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Der ewige Quincy – Jack Klugman starb mit 90 Jahren

Der ewige Quincy – Jack Klugman starb mit 90 Jahren

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Quincy
Am Heiligabend starb „Quincy“-Darsteller Jack Klugman. Zwischen 1976 und 1983 löste er im amerikanischen TV Fälle. In den 90er-Jahren verschaffte der US-Hit auch RTL exzellente Quoten und den Zuschauern einen Held mit Ecken und Kanten. Er war der Vorreiter der vielen TV-Rechtsmediziner.

Essen. 

Ein Gerichtsmediziner ist heute längst nicht nur ein Doktor in Gummischürze, der im gefliesten Ambiente der Pathologie Herz oder Lunge in die Waagschale wirft: Der Pathologe, so wie er uns im Fernsehen gezeigt wird, ist mehr Kommissar als Arzt. Ein Detektiv, der die Todesbotschaften aus dem Innersten des Körpers abliest. Vorbild für den Ermittler am Seziertisch war der ewige „Quincy“ alias Jack Klugman.

Zwischen 1976 und 1983 löste er im amerikanischen TV Fälle. In den 90er-Jahren verschaffte der US-Hit auch RTL exzellente Quoten und den Zuschauern einen Held mit Ecken und Kanten. Heiligabend nun starb der Altvordere der Leichen-Beschauer mit 90 Jahren in Los Angeles.

Bodenständige Spielweise

Woran er gestorben war, dazu wollte sein Sohn aus erster Ehe, Adam Klugman, nichts sagen. Klugman, ein legendärer Qualmer, litt unter Kehlkopfkrebs, verlor zeitweise seine Stimme. 1989 wurde er an den Stimmbändern operiert, ein Teil seines Kehlkopfs musste entfernt werden. Danach war Klugman gezwungen, das Sprechen neu zu erlernen. „Die einzige Dummheit, die ich im Leben gemacht habe, war das Rauchen anzufangen“, sagte er, als er etwa Mitte siebzig war. Es widere ihn an, Menschen im Fernsehen rauchen zu sehen, während Kinder zuschauten. Doch an Krebs sei er nicht gestorben, sagt sein Sohn.

Der Mann, dessen Herz für das Schauspiel schlug, der es schaffte, über sechs Jahrzehnte seine Zuschauer vor allem mit seiner bodenständigen Spielweise zu beeindrucken, starb im Beisein seiner langjährigen Lebensgefährtin und zweiten Ehefrau Peggy Crosby, die er erst im hohen Alter von 85 Jahren geheiratet hatte. Er wollte sein Glück doch noch an sich binden. Wie flüchtig so etwas wie Glück war, wusste Klugman aus Erfahrung: Er liebte Glücksspiele und Pferderennen.

Anfangs wurde ihm förmlich schlecht

Dass sein „Quincy“ mal zur Ikone wurde, zum Vorreiter für TV-Formate wie „Samantha Ryan“, „Crossing Jordan“ oder selbst für Professor Boerne aus dem Münster-Tatort – das hat er sich wohl kaum denken können. Überhaupt waren anfangs alle skeptisch, ob die Zuschauer so einen Sezier-Meister gerne in ihrem Wohnzimmer zu Gast haben wollten. So eine Leiche beim Abendbrot, das hätte auch schnell zu viel werden können. Fachsimpeln mit dem Namensschild an der bleichen Zehe – wie morbide ist das Publikum? Damals, noch vor den vielen „Letzten Zeugen“, die uns heute im TV mit dem Exitus konfrontieren, hatte man noch keine Erfahrungswerte.

Doch was nutzte das Bangemachen? Klugman hängte sich rein. Um seine Rolle so realistisch wie möglich anzulegen, schaute er echten Rechtsmedizinern über die Schultern. Ihm hätte es richtig Spaß gemacht, „wie Quincy im Dreck zu wühlen“, sagte Klugman einmal. Am Anfang allerdings sei ihm förmlich schlecht geworden, erinnerte er sich. Aber die Fans hätten ihm Briefe geschrieben, dass sie durch ihn die Liebe zur Medizin entdeckt hätten. Dem guten alten Quincy ist also wohl manche Arztkarriere zu verdanken.

Ein Mann, eine Marke

Ob ein Mensch wirklich eine Marke ist, erkennt man nicht nur daran, ob er gefeiert wird. Wahrer Erfolg misst sich auch an der Welle der Kritik. Und die kam! Ganze Pathologen-Scharen machten ihrem Unmut über den schnüffelnden Rechtsmediziner Luft, der schon beim Anblick eines Lungenflügels wusste, dass der Verblichene keines natürlichen Todes gestorben war. „Wir sind nicht Qunicy“ – so der Verzweiflungsruf der Fachärzte, die sich von Quincy nicht wirklich repräsentiert fühlten.

Klugmann, der – so seine Freunde – immer ein bisschen knurrig ‘rüberkam, konnte so etwas getrost ignorieren. Die, die ihn liebten, waren in der Überzahl.