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Iranische Familie investiert in Hotels im Ruhrgebiet

Iranische Familie investiert in Hotels im Ruhrgebiet

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Foto: Volker Hartmann
Die Hamburger Novum-Gruppe investiert in drei Essener Hotels, darunter den Handelshof. Die Eigentümer, eine iranische Familie, sucht weitere Objekte.

Essen. 

Die Übernachtungszahlen im Ruhrgebiet knacken seit sechs Jahren einen Rekord nach dem anderen. Der Boom im Tourismus spricht sich auch bei großen Hotelketten herum. In Duisburg und Mülheim etwa sind neue Herbergen geplant, allein in der Essener Innenstadt sind sechs Projekte in der Pipeline.

Einen besonderen Fokus auf die Region hat die Hamburger Novum-Gruppe gelegt. Das Familienunternehmen hat bereits fünf Häuser in Düsseldorf, zwei in Dortmund und eines in Oberhausen übernommen. Derzeit baut Novum das Essener Traditionshotel Handelshof direkt gegenüber dem Hauptbahnhof um, hat bereits das Ambassador übernommen und will Ende 2017 gleich an der Autobahn 40 ei­ne 145-Betten-Herberge am Europa-Center eröffnen.

Novum-Gruppe sieht Potenzial im Ruhrgebiet

„Essen ist der viertstärkste Hotelmarkt in Nordrhein-Westfalen“, sagt Resa Etmenan, der gemeinsam mit seinen drei Geschwistern die Novum-Gruppe leitet und in der Führung für Investitionen zuständig ist. Etmenan sieht im Ruhrgebiet große Potenziale für das Gastgewerbe: „Hier gibt es sehr viele Unternehmen, kulturelle Highlights, touristische Angebote und eine steigende Zahl von Übernachtungen“, erklärt der Manager.

Die Rahmenbedingungen im Revier sind aus Sicht der Hamburger so gut, dass die Novum-Gruppe ihren Expansionskurs an Rhein und Ruhr fortsetzen will. „Wir sind offen für weitere Übernahmen“, betont Etmenan. „Diese Region hat Potenzial und kann mit weiterem Wachstum rechnen. Zentrale Lagen sind stark gefragt“, so Etmenan. In Essen, Düsseldorf und Köln liefen bereits Gespräche. Der Manager kann sich aber auch vorstellen, in kleineren NRW-Städten aktiv zu werden.

Die Novum-Gruppe hat sich darauf spezialisiert, Hotels zu übernehmen, deren Inhaber keine Nachfolger finden und in denen es einen Investitionsstau gibt. „Viele Häuser kommen in die Jahre, bleiben an einem Punkt stehen und entwickeln sich nicht mehr weiter“, meint Samira Said, Schwester der Etmenan-Brüder und für alle Fragen rund um Planung und Design der Hotels zuständig. Nach dieser Devise will sie nun auch „frischen Wind“ in den Essener Handelshof mit seinen 198 Zimmern bringen und ihn wieder zu einem „Aushängeschild“ machen. Der bisherige Betreiber Mövenpick hatte das Vier-Sterne-Hotel am Essener Hauptbahnhof Ende 2015 geschlossen.

Iranische Familie fühlt sich Deutschland zu Hause

80 Hotels gehören inzwischen zur relativ jungen Novum-Gruppe. Ihr Gründer ist Nader Etmenan, der im Jahr 1988 in Hamburg ein kleines Haus mit gerade einmal 49 Zimmern eröffnete. Die Familie hatte damals den Iran verlassen, um sich in Deutschland eine neue Existenz aufzubauen. „Wegen der politischen Unruhen im Iran hat mein Vater in der Heimat keine Perspektive mehr gesehen“, erinnert sich Sohn Resa. „Wir wollten in Freiheit leben.“

Längst fühlen sich die Familienmitglieder als Deutsche. „Unser Vater schickt uns sogar SMS auf Deutsch“, so Tochter Samira. Die Verbindung zur iranischen Heimat sei völlig abgebrochen. Trotz des Endes der Wirtschaftssanktionen und der Öffnung des Landes denken die Etmenans nicht an eine Rückkehr in den Iran. Resa Etmenan bleibt skeptisch: „Man kann sich dort noch immer nicht ganz frei bewegen. Und ich befürchte, das wird so bleiben.“