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Internationale Schulen liefern sich scharfen Wettbewerb

Internationale Schulen liefern sich scharfen Wettbewerb

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Foto: Bodo Goeke
Der Markt der internationalen Schulen an Rhein und Ruhr ist hart umkämpft. Angebote gibt es in Essen, Duisburg, Düsseldorf und Köln. Mit der Stuttgarter Klett-Gruppe ist nun der größte deutsche Bildungskonzern in NRW eingestiegen. Der Klett-Standort in Heiligenhaus heißt nun „Rheinland International School“.

Heiligenhaus/Essen. 

Das Stuttgarter Unternehmen Klett hat sich als Verlag für Schulbücher einen Namen gemacht. Doch Klett ist längst ein international tätiger Bildungskonzern, dessen Angebot vom Kinderbuch bis zur interaktiven Lernhilfe reicht. An 40 Standorten in 17 Ländern beschäftigt Klett mehr als 2700 Mitarbeiter. Auch in NRW ist der Konzern aus Baden-Württemberg jetzt aktiv geworden. Vor wenigen Wochen übernahm Klett die Internationale Schule in Heiligenhaus. „Die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Bildungs- und Betreuungseinrichtungen wächst stetig“, begründet Klett-Sprecherin Karen Rehberger die Übernahme.

Mehrere Wettberwerber in der Region

In der Region buhlen gleich mehrere Bildungsanbieter um die Gunst zahlungskräftiger Eltern, die ihre Kinder auf englischsprachige Privatschulen mit internationalem Flair schicken wollen. In Duisburg, Aachen und Köln befinden sich zum Beispiel Standorte der St. George’s School, wo nach den Prinzipien englischer Privatschulen unterrichtet wird. In Düsseldorf-Kaiserswerth hat sich die International School of Düsseldorf (ISD) etabliert. Vor zwei Jahren ist die Internationale Schule Ruhr (IS Ruhr) in Essen an den Start gegangen – zunächst mit millionenschwerer Unterstützung durch die Stiftung des damaligen RWE-Chefs Jürgen Großmann. Betrieben wird die IS Ruhr von der schweizerischen Aktiengesellschaft SBW.

Neben den internationalen Schulen, in denen Englisch die wesentliche Unterrichtssprache ist, gibt es eine Reihe von Privatschulen, etwa das Privatgymnasium Stadtkrone in Dortmund.

Auch Chinesisch-Unterricht im Angebot

Internationale Schulen gelten als Standortfaktor. Oft siedeln sie sich dort an, wo viele global agierende Konzerne tätig sind. Die Kinder, die an der IS Ruhr unterrichtet werden, kommen aus Norwegen, Italien, Brasilien, Australien oder den USA. Ihre Eltern sind meist aus beruflichen Gründen ins Ruhrgebiet gezogen. „Wir erziehen offene Weltbürger“, sagt Frank van Poucke, der Schulleiter der IS Ruhr. In Heiligenhaus wird auch auf Chinesisch unterrichtet.

„Zunehmend gibt es auch bei deutschen Eltern das Interesse, ihre Kinder auf internationale Schulen zu schicken“, berichtet Eva Lingen vom Verband Deutscher Privatschulen NRW.

Schulbesuch kann rund 13 000 Euro pro Jahr kosten

Die Eltern lassen sich die Schulbildung ihrer Kinder einiges kosten. Die St. George’s School verlangt zwischen 8500 und 12 000 Euro pro Jahr, in Heiligenhaus sind es für Grundschule und Gymnasium rund 10 000 Euro. Der Besuch der IS Ruhr kostet zwischen 12 000 und 13 000 Euro jährlich. Über einen Förderverein werden allerdings Stipendien vergeben. In der Regel ist der Abschluss an den internationalen Schulen nicht das Abitur, sondern das International Baccalaureate (IB) – ein möglicher Vorteil im Ausland, aber zuweilen ein Nachteil in Deutschland.

Der Markt der internationalen Schulen ist hart umkämpft, was auch die IS Ruhr zu spüren bekommt. „Finanzielle Defizite sind in einer Startphase von fünf oder sechs Jahren normal. Das ist auch hier eingeplant und erschreckt uns nicht“, sagt Reto Ammann, einer von vier Eigentümern der Betreiberfirma SBW. 83 Kinder seien derzeit angemeldet, profitabel sei der Standort Essen bei „etwas weniger als 200 Kindern“. Die Unterstützung von Großmanns Stiftung läuft in absehbarer Zeit aus. „Dann muss sich die Schule ohne diese Unterstützung selbst tragen“, sagt Ammann.

Neuer Name für Schule in Heiligenhaus

Potenzial für internationale Schulen scheint vorhanden zu sein. „Es gibt einen Bedarf“, sagt Stuart Horten, der Geschäftsführer der familiengeführten St. George’s School. Doch ganz leicht ist das Geschäft mit der Bildung nicht. Die Privatschulkette Phorms hatte vor wenigen Jahren mit ehrgeizigen Plänen Schlagzeilen gemacht, musste aber mittlerweile Standorte schließen. Bevor die Klett-Gruppe einstieg, hatte es auch in Heiligenhaus Querelen gegeben.

Inzwischen hat Klett den Standort in „Rheinland International School“ umbenannt. Die Stuttgarter planen schon die nächsten Expansionsschritte. „Weitere Standorte, als Neugründungen oder gegebenenfalls Übernahmen, sind grundsätzlich denkbar“, kündigt Klett-Sprecherin Rehberger an.