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Der Nazi-Fan und sein Kellerarsenal

Der Nazi-Fan und sein Kellerarsenal

Heikendorf. 

Der Panzer war nur der Anfang. In der Nacht auf Freitag holte die Bundeswehr auch noch ein 8,8-Zentimeter-Flakgeschütz aus dem Keller des Waffensammlers von Heikendorf. Auch eine V1-Rakete sollen die Ermittler entdeckt haben – sie galt als eine der „Wunderwaffen“ der Nazis. Aussagen von Nachbarn machen zudem klar: Der Besitzer – ein 78-jähriger Finanzmakler – ist in dem kleinen Ostsee-Örtchen als Fan alter Kriegsgeräte bekannt.

Er muss viel übrig haben für Waffen aus der Nazi-Zeit. Der Panzer: liebevoll restauriert, sandfarben lackiert. Der Keller: aufwändig gestaltet im Stil einer untergegangenen, dunklen Epoche – Zeugen sprechen von vertäfelten Wänden und steinernen Reichsadlern, die den „Panther von Heikendorf“ umgeben haben sollen. Schaulustige verfolgten gebannt, wie Soldaten Panzer, Flakgeschütz und weitere Waffen aus der Villa bugsierten. Die Aktion dauerte zwei Tage.

Nachbarn berichteten Reportern, dass der Hausherr schon vor 30 Jahren mit einem weiteren Kettenfahrzeug durch die Straße gefahren sei. Außerdem erzählten sie, dass sich unter der Villa ein Bunker befindet.

Der Weltkriegs-Panzer stand offenbar schon seit Jahren in dem Nobelviertel im Keller des 78-Jährigen. Heikendorfs Bürgermeister Alexander Orth meinte: „Insgesamt muss ich sagen: Oh, oh! Da hat vermutlich jemand Gesetze sehr weit ausgelegt, wenn nicht übergangen. Ich habe das für einen Spleen eines älteren Herrn gehalten. Es sieht so aus, als ob es deutlich mehr ist.“

Aus Sammlerkreisen ist zu hören, dass der Panzer nie im Kriegseinsatz gewesen sei. Er gehöre vielmehr zu den „Panthern“, die von den Briten zu Testzwecken aus Teilen gebaut wurden, die aus deutscher Kriegsproduktion noch übrig waren. Die unterirdische Halle, in der er stand, soll aus mehreren Ebenen bestehen.

NS-Kunst im Garten

Den laut Bundeswehr knapp 40 Tonnen schweren Panzer ohne Ketten hatten Ermittler am Mittwoch bei einer Durchsuchung in der Kellergarage des Sammlers entdeckt. „Wir haben Schwierigkeiten, ihn um die Kurve zu kriegen“, sagte Bundeswehr-Sprecher Ulrich Burchardi am Rande der Arbeiten. Es gehe um Millimeterarbeit. Erst am späten Abend schob ein Bergepanzer den Panther schließlich auf einen Tieflader. So wurde er zu einem Truppenübungsplatz an der Ostsee gebracht.

Der Rechtsanwalt des Mannes bezeichnete den Einsatz als unverhältnismäßig. „Der Panzer ist demilitarisiert“, sagte Anwalt Peter Gramsch. Er will nun rechtliche Schritte gegen die Beschlagnahmung einleiten und auch Schadenersatz für seinen Mandanten fordern. „Ich gehe davon aus, dass der Panzer bei der Aktion beschädigt worden ist.“ Gleiches gelte für den Privatweg vor der Villa. Es gebe eine Bescheinigung des Kreises Plön vom 31. Oktober 2005, wonach der Panzer seine Kriegswaffeneigenschaft verloren habe.

Der Heikendorfer hatte indes nicht nur ein Faible für Waffen, sondern auch für Kunst. In seinen Garten soll er eine Statue mit dem Titel „Die Wehrmacht“ von Arno Breker gestellt haben. In diesem Zusammenhang war er im Zuge von Ermittlungen nach Nazi-Kunst auch ins Visier der Beamten geraten.