 machte Elisabeth Schaeffler, die den Betrieb nach dem Tod ihres Mannes 1996 übernahm, und ihr Sohn eine finanzielle Nahtod-Erfahrung. Damals, so die Kurzfassung, wollten sie mit ihrem Maschinenbauunternehmen den wesentlich größeren Automobilzulieferer Continental übernehmen, verkalkulierten sich dabei allerdings und hatten statt der angestrebten 49,9 Prozent plötzlich 90 Prozent der Aktien. Aber aber auch zehn Milliarden Euro Schulden. Aus der jahrelang erfolgreichen Vorzeige-Matriarchin war in Zeiten der Weltwirtschaftskrise das „Gesicht der Pleite“ geworden.

Aber die Schaefflers kämpfen sich zurück. Mit viel Glück, harter Arbeit und der Hilfe von Banken und Gewerkschaften, die sich eine so große Pleite nicht leisten konnten. Mittlerweile hat das ungleiche Duo mehr Vermögen, als je zuvor, vor allem dank des boomenden Aktienkurses von Continental: Seit 2012 hat er sich von 50 auf rund 165 Euro mehr als verdreifacht.

Kleine Fische im europäischen Vergleich

Durch die Innenstädte des Landes können die Schaefflers dennoch unerkannt gehen. Genau wie Lidl-Besitzer Dieter Schwarz (Platz vier, 15 Milliarden Euro) oder die Familie Oetker, mit 7,6 Milliarden immerhin noch Platz elf. So bekannt ihr Name, so unbekannt sind ihre Gesichter.

Letztendlich, das muss man auch mal sagen dürfen, sind sie auch alle „kleine Fische“. Schon innerhalb Europas reicht es für die Schaefflers nur für Rang vier – geschlagen unter anderem von Aman­cio Ortega, Chef der Modekette Zara (46,3 Milliarden) oder Liliane Bettencourt, Haupt-Anteilseignerin am Kosmetikkonzern L’Oréal (28,7 Milliarden Euro)

150 Milliardenvermögen im Land

Ganz zu schweigen von Carlos Slim Helú, dem mit 60,8 Milliarden Euro reichsten Mann der Welt. Oder dem gerade mal 1,4 Milliarden ärmeren Bill Gates. Unerkannt durch die Fußgängerzone gehen kann der Computer-Mogul allerdings längst nicht mehr.

Insgesamt ermittelte „Bilanz“ 150 Milliardenvermögen in Deutschland. Die 500 Reichsten kommen zusammen auf ein Vermögen von knapp 591 Milliarden Euro. Rechnet man die Habschaft der 13 wohlhabendsten Großfamilien dazu – rund 81,7 Milliarden Euro – kommt man auf fast 673 Milliarden Euro. Das entspricht, nur mal so zur Einordnung, fast dem dreifachen Bruttoinlandsprodukt Dänemarks.