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Essen: „Pommesbuden-Held“ fährt mit Helfern in die Ukraine – plötzlich greifen die Russen an

Essen: „Pommesbuden-Held“ fährt mit Helfern in die Ukraine – plötzlich greifen die Russen an

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Essen: „Pommesbuden-Held“ fährt mit Helfern in die Ukraine – plötzlich greifen die Russen an

Essen: „Pommesbuden-Held“ fährt mit Helfern in die Ukraine – plötzlich greifen die Russen an

Raketenangriffe auf Lwiw im Westen der Ukraine

Das russische Militär hat Ziele in der westukrainischen Stadt Lwiw angegriffen, darunter ein Treibstofflager, das in Flammen aufging. Mehrere Menschen wurden ukrainischen Angaben zufolge verletzt.

„Ich zittere am ganzen Körper“, sagt Tarkan Yüzbasioglu aus Essen. Einen Tag nach einem waghalsigen Hilfstransport in die Ukraine schlägt dem Besitzer der Pommes-Bude „Melandis“ in Haarzopf noch das Herz bis zum Hals.

Mit Hilfsgütern im Wert von rund einer Million Euro machte sich der Konvoi von 25 Transportern aus Essen auf den Weg ins Kriegsgebiet. Zurück kamen sie mit 140 Flüchtlingen und der niederschmetternden Erkenntnis: „Es geht so nicht mehr.“

Essen: Helfer transportieren Güter in die Ukraine – plötzlich heulen die Sirenen

Sie waren am Samstag gerade dabei, medizinisches Gerät und lebenswichtige Medikamente in einem Warenlager in Lwiw abzuladen, als plötzlich die Sirenen heulten. Ein Luftangriff! „Da haben wir erst einmal gestockt.“ Doch im Glauben an einen Bluff von Putin zur Abschreckung von Waffen-Lieferungen machten die Helfer weiter.

Dann schlugen doch russische Raketen ein – eine davon nur 1.500 Meter von ihnen entfernt, wie Tarkan Yüzbasioglu später erfahren sollte. „Du hörst nur was Dumpfes“, berichtet der Essener, denn die Stadt sei sehr verbaut.

Einige seiner Mitstreiter seien sofort in ihre Autos gestiegen. Nichts wie weg. Doch viele blieben, wollten ihre Mission zu Ende bringen.

Hilfskonvoi aus Essen: Luftangriff durchkreuzt Pläne

30 Tonnen Hilfsgüter luden die Helfer aus Essen schließlich aus. Unter dem ständigen Risiko, dass der Beschuss näherkommt.

Ihr zweites Ziel sollte durch die russischen Angriffe, bei dem am Samstag unter anderem ein Treibstofflager getroffen wurde, gestört werden.

Eigentlich wollten sie 170 Flüchtlinge aus Lwiw mit nach Deutschland nehmen. Doch wegen der Luftschläge mussten 40 Mütter mit ihren Kindern in Bunker fliehen. Der Konvoi musste schließlich ohne sie abreisen.

Bundestagsabgeordneter aus Essen zieht „Politiker-Karte“

Doch mit leeren Transportern zurück nach Essen fahren, das war für die Helfer keine Option. Mitten in der Nacht auf Sonntag suchten sie eine Flüchtlingsunterkunft an der polnischen Grenze auf.

„Da haben wir schlimme Bilder gesehen“, berichtet Tarkan Yüzbasioglu. Frauen und Kinder, alte Menschen, eng an eng. Keine Privatsphäre. „Das ist deren Leben gerade. Das kann man sich nicht vorstellen“, sagt der Imbiss-Besitzer konsterniert.

Er und seine Mitstreiter wollten ihnen helfen. Doch wer steigt nachts um drei Uhr in fremde Autos? „Die kannten uns nicht und hatten Angst, dass wir sie verschleppen“, so der Essener.

Am Ende half der mitgereiste Essener Bundestagsabgeordnete Matthias Hauer. Mit seinem Bundestagsausweis schaffte er Vertrauen und sorgte dafür, dass weitere sechs Flüchtlinge nach Essen gebracht werden konnten.

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Was passiert mit den Flüchtlingen aus der Ukraine in Essen?

Für sie alle haben viele Freiwillige in Essen Unterkünfte in Essen besorgt. 140 Menschen sind durch die Initiative privat untergekommen. Dafür wurden unter anderem leerstehende Wohnungen mit gebrauchten Möbeln ausgestattet.

Große Unternehmen haben dafür gespendet, aber auch Kinder, die für die Menschen aus der Ukraine Waffeln spendeten, sagt Yüzbasioglu. „Es kommen fremde Menschen auf mich zu, die mir auf der Straße Geld zustecken“.

Denn innerhalb von vier Wochen hat sich die Arbeit der Intitiative, die bereits zum zweiten Mal seit Ausbruch des Krieges in die Ukraine gefahren ist, extrem herumgesprochen.

Essener Hilfsaktion in der Ukraine: „Es geht so nicht mehr“

Von dem Team, was sich rund um Tarkan Yüzbasioglu in Haarzopf formiert hat, ist der Imbiss-Besitzer komplett begeistert. Weil alles so schnell ging kenne der in Essen mittlerweile als Pommesbuden-Helden bekannte Hilfs-Initiator von manchen nicht einmal den Nachnamen.

Er zählt Namen auf, die von Anfang an dabei sind und für ihn mittlerweile große Bedeutung haben:

  • Michae („der Blitz“)
  • Chris („die Wurst“)
  • Mahmoud („das Auge“)
  • Hartmut („der Wassermacher“)
  • Roger („der Samurai“)
  • Matthias („der Bär“)

„Es geht so nicht mehr“, sagt Tarkan Yüzbasioglu. „Denn es wird immer gefährlicher.“ Trotzdem plant ein weiterer Helfer, Matthias Bähre, einen erneuten Transport in etwa einem Monat. „Die warten da drauf, sind darauf angewiesen auf Babynahrung, Isomatten, medizinischen Bedarf. Das kriegen die da drüben kaum noch“, sagte er gegenüber der Tagesschau.