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E-Mail mit brisanter Anfrage an Essens Baudezernentin Raskob veröffentlicht

E-Mail mit brisanter Anfrage an Dezernentin veröffentlicht

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Grugapark- Konferenz 2020 im Gartenbauzentrum Foto: Foto: Kerstin Kokoska/WAZ FotoPool
Einen verbalen Schlagabtausch in der Sitzung des Stadtrates löste eine E-Mail aus, die anscheinend gestreut worden war, ohne dass Absender und Adressat etwas davon gewusst hätten: Darin soll Ratsfrau Christine Müller-Hechfellner (Grüne) von Baudezernentin Simone Raskob Informationen zum Kita-Ausbau erbeten haben, um – so SPD-Fraktionschef Rainer Marschan im Rat – „Oberbürgermeister Reinhard Paß zu attackieren“.

Essen. 

Ein falscher Klick genügt, und schon ist es passiert: Dass eine E-Mail schon mal den Falschen erreichen kann, weiß jeder, der mit Maus und Computer hantiert. Jener elektronische Brief aber, der in der Ratssitzung am Mittwoch für einen hitzigen Schlagabtausch sorgte, war augenscheinlich bewusst gestreut worden, ohne dass Absender und Adressat davon gewusst hätten. Verfasst hatte die E-Mail Christine Müller-Hechfellner, Ratsfrau der Grünen. Der Inhalt galt Essens Baudezernentin Simone Raskob, parteilos und politisch den Grünen nahestehend. Der Wortlaut birgt eine gewisse Brisanz.

Müller-Hechfellner erbittet Informationen über den aktuellen Stand beim Ausbau von Kindertagesstätten, um – so gab es SPD-Fraktionschef Rainer Marschan am Mittwoch in einer Anfrage im Rat im Rahmen der aktuellen Stunde sinngemäß wieder – „Oberbürgermeister Reinhard Paß zu attackieren“. Hoppla! Eine Ratsfrau erwartet von einer städtischen Spitzenbeamtin Schützenhilfe und Munition gegen den eigenen Dienstherrn?

Legendär: „Willi, gib ein Zeichen“

Oberbürgermeister Reinhard Paß erinnerte dies an einen Vorgang aus jener vergangenen Zeit, als der allmächtige SPD-Fraktionsvorsitzende Willi Nowack, nicht nur den Genossen sagte, wo es politisch lang gehen sollte. „Willi, gib ein Zeichen“ – dieser Vermerk der damaligen Umweltdezernentin Eva-Maria Krüger am Rande eines internen Schriftstücks der Verwaltung ist legendär.

Heißt es heute: „Simone gib ein Zeichen?“, fragte der OB rhetorisch und fügte hinzu: Sollte Raskob zur Illoyalität aufgefordert worden sein, könne das weder ihr noch ihm gefallen.

Linke und Grüne empörten sich darüber, dass der in Rede stehende Vorgang in öffentlicher Sitzung diskutiert wurde ohne Rücksicht auf die handelnden Personen, wie Fraktionssprecherin Hiltrud Schmutzler-Jäger kritisierte: „Ich habe das Gefühl, ich bin hier bei der Stasi.“

Munitionierte Raskob die Grünen gegen OB Paß?

Die Gretchenfrage blieb unbeantwortet: Kam Simone Raskob der in der Mail formulierten Aufforderung nach? Wichtiger noch: Munitionierte sie die Grünen wohl wissentlich gegen den OB, ihren Chef? Raskob will auch dies schriftlich beantworten. Ob per E-Mail ließ sie offen.