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Alina Levshin beeindruckt als „Die Kriegerin“ im ZDF

Alina Levshin beeindruckt als „Die Kriegerin“ im ZDF

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Foto: Ascot Elite Filmverleih/Alexander Janetzko/dpa
Mit „Die Kriegerin“ hat das ZDF einen beeindruckenden Film zum Thema Rechtsextremismus ins Programm genommen. Darin spielt Alina Levshin die Titelrolle der „Kriegerin“, die im Osten Deutschlands rechtsradikal wütet. Die verführerische Anziehungskraft rechter Kameradschaften baut Regisseur David Wnendt dabei eher beiläufig ein.

Essen. 

„Sowas bedien’ ich nich’“, raunzt die Kassiererin im Supermarkt, als die beiden Jungs aus dem Asylbewerberheim mit ein paar Lebensmitteln vor ihr stehen. Und damit kommt sie in diesem ostdeutschen Provinzstädtchen durch. So wie mit ihrer SS-Tätowierung und dem Hitlergruß mitten auf der Straße. Ihr Landser-Opa hat sie doch schon als Kind zur „Kriegerin“ abgerichtet. Ein Mädchen voller Hass und mit gewaltgeladenen Freunden – da schmerzt das Zusehen zuweilen.

Und doch gibt es keinen Grund, David Wnendts filmischen Blick in den rechtsradikalen Abgrund zu versäumen. Im Gegenteil. Der junge Autor und Regisseur wagt ein ungeschöntes Stück, ohne sich zum Moralapostel aufzuschwingen: „Kriegerin“ (ZDF, Donnerstag, 22.15 Uhr) ist eher eine Bestandsaufnahme als eine Anklage geworden. Und die Kamera ist stets ganz nah dran am Getümmel.

„Die Kriegerin“ ist eine sorgfältig recherchierte Milieustudie

Die offenbar sorgfältig recherchierte Milieustudie an den gesellschaftlichen Rändern hat es in sich, weil sie in Bild und Spiel so authentisch wirkt, als seien hier nicht Schauspieler am Werk, sondern Überzeugungstäter. Das ist glänzende Arbeit von allen Seiten.

Mit Alina Levshin in der Hauptrolle hat Wnendt einen Volltreffer gelandet. Marisa, das Skingirl mit der fransigen Federfrisur, ist eine der jungen Frauen, die nun immer häufiger in der Statistik auftauchen, wenn es um rechtsradikale Gewalt geht.

Sie prügelt mit, wenn ihr Freund Sandro (Gerdy Zint) und seine Clique in der S-Bahn Ausländer vermöbeln, säuft auf wahren Party-Orgien, und selbst beim Sex unter der Hakenkreuzfahne riecht es eher nach Gewalt als nach Liebe. Marisa jobbt im Supermarkt ihrer alleinerziehenden Mutter (Rosa Enskat) und besucht ihren über alles geliebten Opa (Klaus Manchen) im Krankenhaus.

Nazi-Kameradschaften und ihre verführerische Anziehungskraft

Ein junger Afghane, bei dem sie etwas gutmachen will, weil sie ihn und seinen Bruder nach einem Streit absichtlich anfuhr, stellt ihre Ideologie auf die Probe. Denn er braucht ihre Hilfe, um zu seiner Familie nach Schweden zu kommen. Wnendt macht daraus aber keinen plumpen Erkenntnisprozess, um die Geschichte irgendwie zu einem guten Ende zu bringen, denn das wäre zu billig. Er zeigt, wie die junge Frau erst einmal alles tut, um die Widersprüche unter einen Hut zu bringen, ehe sie sich doch gegen ihre Leute stellen muss.

Die verführerische Anziehungskraft rechter Kameradschaften und deren Duldung flechtet Wnendt dabei eher beiläufig und damit elegant ein. Ein Teenager wie Svenja (Jella Haase) nimmt jede Erniedrigung hin, um dazuzugehören. Es scheint alternativlos. Das trifft den Zuschauer härter als jeder Faustschlag.