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Der „Traumschiff“-Erfinder Wolfgang Rademann ist tot

Der „Traumschiff“-Erfinder Wolfgang Rademann ist tot

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imago61815374h~8cab575b-e0c3-415d-84f7-d895c35bfead.jpg Foto: imago/Horst Galuschka
Wolfgang Rademann war der Erfinder von „Traumschiff“ und „Schwarzwaldklinik“. Der Fernseh-Produzent starb nun im Alter von 81 Jahren.

Berlin. 

Man wusste, dass es ihm nicht gut geht. Gefallen war er vergangenen Herbst. Den Bambi für sein Lebenswerk musste deshalb im November seine Lebensgefährtin Ruth Maria Kubitschek entgegennehmen. Aber da war sich Wolfgang Rademann noch sicher, dass er bald wieder auf den Beinen sein würde. „In ein paar Wochen bin ich wieder fit“, kündigte Wolfgang Rademann damals an. Aber als er vor einigen Wochen auch nicht zur Verleihung des Deutschen Fernsehpreises kommen konnte, da ahnte man, dass es nicht gut stand um ihn. Nun ist die Ahnung Gewissheit geworden. Montag ist der bekannteste deutsche TV-Produzent im Alter von 81 Jahren gestorben. Ohne ihn hätten die Deutschen weder „Schwarzwaldklinik“ noch „Traumschiff“ zu sehen bekommen.

Untrügliches Gefühl für Fernsehserien

Rademann, lobte ihn ZDF-Intendant Thomas Bellut, habe „ein untrügliches Gefühl für neue Unterhaltungsshows und Fernsehserien“ gehabt. Das hatte er. Deshalb sagt er – damals noch Promi-Reporter bei „B.Z.“ und „Stern“ – auch zu, als Peter Alexanders Frau ihn Ende der 1960er-Jahre fragt, ob er nicht die TV-Shows ihres Mannes produzieren möchte. In den USA hat Rademann Dean Martin und Frank Sinatra gesehen. Daran orientiert er sich. Und trifft den Nerv des deutschen Publikums. Straßenfeger sind die Shows mit dem Österreicher, über 20 Millionen schalten ein. Rademann wird ein Großer in der Branche. Eine Zeit lang sogar der Größte.

Möglicherweise lassen sie ihn nur deshalb gewähren beim ZDF, als er Anfang der 80er-Jahre nach dem Konsum mehrerer Folgen der US-Serie „Love Boat“ vorschlägt, „lasst uns doch mal was mit einem Kreuzfahrtschiff machen“. „Narrenschiff“, lästern die Kritiker nach Ausstrahlung der ersten Folge und prognostizieren baldige Strandung in den seichten Gewässern der Unterhaltung. Das Publikum aber ist wieder mal begeistert.

Rademann galt als bodenständig und bescheiden

Der TV-Produzent selbst bleibt stets bodenständig, manche sagen gar „bescheiden“. „Na ja“, hat er gesagt, wenn man ihn danach gefragt hat, „ich stamme aus einfachen Verhältnissen, habe als Kind Hunger geschoben. Das kannst du nicht einfach so abstreifen, auch wenn du Erfolg hast.“ Er will auch nicht seinen Kritikern gefallen, sondern den Zuschauern. „Unterhaltungsfuzzi“ nennt er sich und schon vor Jahren sagt er: „Wenn ich mal Lob vom Feuilleton bekomme, weiß ich, dass ich was falsch gemacht habe.“ Wie es richtig geht, hat er auch verraten: „Lachen, weinen, hoffen, bangen – und nach 90 Minuten gibt es ein Happy End.“

Die Schwarzwaldklinik lockte 27 Millionen Zuschauer

Nur Rademann kann Rademann in den 1980ern Konkurrenz machen. Kaum ist das „Traumschiff“ in See gestochen, eröffnet er ein Krankenhaus. Nicht am Rande der Stadt wie das tschechische Vorbild, sondern im malerischen Glottertal. „Schwarzwaldklinik“ heißt die Einrichtung deshalb auch, die bald bis zu 27 Millionen Menschen vor die Fernseher lockt. Heute unerreichbare Quoten sind das. Zu viele Sender gibt es mittlerweile und zu wenig Geduld, um einer neuen Idee eine zweite Chance zu geben. „Müsste ich heute anfangen in dieser Branche, ich wäre nicht annähernd so erfolgreich“, hat Rademann dieser Zeitung zu seinem 80. Geburtstag gesagt und war froh „dass ich die schönste Zeit des Fernsehens noch miterlebt habe“.

Wolfgang Rademann war ein Macher. Keine Sekretärin, kein Pressechef, der erst durchstellen musste. Er plante und entschied lieber selbst. „Ich war immer mein eigener Chef“, hat er gesagt und betont, was für ihn stets das wichtigste war: „Totale Freiheit.“

40 Jahre in wilder Ehe

Auch in der Liebe. Seit 1976 war er mit Ruth Maria Kubitschek (84) liiert. Geheiratet haben die beiden nie, ja nicht einmal zusammengezogen sind sie. Sie blieb in der Schweiz, er in seinem geliebten Berlin. „Ich forsche nicht nach, frage nicht: Wo warst du? Ich vertraue. Er vertraut“, hat die Schauspielerin mal in einem Interview mit der „B.Z.“ gesagt.

Als er 80 geworden ist im vergangenen Jahr, da hat Wolfgang Rademann sich Gedanken gemacht über das Alter und den Tod. „Viele gute, alte Freunde sind nicht mehr da“, sagte er und erzählte dass Ruth Maria Kubitschek stundenlang über ein Leben nach dem Tod sprechen könne. Daran glaube er nicht. „Für mich ist nach dem Tod Feierabend.“

• Das ZDF ändert am Mittwoch sein Programm. Um 20.15 Uhr geht es mit dem Traumschiff nach Perth