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Bastian Bielendorfer macht aus Muttis Anrufen Bestseller

Bastian Bielendorfer macht aus Muttis Anrufen Bestseller

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Bastian Bielendorfer Foto: Kai Kitschenberg/WAZ FotoPool
Lehrerkind Bastian Bielendorfer macht weiter. Sein launiges Buch über den Erziehungsstil seiner Eltern entpuppte sich als Bestseller. Und sein zweites Werk „Mutter ruft an“ hat gute Chancen, daran anzuknüpfen. Nur eines rückt damit in immer weitere Ferne: ein bürgerlicher Beruf.

Köln. 

Er ist leicht zu erkennen, wenn man mit ihm verabredet ist. Schon weil er größer ist, als die meisten anderen Menschen in der Halle des Kölner Bahnhofs. Mittag ist es gleich, doch Bastian Bielendorfer hat noch nichts gegessen. „Aber nicht, weil ich so lange im Bett gelegen habe“, stellt er klar. Im Gegenteil, den ganzen Morgen war er unterwegs, hatte einen Termin mit dem Fernsehen. „Da soll ich in eine Talk-Show kommen.“ Das soll er oft. Gerade jetzt, wo sein drittes Buch erschienen ist und schon wieder hoch in den Charts steht: „Mutter ruft an“ (Piper 9,99 Euro).

Drei Jahre ist es her, da machte der gebürtige Gelsenkirchener bei Günther Jauchs „Wer wird Millionär?“ mit und rief seinen Vater als Telefonjoker an, weil er sich nicht sicher war bei der Frage „Die Renaissance ist die Wiedergeburt welcher Epoche?“ „Antike“ wusste der Herr Papa sofort, war ansonsten aber hörbar genervt, dass sein Sohn ihn wegen so einer Lappalie gestört hatte. „Weiß doch jeder.“ So etwas sei normal, erklärte Bastian dem verdutzen Quizmaster. Er könne ein Buch schreiben darüber, wie es so sei, wenn beide Eltern Vollblut-Pädagogen sind. Das hat er dann ja auch gemacht. „Lebenslang Lehrerkind“.

Im Kern habe sich alles wirklich so zugetragen

500 000 Exemplare hat er mittlerweile verkauft. So einen nennt man in Deutschland „Bestseller-Autor“. Bei der Harald Schmidt-Show hat Bielendorfer gearbeitet und ist als Außenreporter für die Sendung von Martin Rütter im Einsatz. Doch all das hat seine Eltern nur mäßig beeindruckt. „Für sie ist das wie Losverkäufer auf der Kirmes“, glaubt Bielendorfer. „Kann mal machen, ist aber nichts für länger.“ Wahrscheinlich hat Mutter deshalb auch gerade erst am Vortag angerufen und angesichts des mittlerweile abgeschlossenen Psychologie-Studiums ihres Sohnes gefragt: „Junge, wann machst du denn deine Praxis auf?“

Mama Bielendorfer ruft oft an. So oft, dass der Sohn genau aus diesen Anrufen sein neues Buch gemacht hat. In dem seine Mutter fragt, ob man E-Mails auch am Wochenende verschicken kann, oder erklärt, warum sie während des Urlaubs von Bastian mal kurz seine Wohnung kanariengelb gestrichen hat: „Ist die Trendfarbe dieses Sommers.“

Sehr unterhaltsam ist das meiste, manches klingt unglaublich, aber „alles“, versichert Bielendorfer, „hat sich wirklich so zugetragen. Zumindest im Kern“.

Wieder einmal plaudert Bielendorfer also aus dem Nähkästchen. Mama und Papa können damit mittlerweile gut umgehen. „Das ist ja auch definitiv kein Mutterhasserbuch“, sagt er. Überhaupt muss er mal klarstellen, dass seine Eltern „ganz tolle Eltern sind“, wenn auch „weit weg vom normalen Erziehungsauftrag“. Wahrscheinlich, ahnt er, würde er auch gar nicht so viel anders machen, wenn er selber einmal Vater sein sollte.

„Ich bin eine Rampensau“

Nur die humoristischen Entgleisungen des Herrn Papa würde er seinem Nachwuchs ersparen. Vater Bielendorfer hatte seinem Sohn einst am 1. April erzählt, dass an diesem Tag alle Schüler aus Solidarität mit den armen Kindern in Afrika nur in Unterwäsche zur Schule gehen. Was Bastian dann auch machte – natürlich als einziger.

Obwohl er aus Aktionen wie dieser ja was gelernt hat. Er macht sich lustig über Leute, wird aber nie wirklich verletzend. Auch weil er selber früher häufig verletzt wurde. „Da lernt man die Grenzen des Humors.“ Die vielen Scherze auf seine Kosten haben aber auch was Gutes. „Ich bin völlig schmerzfrei, schäme mich für nichts.“ Das kann für seinen weiteren Lebensweg nicht schaden. Denn Bielendorfer will zwar „weiterhin schreiben“, am liebsten aber würde er gerne „mehr Fernsehen machen“.

Ansonsten aber sei er der Alte geblieben, glaubt er. Hat das verdiente Geld nicht verprasst, immer noch die Freunde von früher und die Frau an seiner Seite ist auch schon seit Jahren die gleiche.

Die Eltern wird er in Sachen Berufswahl trotzdem wohl enttäuschen. Eine eigene Praxis als Psychologe will er jedenfalls nicht eröffnen. Schon weil nach einer erfolgreichen Therapie ein Patient eher selten applaudiert, er den Beifall aber liebt wie die Action auf der Bühne: „Ich bin“, sagt Bielendorfer, „einfach eine Rampensau.“