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Stadtwerke Essen wollen bei Steag möglichst bald zuschlagen

Stadtwerke Essen wollen bei Steag möglichst bald zuschlagen

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Foto: WAZ FotoPool
Der Kauf des zweiten Steag-Anteils steht an: Der Aufsichtsratschef der Essener Stadtwerke, Franz-Josef Britz spricht vor der wichtigen Sitzung am Freitag von einem günstigen Zeitpunkt. Die Stadtwerke Essen müssen dafür rund 25,5 Millionen Euro aufbringen.

Essen. 

Ein Veto aus Essen ist nicht zu erwarten: Der Aufsichtsrats-Chef der Stadtwerke Essen, Franz-Josef Britz, hat sich für die zügige Übernahme der restlichen Steag-Anteile ausgesprochen. „Die Situation ist so: je eher desto besser“, sagte er mit Blick auf die derzeit niedrigen Zinsen und die gestiegenen Ausgleichszahlungen, die die Stadtwerke an den Verkäufer Evonik seit Jahresbeginn leisten müssen. Am Freitag will sich der Aufsichtsrat der Kommunalen Beteiligungsgesellschaft (KSBG) treffen, um die Finanzierung der Übernahme festzuzurren. Britz, auch CDU-Chef in Essen, sitzt in dem Gremium.

Im Vorfeld hatte es in der Essener Politik große Bedenken gegen einen überhasteten Kauf gegeben, weil man auf den Einstieg eines Dritten hoffte. Das sei auch weiter Ziel, so Britz. Doch Interessenten gebe es derzeit nicht, „und wir werden den Anteil auch nicht anbieten wie sauer Bier“, weil das die Preise kaputt machen würde. Die KSBG hält bislang 51 Prozent an der Steag. Bis spätestens 2016 muss das Konsortium der Stadtwerke Essen, Dortmund, Duisburg, Bochum, Oberhausen, Dinslaken die restlichen 49 Prozent von Evonik kaufen. Seit der Übernahme des ersten Anteils im Jahr 2011 sind jedoch die Risiken für die beteiligten Stadtwerke gestiegen.

Risiken für die Stadtwerke seit 2011 gestiegen

Die Energiewende macht auch dem Kohleverstromer Steag zu schaffen. Setzt sich Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel zudem mit seinen jüngst bekannt gewordenen Plänen durch, alte Kohlekraftwerke künftig stärker aus dem Markt zu drängen, dürfte das Geschäft der Steag weiter unter Druck geraten.

Britz sieht dennoch bei der Steag mehr Chancen, als Risiken. Gleichzeitig räumte er ein, dass das ursprüngliche Steag-Modell, das den Stadtwerken vorschwebte, nicht mehr zu halten sei. Nämlich alte Kraftwerke zu modernisieren bzw. gegen neue zu ersetzen. Der CDU-Politiker verteidigte den Deal dennoch gegen Kritik: „Bis jetzt hat sich der Einstieg für die Stadtwerke Essen gerechnet“. Die laufenden Kredite seien bereits zu einem „beträchtlichen Teil“ getilgt. Auch ein Finanzierungsrisiko aus der restlichen Summe sehe er nicht, fügte aber hinzu: „wenn das Steag-Geschäft läuft“.

Kaufsumme: rund 600 Millionen Euro

Die sieben beteiligten Stadtwerke müssen für den Kauf des zweiten Anteils 175 Millionen Euro als Eigenkapital beisteuern, das sie sich selbst über Kredite holen. Für Essens Stadtwerke, die 15 Prozent an der KSBG halten, wären das rund 25,5 Millionen. Zum Vergleich: Die Summe entspricht in etwa einem Jahresgewinn, den die Essener Stadtwerke machen. 150 Mio. Euro sollen zudem als Kredit ausgerechnet von der Steag selbst kommen, die sich dafür weiter verschulden muss. Den Rest der Kaufsumme von insgesamt rund 600 Millionen Euro nimmt die KSBG bei Banken auf.

Bislang haben die Stadtwerke Essen nicht in dem Maße wie andere Versorger unter den Folgen der Energiewende zu leiden. Sie sind selbst nicht in der Erzeugung tätig, sind diese Risiken nicht eingegangen. Britz räumt ein: „Indirekt haben wir sie uns mit der Steag jetzt eingehandelt.“ Und während Dortmunds Stadtwerke-Chef Guntram Pehlke gebetsmühlenartig wiederholt, dass das Kreditrisiko für die Steag-Übernahme allein bei der KSBG liegt und nicht auf die städtischen Haushalte durchschlagen kann, ist man in Essen mit solchen Aussagen vorsichtiger: „Ich würde das nicht so apodiktisch formulieren“, sagte Britz. Auch Kämmerer Lars Klieve fragt: „Auf wen würde man denn zukommen, wenn es schief geht?“