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40 Jahre „Der Pate“ – Welterfolg mit Startproblemen

40 Jahre „Der Pate“ – Welterfolg mit Startproblemen

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Foto: Cinetext Bildarchiv WP
Vor 40 Jahren kam „Der Pate“ in die Kinos. Der Film, der später zum grandiosen Welterfolg wurde, stand zunächst unter keinem guten Stern: Marlon Brando war als Hauptdarsteller unerwünscht, auch um die Crew gibt es Ärger. Die Einnahmen lassen das alles vergessen.

Essen. 

Unbekannte hat er zu Stars gemacht. Stars wurden durch ihn zu Legenden. Und ein ganzes Studio hat er vor dem Ruin gerettet. Das ist gar nicht schlecht für einen Film, den lange niemand drehen und in dem viele erst gar nicht mitspielen wollten. Vor 40 Jahren startete „Der Pate“ in Deutschland und wurde zum Filmereignis des Jahres.

Er ist nicht erste Wahl. Aber er ist die Wahl von Mario Puzo. Der Erfolgsautor will schon 1969 für die Verfilmung seines Bestsellers ausgerechnet Marlon Brando als Oberhaupt der Corleone-Familie. Es ist ein Angebot, das Brando nicht ablehnen kann. Hat aber nichts mit der Mafia zu tun. Brando braucht schlichtweg Geld. Vor allem für Unterhaltszahlungen. Trotzdem ist er skeptisch. Mit 47 Jahren einen 65-Jährigen spielen. Ob das geht?

Marlon Brando gilt als männliche Diva

Bei Paramount hoffen sie, dass es nicht geht. Sie wollen Brando nicht. Launisch, schwierig, unzuverlässig. Eine männliche Diva. Lieber Ernest Borgnine oder Laurence Olivier. Eigentlich jeden, bloß nicht Brando. Puzo ist das egal. Dem Regisseur Francis Ford Coppola erst recht. Auch von ihm ist das Studio nicht begeistert. Aber Sergio Leone will nicht, Peter Bogdanovich kann nicht. Also kriegt Coppola den Job.

Er bittet Brando, den Oscarpreisträger, zu Probeaufnahmen. Das ist etwa so, als ob man Enrico Caruso zum Vorsingen einlädt. Aber Brando kommt. Er lässt sich die Haare gelen und zurückkämmen und stopft sich Wattebäusche in die Wangen, bevor er spricht. Heiser, fast asthmatisch, vor allem aber ganz leise. Weil er beim Anhören der Stimme des Gangsters Frank Costello gelernt hat, dass wirklich mächtige Menschen nicht laut zu werden brauchen. „Sieht ja wirklich aus wie ein Italiener“, soll Paramount-Produzenten-Legende Bob Evans gesagt haben. „Aber wer zum Teufel ist das?“

Frank Sinatra hat sich angeblich beworben und wird nicht genommen

Brando kriegt die Rolle, wird der „Godfather“, der Pate. Auch weil er dank der Kunst des Maskenbildners viel älter wirkt, als er ist. Um den Rest der Besetzung gibt es ebenfalls Aufregung. Lange Zeit gilt der damals gerade zum Superstar avancierte Dustin Hoffmann als Favorit für die Rolle des Michael Corleone. Am Ende wird es ein „Nobody“ – Al Pacino. Und um ein Haar hätte Burt Reynolds den Sonny gespielt. „Dann gehe ich“, soll Brando gesagt haben, worauf James Caan die Rolle übernimmt.

Auch Frank Sinatra bewirbt sich angeblich, wird nicht genommen, glaubt aber später, sich in der Rolle des weinerlichen, von der Mafia protegierten Sängers Johnny Fontane wiederzuerkennen. Worauf er Puzo Prügel androht und den Film „schlecht“ findet. Es ist nicht der einzige Ärger. Die „Ehrenwerte Gesellschaft“ will den Film verhindern, ruft von ihr geschmierte Kongressabgeordnete, Richter und Geschäftsleute zu Beschwerdebriefen auf und organisiert Protest-Versammlungen. Erst als die Produzenten Cosa-Nostra-Leute als Berater engagieren und versprechen, das Wort „Mafia“ im Film nicht zu verwenden, kann die erste Klappe fallen.

Die „Ehrenwerte Gesellschaft“will den Film verhindern

Doch die Mühe lohnt sich. Nach nur zehn Wochen hat der Film über die Geschichte einer italienischen Gangsterfamilie mit 60 Millionen Dollar das Zehnfache seiner Produktionskosten eingespielt und die fast bankrotten Paramount-Studios saniert. Ungehört verhallen die Warnungen, dass „Der Pate“ die Verbrecher stark idealisiere. Den „besten Werbespot für die Mafia“ nennen ihn manche. Vor den auf Wochen ausverkauften Kinos bieten Besucher ein Vielfaches des normalen Eintrittspreises, um ein Ticket zu ergattern.

Für elf Oscars wird der Film 1973 nominiert, drei gewinnt er. Unter anderem den für den besten Film. Bis heute hat er knapp eine Viertelmilliarde Dollar eingespielt. Zum 40-jährigen Jubiläum ist – leider nur in den USA – eine Monopoly-The Godfather Sonderedition erschienen. Sie unterscheidet sich nicht nur durch geänderte Regeln (Gegner können entführt, Geld kann gewaschen werden) vom Original, sondern auch durch die Spielfiguren. Gezogen wird unter anderem mit einem toten Fisch oder einem Pferdeschädel.