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Die neue Leichtigkeit bei „Alarm für Cobra 11“

Die neue Leichtigkeit bei „Alarm für Cobra 11“

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Vinzenz Kiefer verlässt «Alarm für Cobra 11» Foto: dpa
Vinzenz Kiefer verlässt die Actionserie nach nur zwei Staffeln. Doch hinter der Personalie stehen vor allem inhaltliche Überlegungen.

Köln. 

„Alarm für Cobra 11“ ist für RTL, was die „Lindenstraße“ für die ARD ist: eine Langzeit-Serie. Seit 1996 läuft sie. Um das Publikum bei Laune zu halten, muss immer wieder Neues her. RTL-Redakteur Nico Grein erlaubte Jürgen Overkott einen Blick hinter die Kulissen.

Während RTL mit Serien-Neustarts wenig Glück hatte, hält sich „Cobra 11“ tapfer. Dennoch muss Vinzenz Kiefer nach nur zwei Staffeln gehen. Warum?

Nico Grein:

Vinzenz Kiefer war unser Wunschkandidat für die Verkörperung der Rolle Alex Brandt. Wir sind und waren sehr zufrieden mit ihm und seiner großartigen, schauspielerischen Leistung. Mit ihm an der Seite von Erdogan Atalay hat sich die Serie weiterentwickelt, und wir sind gemeinsam den Schritt gegangen, der nach dem Weggang von Tom Beck notwendig war: der Serie eine neue Farbe zu geben und sie im Rahmen des Markenkerns weiter zu entwickeln.

ZUR PERSONDas heißt…?

Grein: Die Geschichten eher über die Figuren zu erzählen, den Erzählton erwachsener und ernsthafter und die Fälle emotionaler zu gestalten. Die Figur Alex Brandt hatte mehr Tiefgang und verschiedenen Facetten, die der Zuschauer erst nach und nach entdeckt. Zudem hat die Figur eine interessante Backstory, die sich über mehrere Folgen erzählen lässt. Trotzdem mussten wir einsehen, dass die „Cobra“ durch die neue Ausrichtung auf Dauer etwas limitiert war. Alex Brandt ist ein geheimnisvoller Held, der uns erzählerisch aber auch an Grenzen bringt. Einerseits ist der Erzählbogen von Alex Brandt beendet und die Geschichte damit auserzählt. Andererseits gab es den Wunsch der Zuschauer, mehr Humor und „eskapistische Momente“ zu erzählen; und dem wollen wir nachkommen. Daher haben wir uns entschieden, mit einem neuen Darsteller wieder etwas mehr Leichtigkeit und Augenzwinkern in die Serie zu bringen. Aber auch der neue Partner wird eine spannende und ernstzunehmende Figur mit Tiefgang werden.

Was heißt Humor?

Grein: Der Humor soll nicht durch klamaukige Situation aufgesetzt wirken, sondern sich aus den Figuren heraus ergeben. Aber zunächst einmal können sich die Zuschauer im Herbst aber auf eine starke, neue Staffel „Alarm für Cobra 11“ mit Vinzenz Kiefer an der Seite von Erdogan Atalay freuen.

Tom Beck war Publikumsliebling. Was mochten die Zuschauer an ihm?

Grein: Jeder Alarm-Darsteller der letzten Jahre hatte seine Vorzüge, für die er von den Fans gemocht wurde. Im Fall von Tom Beck hat vieles gepasst, wie beispielsweise die Mischung aus Coolness und Verlässlichkeit. Ein sehr sportlicher, lässiger Held, der als Ben Jäger aber auch mit Erdogan Atalay alias Semir Gerkhan im Team sehr gut funktioniert hat. Er war locker im Umgang mit Frauen und konnte sich aus jeder Krise charmant rauswinden. Daher wurde er von Männern und Frauen gleichermaßen gemocht und akzeptiert – Männer würden mal mit ihm ein Bier trinken und Frauen lassen sich gerne von jemandem wie Tom Beck retten.

Wie war die Reaktion der Fans auf Vinzenz Kiefer?

Grein: Vinzenz hat nach Tom Beck natürlich ein schweres Erbe angetreten, was allen Beteiligten bewusst war. Dennoch haben die Fans ihn schnell akzeptiert, was nicht zuletzt an seinem großen schauspielerischen Talent und der spannenden Backstory lag. Die ursprünglich in den sozialen Medien spürbare Skepsis hat sich schnell gelegt, weil Vinzenz Kiefer die Fans auf eine für das Format ganz neue Art und Weise begeistern konnte.

Mit Kiefers Figur wurde „Cobra 11“ etwas düsterer. Wie kam die neue Farbe an?

Grein: Wir haben viele positive Rückmeldungen bekommen, da die Serie mit Vinzenz mehr Tiefgang bekommen hat. Ein notwendiger Schritt, den wir nach den Folgen mit Ben Jäger bewusst gegangen sind. Besonders bei den eingefleischten Cobra-Fans fanden die neuen Folgen mit der horizontalen Erzählweise großen Zuspruch.

Wie wichtig sind die Reaktionen in den sozialen Netzwerken für die Fortführung der Serie?

Grein: Die sozialen Netzwerke ermöglichen uns einen direkten und unmittelbaren Kontakt zu den Fans der Serie. Wir bekommen noch während der Ausstrahlung ein Feedback unserer Fans und Kritiker, was natürlich von unschätzbarem Wert ist. Wir schauen uns alle Meinungen sehr genau an und diskutieren sie mitunter auch bei der Entwicklung der Folgen.

„Cobra 11“ ist so etwas wie die „Lindenstraße“ des Privatfernsehens geworden. Was darf auf keinen Fall verändert werden?

Grein: Die Cobra bietet den Zuschauern seit fast 20 Jahren einen festen Punkt in ihrer Woche. Viel hat sich in dieser langen Zeit verändert, aber was bleiben wird ist die Sicherheit, dass am Donnerstagabend Spannung, Action und Unterhaltung geboten wird. Wir haben einen starken Markenkern, der trotz unterschiedlicher Tonalität über die Jahre unseren Zuschauern eine Verlässlichkeit bietet, die sie lieben – und wir auch.

Daraus folgt…

Grein: Unsere eigene Begeisterung für das Format spornt uns immer wieder an, neue Geschichten, neue Action auf noch höherem Niveau und vor allem die Sicherheit, dass am Ende irgendwann die Guten gewinnen werden, auf den Bildschirm zu bringen.

Kann man mit einer so langlebigen Serie, die durchaus eine Menge an Tradition ansammelt, noch junge Leute erreichen?

Grein: Eine große Stärke von „Alarm für Cobra 11“ ist, dass die Serie alle Zuschauergruppen gleichermaßen anspricht – auch die jungen. Cobra 11 schafft es, Männer und Frauen, Jung und Alt gemeinsam vor dem Fernseher zu versammeln. Mit Action auf internationalem Niveau, spannenden Fällen und den coolen Ermittlern gewinnen wir regelmäßig auch junge Zuschauer hinzu. Die älteren Zuschauer sind teilweise seit fast 20 Jahren Fans der Serie und fühlen sich bei uns zuhause. Das Geheimnis ist die Tradition und Verlässlichkeit, gepaart mit einer ständigen Weiterentwicklung und Frischekur. Daher holen wir immer wieder neue Talente mit frischen Blickweisen ins Team, die neue Impulse mitbringen und Bewährtes hinterfragen. Zudem ist es notwendig, die Charaktere und Ausrichtung der Serie auf den Prüfstand zu stellen. So hält man die Serie modern und am Puls der Zeit und erreicht auch junge Zuschauer.

Welche neuen Akzente setzt die neue Staffel?

Grein: Spektakuläre Schauplätze in Tirana, Albanien, und eine packende Story rund um Semirs Familie bilden den Startpunkt für diese Staffel. Neben dem Abstecher nach Albanien geraten die Autobahnpolizisten in einer Folge in eine handfeste Gefangenenrevolte in der JVA, gehen in der Wildnis auf Schatzsuche und gelangen sogar in die Welt der Raumfahrt. Aber auch im Privatleben der Helden geht es rund: Alex scheint in der unkonventionellen Rechtsmedizinerin Nela mehr als nur eine Kollegin zu sehen und Semir steht vor der Frage, ob es zu einer endgültigen Versöhnung seiner Familie kommen kann.