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Der Medicus auf der Suche nach der Heilkunst im Mittelalter

Der Medicus auf der Suche nach der Heilkunst im Mittelalter

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Foto: ARD Degeto/UFA Cinema
Der Roman war ein Erfolg, doch „Der Medicus“ galt als unverfilmbar. Jetzt präsentiert die ARD ein Werk, länger als die Kinoversion, in zwei Teilen.

Essen. 

Man kann das wohl einen Erfolg nennen. Als Buch sowieso, aber mittlerweile auch als Film. Knapp 3,6 Millionen Menschen strömten allein in Deutschland in die Kinos, um zu sehen, wie „Der Medicus“ praktiziert. Nun kommt Noah Gordons Bestseller ins Fernsehen und ist dort noch einmal 30 Minuten länger. Deshalb zeigt die ARD ihn an diesem Montag (29. Dezember) und Dienstag, (30. Dezember, jeweils 20.15 Uhr) auch in zwei Teilen.

Der Medicus entführt den Zuschauer in das 11. Jahrhundert. Dort lernt er den jungen Rob (Tom Payne) kennen, der eine besondere Gabe hat. Er kann fühlen, wenn jemand unbehandelt eine ungünstige Prognose hat und dem Tode geweiht ist. Früh auf sich allein gestellt, schließt sich die junge Waise einem fahrenden Bader (Stellan Skarsgård) an, der ihm die Grundlagen der mittelalterlichen Heilkunde näher bringt. Davon fasziniert macht sich Rob als junger Mann auf eine 6000 Kilometer lange Reise nach Persien, um dort als Jude verkleidet beim legendären Medicus Ibn Sina (Ben Kingsley) zum Arzt ausgebildet zu werden.

Hochkarätig besetzt, aufwändig in Szene gesetzt

Viele Personen, jede Menge Handlungsstränge, aufwändige Kulissen. Der 850 Seiten dicke Historienroman, der in über 50 Sprachen übersetzt wurde, galt lange Zeit als eines dieser Bücher, die man gerne „unverfilmbar“ nennt. Die deutsche UFA Cinema aber ließ nicht locker. Wohl auch, weil mehr als sechs Millionen Leser zwischen Alpen und Nordsee das Werk förmlich verschlungen hatten. Vor fünf Jahren konnte das Unternehmen die Rechte erwerben, die lange Dietrich Grönemeyer hielt. Vier Drehbuchfassungen gab es, mehrere Regisseure und Produzenten scheiterten bei der Umsetzung, Nico Hofmann schließlich schaffte es.

Philipp Stölzl, der am Ende im Regiestuhl saß, weiß, warum es so schwierig war, die Vorlage zum Film zu machen. Religion, Vernunft, Fanatismus, eine untergehende Stadt, die Suche nach der Wahrheit im Innern des menschlichen Körpers – der Medicus, das seien ja eigentlich vier Romane in einem, hat er in einem Interview mal erklärt.

27 Millionen Euro hat der Film gekostet. Das ist im Vergleich zu großen US-Produktionen zwar fast schon Klimpergeld, im deutschsprachigen Raum aber enorm viel und wohl nur zusammengekommen, weil mehrere deutsche Filmförderungen, vor allem aber die ARD-Tochter Degeto tief in die Kasse, beziehungsweise das Gebührensäckchen gegriffen haben.

Sie haben ihr Geld allerdings gut investiert. Der Medicus ist hochkarätig besetzt – neben Kingsley und Payne spielt auch Elyas M’Barek mit – und aufwändig in Szene gesetzt. Gedreht wurde in Marokko aber auch in TV-Studios in Köln. Und die Spezialeffekte lieferte die deutsche Firma Pixomondo, die ihr Handwerk ziemlich gut versteht, wie ein Oscar für „Hugo Cabret“ oder der Emmy für „Game of Thrones“ zeigen.

Fazit: Noch einmal 30 Minuten länger als im Kino aber nur selten langatmig. Die zusätzliche Zeit hat dem Medicus nicht geschadet, schon weil sie vielen Figuren die Möglichkeit gibt, mehr Profil zu entwickeln. Für die Tiefe der Vorlage allerdings sind selbst 180 Minuten zu wenig.

ARD, 20.15 Uhr