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Attacke in Hurghada: „Ich dachte, da wird jemand gerettet“

Attacke in Hurghada: „Ich dachte, da wird jemand gerettet“

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Alice M. im Wasser zwischen ihrem Hotel und dem Sunny Days El Palacio. In der dortigen Anlage hat ein Mann zwei Frauen erstochen, Alice M. bekam das Geschehen aus rund 400 Metern Entfernung mit. Foto: FMG
Eine deutsche Augenzeugin hat nach dem Angriff mit zwei getöteten Frauen in Hurghada keine Angst. Sie sagt: „Ich fühle mich sicher.“

Hurghada. 

Als sie Schreie hörte, dachte Alice M. in ihrem Urlaub in Hurghada an nichts Böses: Sie lag am Freitag am Strand des Bel Air Azur Resort, freier Blick auf das benachbarte Sunny Days El Palacio, in dem sich gerade eine Drama abspielte. Geschrien wurde dort, ein Mann stach auf eine Frau ein. Doch den Grund erfuhr sie erst Stunden später. „Viele Eltern brüllen im Urlaub nach ihren Kindern, oder Mitarbeiter untereinander.“

Die Kielerin konnte erkennen, dass Menschen durcheinander rannten und von einem Boot Menschen mit einer Stange in Richtung Wasser schlugen. „Das machte zu diesem Zeitpunkt für mich keinen Sinn, ich dachte, sie wollten jemanden retten.“ Erst dann sei auch die Rede davon gewesen, dass ein Mann ertrunken sei.

Abgedeckten Körper gesehen

Das Leben ging vergleichsweise normal weiter in dem Hotel. „Als ich mit meiner Mutter vom Essen zurückkam, hat man einen abgedeckten Körper gesehen.“ Man habe Trauer um eine fremde Person gefühlt, das war natürlich Thema, „wir haben darüber gesprochen“.

Dann bekam die 28-Jährige, die auf Instagram und Facebook Tausende Abonnenten und Freunde hat, aber plötzlich Nachfragen aus Deutschland, ob es ihr gut gehe. Sie erfuhr dann aus den Nachrichten, dass im Nachbarhotel gar kein Mensch ertrunken ist und was der Grund war für die drei Krankenwagen und das Polizeiaufgebot.

Jetzt habe sie auch verstanden, dass die Schläge mit einer Stange offenbar dazu dienten, den Angreifer zu stoppen, wie sie sagt. Der Mann wurde festgenommen, ein Foto soll zeigen, wie er auf einem Materialwagen abtransportiert wird. In ihrem Urlaubsort Hurghada hörte sie, dass es zwei deutsche Frauen waren, die nach den Messerstichen gestorben sind.

Beziehungstat als Wunschdenken?

Vor Ort habe sie aber auch den Eindruck, dass sich die Menschen wenig Sorgen machen: Sie habe auch Kontakt mit Einheimischen und sei überzeugt, dass keine Gefahr drohe. Man erzähle sich, dass es um Eifersucht ging, um eine Zurückweisung. „Da soll jemand nicht klar gekommen sein mit dem ,Nein’ einer Frau. Aber ich war nicht dabei.“

So schrieb es auch auf Facebook kurz nach Bekanntwerden der Tat ein Ägypter, der Augenzeuge gewesen sein will. Einen Kampf habe es gegeben, aber die Polizei gehe von persönlichen Motiven aus. Möglich, dass das die Sicht auf den Fall ist, die sich die Menschen dort so sehr wünschen: bloß kein Terror.

Hotelmanager spricht von Angriff zuvor

Doch da gibt es auch eine Schilderung, die auf Terror hindeutet: Die örtliche Seite „Al-Masry Al-Youm“ zitierte einen angeblichen Augenzeugen, wonach der Angreifer ihm gesagt habe, es gehe um Ausländer, Ägypter sollten nicht zu Schaden kommen. Der Manager des Hotels „El Palacio“ sprach auch von einem weiteren Übergriff zuvor. Demnach soll der Angreifer zunächst an einem benachbarten Hotelstrand Urlauber attackiert haben, bevor er zum Strand seiner Anlage weitergeschwommen sei. Dort sei er von Sicherheitsleuten und Gästen überwältigt worden.

Alice M. ist aber überzeugt: „Es war sicherlich kein Terrorist.“ Wegen eines „normalen“ Gewalttäters, wie es ihn überall gebe, hätten zwei Frauen sterben müssen und der Tourismus werde leiden. „Ich kann nur sagen, dass es hier sicher ist.“ Während sie das unserer Redaktion erklärte, dröhnte vom Sunny Days El Palacio wieder die Musik herüber. (mit dpa)