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Antoine Monot ist der charmante Neue beim Bremer „Tatort“

Antoine Monot ist der charmante Neue beim Bremer „Tatort“

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Foto: Getty Images for BMW
Sabine Postel hat Frühlingsgefühle – zumindest als Kommissarin Inga Lürsen. Zwischen ihr und dem neuen Kollegen kribbelt es. Wer, bitte, ist der Neue am „Tatort“? Er heißt Leo Uljanoff und wird von Antoine Monot gespielt. Wir trafen ihn in Berlin.

Berlin. 

Frühlingsgefühle am „Tatort“ (Sonntag, ARD, 20.15 Uhr) in Bremen: Kommissarin Inga Lürsen (Sabine Postel) verliebt sich – ausgerechnet in den komischen neuen Kollegen. In diesen Typ, der aussieht wie der junge Pavarotti und die kühle Hanseatin mit dem ältesten Trick der Welt erobert. Er bringt sie charmant aus der Fassung. Antoine Monot spielt diesen Leo Uljanoff – unverschämt und entwaffnend.

„Ich mag den nicht“, meckert Pathologe Katzmann (Matthias Brenner), „der ist mir zu freundlich.“ Bei der Bremer Kriminalpolizei fremdeln er erst mal. Und auch Inga Lürsen guckt am Anfang sparsam: Leo Uljanoff nervt. Er nötigt sie, grünen Tee statt Kaffee zu trinken. Nimmt im Büroturm die Treppe statt den Aufzug. Traktiert sie mit Spruchweisheiten seiner russischen Großmutter. Sprüht vor Tatendrang und Ermittlereifer. Doch Lürsen kann ihm nicht lange böse sein. Erst ist sie überrumpelt, dann verknallt.

Warum verliebt sich Inga Lürsen in einen 20 jahre jüngeren Mann?

Leo hat Stil. Dunkle Anzüge, weiße Oberhemden, frisch gewaschene Locken. Aber was um Himmelswillen, passiert dann? Wieso verliebt sich Lürsen in einen knapp 20 Jahre jüngeren Mann mit stattlicher Körperfülle? „Er entwaffnet sie.“ Antoine Monot ist zum Interview in die Bremer Landesvertretung nach Berlin gekommen.

Tatort„Leo ist sehr übergriffig. Nicht körperlich. Aber er redet immer ein bisschen zu viel und zu vorlaut.“ Meint er es denn ernst mit seiner Chefin? „Den hat’s richtig erwischt. Er findet sie spannend: ihre Ruhe und Erfahrung und Gelassenheit – und trotzdem dieses Getriebene.“ Das Schwierigste an dieser Rolle: „Leo so zu spielen, dass es am Ende charmant wirkt.“ Monot schafft das.

„Inga darf mal wieder Schmetterlinge im Bauch haben“ 

Das finden auch seine Kollegen: Leo Uljanoff sei ein Typ, dem „man sich einfach nicht entziehen kann“, sagt Oliver Mommsen, der Lürsens Partner Stedefreund spielt. Auch Hauptdarstellerin Sabine Postel freut sich: „Inga darf mal wieder Schmetterlinge im Bauch haben.“ Und keine Dienstaufsicht kommt, um zu meckern? „Nein“, orakelt Monot, „das lösen sie anders.“ Nur soviel: Bis zur nächsten „Tatort“-Folge im Frühsommer entwickelt sich aus Verknalltheit Liebe. Und dann? Das liegt in der Hand von Radio Bremen.

Antoine Monot ist 37, wie seine Filmfigur. Vater Schweizer, Mutter Deutsche. Seinen Durchbruch als Schauspieler hatte Monot 1999 mit „Absolute Giganten“. Oft spielt er „lovely loser“, sympathische Verlierer. Jetzt ist er erstmalig als erfolgreicher Charmeur zu sehen. „Mache ich Sie nervös? So als Mann?“, fragt Leo. Da lacht Lürsen noch. Später landen sie im Bett.

Ein Plädoyer für den stilvollen Büroflirt? Darf Leo seine Chefin einfach so anbaggern? „Jo.“ Monot hat keinen Zweifel. Immerhin entspricht das Ganze der Lieblingsregel seiner Schweizer Großmutter: „Man darf jede Regel brechen, man muss aber bemerkbar machen, dass man die Regel kennt.“ In Leos Fall heißt das: Grab’ nicht gleich am ersten Tag die Chefin an. Aber wenn, dann mach’ es so umwerfend charmant, dass sie dir nicht böse ist. „Leo ist schon ein bisschen so wie ich.“

Ein „Tatort“ im Sumpf aus Erpressung und Amtsmissbrauch

Vor einiger Zeit hat Antoine Monot eine Erfindung gemacht. Er rief den Deutschen Schauspielerpreis ins Leben – seit 2012 vergibt ihn der Bundesverband der Schauspieler jährlich. In diesem Jahr gibt es eine neue Kategorie – den „starken Auftritt“.

Würde er dem Schauspieler von Leo den Preis geben? Ein Mann mit Manieren müsste abwinken. Der Mann, der nach Großmutters Regel lebt, lächelt umwerfend: „Ich würde mir jeden Preis geben.“ Kein Wunder, dass Inga Lürsen diesem Leo nicht widerstehen kann.

Kommissarin Inga Lürsen ermittelt im Bremer „Tatort“-Folge „Puppenspieler“ (Sonntag, ARD, 20.15 Uhr) in einem Sumpf aus Erpressung, Amtsmissbrauch und illegalen Geheimdiensttruppen. Wer nicht hellwach ist, kann sich leicht im Verschwörungsdickicht verirren. Auch persönlich gerät die Kommissarin in einen Gefühlstrudel: Sie muss verpacken, dass ihr alter Partner Stedefreund Bremen für einige Zeit verlässt und der Neue im Team mehr sein will als ihr Kollege.

Zusammen macht das 90 Minuten Fernsehunterhaltung, die vor lauter Handlungssträngen etwas aus den Nähten platzt.