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Die Chronik der größten Skandale

Die Chronik der größten Skandale

An Rhein und Ruhr. 

Der Hüftschwung von Elvis und nackte Tatsachen von Pin-up-Girl Betty Page reichten in den 50er Jahren schon aus, um nahezu ein Erdbeben auszulösen. Seitdem hat es unzählige Skandale in der Welt der Popmusik gegeben. Zeit für eine Chronik der größten Skandale und Tabubrüche – und wie sie die Gesellschaft möglicherweise verändert haben. Die Dokumentation „Pop Scandals“ geht diesem Thema nach.

Ein Skandal richtet sich gemeinhin gegen den moralischen Kompass einer Gesellschaft. Was früher im höchsten Masse als anrüchig galt, ist heute völlig normal. In den 50er und 60er Jahren waren die Geschlechterrollen im erzkonservativen, prüden und miefigen Deutschland – und auch in den ebensolchen und obendrein bigotten USA – sorgsam verteilt: Vati ging zur Arbeit, und Mutti kümmerte sich um Kinder und Haushalt.

Jugendliche und Stars rebellieren

Doch dann gab es eine rebellische Jugend und zügellose Popstars, denen selbsternannte Moralapostel und ein konservatives Establishment gegenüberstanden. Angeblich drohte der absolute Sittenverfall durch den hüftschwingenden Elvis, durch den eine ganze junge Generation ihre eigene Sexualität und ihr Begehren entdeckt hat. Heute taugt ein Popsänger, der sich öffentlich am Gemächt kratzt, noch nicht mal zu einem Skandälchen und interessiert eigentlich niemanden mehr. Die Filmautoren Nicole Kraack und Sonja Collison lassen PR-Menschen, Manager, Künstler und Boulevard-Journalisten erzählen. Sie schaffen eine interessante Querverbindung von Betty Page hin zu Madonna, die mit S/M-Motiven ungefähr das gleiche machten, nur eben in zwei verschiedenen Epochen – und dafür heftig angegriffen und verurteilt wurden.

Marilyn Monroe war 1953 auf dem Titel der ersten Ausgabe des US-Magazins „Playboy“ und innen sogar nackt zu sehen – was damals einen handfesten Skandal auslöste. Ihre Affäre mit dem US-Präsidenten John F. Kennedy (1961/62) wird ebenso thematisiert wie das Verhältnis von Bill Clinton mit seiner Praktikantin Monica Lewinsky (1998). Während Clinton längst rehabilitiert ist, blieb der Skandal bis heute an Lewinsky hängen.

Weitere Beispiele werden aufgeführt, darunter auch die Beatles, Jim Morrison, Janis Joplin und die Rolling Stones. Die Pop-Ikone Donna Summer hat 1975 mit ihrem hingehauchten Song „Love to love you Baby“ eine laszive Art von vertonter Männerphantasie zum Besten gegeben. Sie sagt dazu im Film: „Der Song war viel zu sexy für mich. Ich war ein Kirchenmädchen und sehr nervös und gar nicht gewohnt, so sexy zu sein.“ Popstars wie „Frankie goes to Hollywood“ und ihr Song „Relax“ werden auch thematisiert. Sie warben für eine offene Sexualität in einer Zeit, als Aids die Bevölkerung verunsicherte .

Vielleicht wären weniger Beispiele im Film besser gewesen, denn der Zuschauer wird von der Chronik erschlagen und die grundlegende Frage „Was führte zu einem richtig deftigen Pop-Skandal?“ bleibt unbeantwortet. Denn: Früher hatte ein Skandal noch eine gewisse Botschaft, heute ist er fast zu einer Gewohnheit geworden.

Arte, 21.45 Uhr