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Anna Stieblich sieht alle als politische Menschen

Anna Stieblich sieht alle als politische Menschen

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Anna Stieblich Hilmi Sözer beim Fotocall am Set von Der Hodscha und die Piepenkötter am 28 05 2 Foto: imago
„Türkisch für Anfänger“-Star Anna Stieblich hat eine weitere Multikulti-Komödie gedreht. Diesmal kämpft sie als Bürgermeisterin gegen einen Hodscha.

Köln. 

Anna Stieblich und Hilmi Sözer stehen in Köln vor der Kamera für die Multikulti-Komödie „Der Hodscha und die Piepenkötter“. Im Prinzip ist es eine Neuauflage des „Don Camillo und Peppone“-Stoffs: Eine Bürgermeisterin und ein – in diesem Fall: islamischer – Geistlicher liefern sich einen skurrilen Machtkampf. Mit der Hauptdarstellerin sprach Jürgen Overkott.

Sie sind durch „Türkisch für Anfänger“ bekannt geworden. Die Geschichte spielt in Berlin mit bekanntlich hohem Ausländer-Anteil. Bei „Der Hodscha und die Piepenkötter“ ist es umgekehrt…

Anna Stieblich: Es gibt in der Stadt noch kein wirkliches Multikulti-Umfeld. Wir gehen aus von einer Kleinstadt, wo alles abgezirkelt ist, bis hin zu den Vorgärten, wo es keine Berührungspunkte zwischen Deutschen und Ausländern gibt, und der Skandal besteht darin, dass ausgerechnet in dieser Stadt eine Moschee entstehen soll, die so sichtbar ist wie eine Kirche.

Das klingt wie „Türkisch für Fortgeschrittene“.

Stieblich: Das Thema lässt uns offensichtlich nicht los. In den letzten zehn Jahren sind Ängste wieder hochgekommen, von denen ich glaubte, sie seien schon überwunden. „Charlie Hebdo“ und der IS-Terror haben Ängste und Alpträume geweckt. Manchmal allerdings werden solche Ängste auch geschürt.

Dennoch gibt es eine Schnittmenge zwischen „Der Hodscha“ und „Türkisch für Anfänger“.

Stieblich: Beides Mal handelt es sich um eine Komödie. In jedem Humor gibt es einen ernsten Kern. Das Zentrale an dem „Hodscha“ ist, den IS-Terror von Religionsfreiheit zu trennen. Die muslimische Gemeinschaft hat mit Terror nichts zu tun. Aber bei „Der Hodscha“ geht es nicht um gegenseitige Vorurteile, sondern eher um einen Machtkampf. Der Hodscha und die Bürgermeisterin sind letztlich aus demselben Holz geschnitzt. Beide wollen sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen.

Was hat Sie an der Rolle gereizt?

Stieblich: Endlich kann ich mal eine Politikerin spielen – und muss nicht schon wieder eine Mutter sein. Und man beschäftigt sich bei solch einer Rolle auch wieder mit Demokratie und stellt sich die Frage, was bedeutet das denn für einen? Wie ist das, die Bürgermeisterin einer Kleinstadt zu sein? Wie funktionieren Bezirksämter? Wie macht man Karriere?

Haben Sie mit Leuten gesprochen, die solche Ämter ausfüllen?

Stieblich: Ja, mit vielen Menschen aus meinem Bekanntenkreis. Ich habe dabei erfahren, dass diese Arbeit oft auch frustrierend ist. Man glaubt ja, wenn man eine gute Idee hat, dann setzt sich die sich auch durch. Aber die Wirklichkeit ist doch anders. Das habe ich selbst mal als Elternvertreterin in der Schule erlebt. Ich bewundere die Ehrenamtlichen, die einen langen Atem haben.

Sind Sie ein politischer Mensch?

Stieblich: Jeder Mensch ist politisch, selbst wenn er behauptet, nicht politisch zu sein.

Engagieren Sie sich politisch – oder können Sie sich das zumindest vorstellen?

Stieblich: Natürlich nicht auf der Ebene, auf der ich spiele. Aber ich engagiere mich wieder in Projekten. Für Greenpeace habe ich mal gearbeitet – und für Amnesty. Es kommt aber immer aufs Projekt an. Wenn ich’s wichtig finde, mache ich das. Aber: Ich bin kein Verbandstyp.

Gibt es ein konkretes Projekt?

Stieblich: Ich mache in Berlin bei den „Asylmonologen“ mit. Das ist momentan unser größtes Thema, was auch längst noch nicht gelöst ist. Es stellt sich für uns die Frage, wie gehen wir mit den Flüchtlingsströmen um? Erstaunlich finde ich, dass viele Verantwortliche überrascht sind, obwohl sie sich doch schon länger darauf hätten vorbereiten können.