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Jungem Somalier droht in Oberhausen die Abschiebung

Jungem Somalier droht in Oberhausen die Abschiebung

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Immer wieder wird gegen die Abschiebung von Flüchtlingen protestiert – wie hier mit dem Banner in Hamburg. Foto: dpa
Flüchtlingsberaterin Evelyn Meinhard und seine Schule in Oberhausen machen sich für ihn stark. Spenden werden gesammelt, um den Anwalt zu bezahlen.

Oberhausen. 

Die Zeit drängt. Die Gefahr wächst. Evelyn Meinhard, seit 26 Jahren Flüchtlingsberaterin beim Evangelischen Kirchenkreis, macht sich riesige Sorgen um einen gerade erwachsen gewordenen Somalier, dem die Abschiebung droht. Der junge Mann, der miterlebte wie die Alshabaab-Miliz Vater und Bruder erschoss, hat auch darüber hinaus Unsägliches durchgemacht. Jetzt soll er nach Malta zurück, weil das das erste europäische Land war, in dem er Zuflucht fand. Er ist damit ein sogenannter Dublin-Fall.

Deshalb, wegen des jungen Somaliers, ist Evelyn Meinhard an diesem Tag zu Gast beim Hans-Sachs-Berufskolleg. Hier gibt es nämlich seit Oktober dieses Jahres eine „Internationale Förderklasse“. „Immer, wenn die Abschiebung eines Flüchtlings droht, komme ich ins Boot“, sagt Evelyn Meinhard. An der Schule ist sie des öfteren zu Gast.

In der Förderklasse sitzt auch der junge Somalier. Acht Nationalitäten sind hier vertreten. Und alle Schüler seien hochmotiviert. Das versichert der vor Energie nur so sprühende Roben Peñaloza Ramírez, seines Zeichens Klassenlehrer. Der gebürtige Mexikaner unterrichtet seine Schützlinge nicht nur, er zeigt ihnen auch das Leben hier, geht mit ihnen in klassische Konzerte oder einfach einkaufen.

Sie wollen etwas lernen und arbeiten

Roben Peñaloza Ramírez ist genauso wie sein Kollege Norbert Reschke, der Leiter der Abteilung ‘Klassen für Schüler ohne Berufsausbildungsverhältnis’ ist, überzeugt, aus den jungen Leuten könnte etwas werden. „Wir könnten sie in eine Berufsausbildung bringen, sie wollen ja arbeiten.“ Da sie aber alle schon volljährig sind, dürfen sie weder eine Ausbildung machen, noch arbeiten, so lange ihr Aufenthaltsstatus nicht geklärt ist.

Schulleiter Marc Bücker findet für diesen Zustand sehr klare Worte: „Die jungen Leute sind bereit zu lernen, wir unterrichten sie mit Perspektive, aber die Gesellschaft gibt ihnen keine Perspektive.“ Sie rutschten entweder in die Kriminalität ab oder würden abgeschoben.

Das ist tragisch. Umso mehr, wenn man „die jungen Leute“ kennenlernt, die sich im fremden Land oft ausgeliefert fühlen. Da ist ein Somalier, der zugibt hier schon einsam zu sein. Gerne würde er zurück zu seiner Familie gehen. „Aber dann wäre ich tot“, sagt er. Ein anderer Flüchtling klagt, wie schmutzig es in seinem Wohncontainer sei. „Sieben Menschen leben in einem kleinen Zimmer“, erzählt er. Ihnen fehle es an Unterstützung, zum Beispiel bei der Wohnungssuche, sagen einige. „In meinem Heim trinken Männer die ganze Nacht Alkohol und machen Lärm“, klagt ein weiterer junger Mann, der ja an jedem Morgen früh zur Schule muss. Ein junger Italiener erzählt, wie seine Familie wegen der katastrophalen wirtschaftlichen Situation aus Italien flüchtete. „Mein Vater fand hier Arbeit als Koch.“

Orientierung für Traumatisierte

„Wir arbeiten auch mit Evelyn Meinhard zusammen, um den oftmals traumatisierten Schülern eine Orientierung zu bieten“, sagt Roben Peñaloza Ramírez. Apropos Traumata: Auch im Falle des Somaliers setzt sich Evelyn Meinhard für eine Therapie ein. Die Schule ihrerseits hat einen Spendenaufruf gestartet, damit der Rechtsanwalt für den jungen Mann bezahlt werden kann. Wer spenden möchte: Stadtsparkasse Oberhausen, Kt.: 500 056 51, BLZ: 365 500 00. Die Spenden gehen auf das Konto des Flüchtlingsrats Oberhausen.