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Ratsherr soll AfD-Geld veruntreut haben

Ratsherr soll AfD-Geld veruntreut haben

Schon bisher war kein Mangel an Eskapaden im Stadtverband der „Alternative für Deutschland“. Jetzt hat der neue Vorstand Ratsherrn Marco T. angezeigt. Der bestreitet die Vorwürfe energisch – und trat jetzt aus.

Essen. 

Die Kernkompetenz der AfD sind „solide Finanzen“, so steht es jedenfalls etwas großspurig auf der Essener Internetseite der immer noch jungen Partei. Und wenn einem der Ihren vor Ort ausgerechnet diese Kompetenz abhanden gekommen scheint? Dann braucht es wohl – das ist ja der Wahlspruch der „Alternative für Deutschland“ – ein ganzes Stück „Mut zur Wahrheit“, damit umzugehen.

Die bittere „Wahrheit“ für den rund 100 Mitglieder zählenden Essener Stadtverband, sie steht dieser Tage in einem neunseitigen Prüfungsbericht der Unternehmensberatung Audalis aus Dortmund. Darin bekommt die hiesige AfD bescheinigt, dass ausgerechnet der Gründungsvorsitzende und Spitzenkandidat zur Kommunalwahl, Marco T., Tausende von Euro aus der Parteikasse verbraten habe, „bei denen das Interesse der Partei nicht ordnungsgemäß nachgewiesen ist“ oder für die gleich komplett sämtliche Belege fehlen.

AfD erstattet Strafanzeige

In der Partei, die schon vor ihrem Einzug in den Stadtrat eher durch Eskapaden als durch Sachdebatten auffiel, ist man entsetzt. Der Vertrauensvorschuss war groß, die Kontrolle lax: Er schaltete lange nach Belieben, die EC-Karte fürs Parteikonto bei der Geno-Bank stets in der Tasche. Misstrauisch wurden Parteifreunde erst im Frühjahr, als Kassenprüfung und Rechenschaftsberichte anstanden und beachtliche Lücken auftraten.

Weil T. nach Ansicht des neuen Vorstands keine Anstalten machte, den Schaden zu akzeptieren und mit der Vorlage offenbar zweifelhafter Belege reagierte, veranlasste die AfD-Spitze erst die externe Prüfung und zog jetzt die Reißleine: Nach NRZ-Informationen erstattete sie am Samstag Strafanzeige gegen „ihren“ Ratsherrn „wegen der nicht ordnungsgemäßen Verwendung von Geldern der AfD Essen“.

Kosten von rund 5.000 Euro

Offiziell bestätigen mag der erst seit kurzem amtierende neue AfD-Sprecher Christoph Wilkes diese Strafanzeige nicht. Und auch über den Finanzstreit verliert er öffentlich kein Wort: „Das ist ein schwebendes Verfahren, ich bitte um Verständnis.“ Verständnis, das manch ein Parteifreund längst nicht mehr aufbringt, weil die vor 15 Monaten erst gegründete AfD Essen finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet ist. Und nicht mir nichts dir nichts auf jene 2.748,37 Euro verzichten kann, welche die Audalis-Kanzlei Kohler Punge & Partner zunächst als Schadenssumme errechnete: „Wir empfehlen (…) diesen Betrag von Herrn Marco T. zurückzufordern“, heißt es im Prüfbericht, wobei noch der Anteil privater Nutzung an geltend gemachten Telefon- und Kfz-Kosten hinzukommt.

Unterm Strich will die AfD 3.923,33 Euro zurück, fast ein Viertel des örtlichen Partei-Etats, und da ist der Wert heikler weil laut Prüfern unzulässiger „Insichgeschäfte“ von T. noch nicht mal eingerechnet. Zudem will sich die Partei wohl auch die Kosten für den Wirtschaftsprüfer wieder holen – rund 5.000 Euro.

Doch das wird nicht einfach, denn er bestreitet vehement, irgendwelche Gelder veruntreut zu haben: Die Vorwürfe seien „kon-struiert“, er habe sämtliche Belege beigebracht, andere hätten diese aber verschlampt: „In Wirklichkeit geht es darum, dass ich mein Ratsmandat abgeben soll, weil andere es gerne hätten.“ Aber er will nicht weichen, er trat nicht zurück.

Aber aus: raus aus der AfD.