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Das späte Glück von Trauerschwan Petra

Das späte Glück von Trauerschwan Petra

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Foto: Archiv: dpa
2006 schlug Schwänin Petra in Münster hohe Wellen. Sie liebte ein Tretboot. Jahrelang buhlte Petra um das herzlose Ding, dann fand die Affäre ein abruptes Ende. Seit 2009 galt sie als verschollen. Jetzt kommt raus: Sie hat Familie in Osnabrück!

Osnabrück. 

Ein wenig klang es zwischenzeitlich, als sei der Westfälische Friede zwischen Münster und Osnabrück ernsthaft gefährdet. Und so, als ob aus einem freudigen Ereignis eine Federn-Fehde werden könnte. Passiert ist dieses: Schwänin Petra ist wieder da. Die in Westfalen weltberühmte Schwänin hatte im Sommer 2006 durch eine bizarre Liebesaffäre hohe Wellen geschlagen: Die schwarze Schwänin Petra verliebte sich in einen sehr großen weißen Schwan, der die Zuneigung schon deshalb nicht erwidern konnte, weil er im Hauptberuf Tretboot war.

Jahrelang buhlte Petra um das herzlose Ding, dann fand die Affäre ein abruptes Ende. Obwohl Schwäne als treue Tiere gelten, verschwand Petra auf Nimmerwiedersehen an Silvester 2008 vom Münsteraner Aasee.

Petra war ganz unten: fiebrig und abgemagert

Vielleicht hat sie kurz erwogen, in ihre alte Heimat Australien auszuwandern, wo ihre Vorfahren herkommen, vielleicht aber flog sie einfach mit gebrochenem Herzen ins Nichts. Wie wir heute wissen, endete ihr Flug jedoch auf halbem Wege nach Osnabrück. Dort fanden Spaziergänger am 2. Januar 2009 die entkräftete Petra, wussten aber nichts um ihren Prominentenstatus. Petra hatte Fieber und Schürfwunden. Sie brachten sie zu einem Geflügelexperten nach Osnabrück. Der stellte fest, dass sie nur noch etwas über drei Kilo wog, eine ordentlich proportionierte Schwanendame hätte bei ihrer Figur trotz des schlanken Halses mehr als fünf Kilo auf die Wage bringen müssen.

Münsters WahrzeichenRotlicht und Medikamente brachten Petra wieder in Schwung: Doch die Kur im Osnabrücker Exil hatte Folgen: Sie machte Bekanntschaft mit einem stattlichen Schwanenherrn, ebenfalls mit dunklem Gefieder. Ihr Leben nahm eine glücklich Wendung. Auch wenn es mit dem Gelege von zwei Eiern nichts wurde: Sie ließen die Brut erfrieren. Doch ihr wurden Adoptiv-Eier untergeschoben, und Petra wurde Pflegemutter. Auch, wenn der Marder eines der Küken holte.

Jahrelang stolzierte die dreiköpfige Schwanenfamilie über die Wiese, machte gelegentlich Rundflüge und lebte ein friedliches Schwanenleben, bis eine Journalistin aus Münster des Weges kam: Diese verkrüppelte Zehe am linken Fuß, das weiße Muster auf dem Schnabel. Könnte das Petra sein?

Münsters Zoodirektor Jörg Adler kam, sah und verglich Röntgenbilder und Fuß. Seitdem ist sicher: Es ist Petra! Er machte ein Rückkaufangebot für Münsters wohl berühmteste Schwänin. Der Osnabrücker Geflügelfreund lehnte ab: Der Umgang mit Petra in Münster sei schlecht gewesen. Schwäne, so sein Vorwurf, gehörten vor Kälte und Lärm geschützt. Doch auf dem zugefrorenen Aasee wurden Silvesterböller gezündet. Dies und nicht die unglückliche Liebe habe Petra aus Münster vertrieben.

Adler verteidigte die Münsteraner Ehre, man habe Petra eine Hütte am See bauen wollen, aber man habe in der Tat damals gepennt, so sein Schwanengesang. Adler begriff, dass Petra aus Westfalen jetzt im Niedersächsischen ein spätes Lebensglück gefunden hat: Sie habe jetzt Familie, zitieren ihn die Westfälischen Nachrichten. „Bei uns hatte sie nur ein Tretboot…“