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Bombe, Gift, Killerkanne: So schräg war der „Tatort Weimar“

Bombe, Gift, Killerkanne: So schräg war der „Tatort Weimar“

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ARD/MDR TATORT: DER SCHEIDENDE SCHUPO, am Sonntag (05.02.17) um 20:15 Uhr im ERSTEN.Die Hauptkommissare Kira Dorn (Nora Tschirner, li.) und Lessing (Christian Ulmen, re.) bei ihren Ermittlungen im Porzellanwerk.© MDR/Anke Neugebauer, honorarfrei - Verwendung gemäß der AGB im engen inhaltlichen, redaktionellen Zusammenhang mit genannter MDR-Sendung bei Nennung "Bild: MDR/Anke Neugebauer" (S2+). MDR/HA Kommunikation, 04360 Leipzig, Tel: (0341) 300 6477 oder - 6463 Foto: MDR
  • Im Weimarer „Tatort“ suchen die liebenden Kommissare Kira Dorn und Lessing nach einem Mörder
  • Dabei ist das Opfer noch gar nicht tot

Berlin. 

Nur 72 Stunden haben die Hauptkommissare Dorn und Lessing, um den Mörder zu finden: So lang, sagt die Ärztin, hat der vergiftete Kollege Lupo bis zum sicheren Tod. „Der scheidende Schupo“ heißt der jüngste Fall am „Tatort“ Weimar, und er strotzte nur so vor mörderischen Menschen aus dem gleichen Genpool.

Wie viele Verbrechen passen in 90 Minuten?

Ziemlich viele, Weimar ist im „Tatort“ ein wirklich gefährliches Pflaster. Da wäre Bombe in Lupos Garten – durch den Anschlag stirbt seine Freundin Andrea. Lupo ist vergiftet worden: Das klingt nach Mord, wenn der Schupo nicht wundersamerweise durch seine Antikörper gerettet würde. Bliebe ein Mordversuch, wenn sich nicht herausstellen würde, dass das Rizin nicht für Lupo gedacht war – also doch nur Körperverletzung.

Die Vergiftung hindert Lupo nicht daran, seinen Chef als Geisel zu nehmen – Freiheitsberaubung. Oder ihm in den Fuß zu schießen: Körperverletzung. Ex-Knacki Ringo Kruschwitz versucht, den Schupo im Sterbebett zu ersticken – noch ein Mordversuch. Vorher ist er in die Wohnung seiner Mutter eingebrochen. Die schießt dafür mit der Armbrust auf ihn, auch das klingt schwer nach Mordversuch. Ringo buddelt noch den verblichenen Porzellan-Unternehmer Scholder aus: Störung der Totenruhe.

Ringo stirbt schließlich durch die unkaputtbare Teekanne aus „Porzenit“, die Desiree Scholder nach ihm geworfen hat. Das ist bestimmt mindestens eine Körperverletzung mit Todesfolge. Das Patent wollte sie stehlen: Wirtschaftsspionage. Und dann ist da Amelie, die versucht, ihre Schwester zu töten und dabei fast auch Hauptkommissar Lessing ins Verderben schickt.

Wer ist hier eigentlich mit wem verwandt?

Porzellan-Patriarch Scholder hat neben dem Werksofen offenbar nichts anbrennen lassen. Die ehelich geborenen Schwestern Amelie und Desiree Scholder haben die gleiche Mutter, Ludwig Maria „Lupo“ Pohl ist vielleicht ihr Halbbruder – seine Mutter war Scholders Sekretärin Thekla.

Anwalt Lothar Brack wohl ein weiteres Kind Scholders, seine Mutter arbeitete in der Dekor-Abteilung. Das macht Bracks Beziehung zu Desiree Scholder so unromantisch wie inzestuös.

Ringo Kruschwitz und Amelie Scholder haben zwar echte Gefühle füreinander, teilen aber neben dem Bett ebenfalls möglicherweise die Hälfte ihrer Gene: Damit wäre Amelies ungeborenes Kind gleichzeitig Ringos Sohn und sein Neffe.

Warum funktioniert dieser „Tatort“?

Am Plot liegt es nicht. Die Handlung ist zu verworren, um ihn bei normaler Sonntagabend-Aufmerksamkeit komplett zu verstehen. Aber wegen stringent erzählter Geschichten guckt ja auch niemand die Krimis aus Weimar – sondern wegen der tollen Besetzung: Nora Tschirner und Christian Ulmen sind, vor allem als Paar, in der „Tatort“-Reihe ein Glücksfall.

Und wegen der schrägen Sprüche: Murmel Clausen und Andreas Pflüger schreiben wirklich besondere Drehbücher – wenn man die Kombination aus Klamauk, Killern, Coolness und Kinderkacke mag. (moi)