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Tennis im Käfig – Wie Padel ein neuer Sporttrend werden soll

Tennis im Käfig – Wie Padel ein neuer Sporttrend werden soll

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Foto: Lars Heidrich
Thomas Lönegren und Kolja Drewitz wollen die Trendsportart Padel in Deutschland etablieren. Dabei lernen sie aus den Fehlern der Squash-Welt.

Essen. 

Franco Di Santo liebt es. Während seiner Zeit beim Fußball-Bundesligisten Werder Bremen hat der Argentinier sich beklagt: Nirgendwo findet er einen Platz zum Spielen. Allerdings ging es nicht um Fußball. Es ging um Padel.

Padel hat weder etwas mit Paddeln, noch mit Pedalen zu tun – es ist eine Schlägersportart. Gespielt wird auf einem Mini-Tennisfeld, das von Glaswänden umgeben ist, die auch angespielt werden dürfen. Sport im Käfig, eine Mischung aus Squash und Tennis.

Wie schafft man es am Fußball vorbei?

In Südamerika, der Heimat von Di Santo, ist Padel fast genauso beliebt wie in Spanien. „Nach Fußball ist es die zweitgrößte Sportart, vier Millionen Menschen spielen es – Profis und Breitensportler“, sagt Thomas Lönegren. Der 45-Jährige ist Tennis-, Squash- und Padel-Trainer, lebt in Dinslaken, spielte lange selbst. Zusammen mit seinem Geschäftspartner Kolja Drewitz (25) hat er einen Plan: Er will Padel in Deutschland etablieren.

Wie macht man so etwas? Wie platziert man eine noch unbekannte Sportart auf einem Markt, der vom Fußball über alle Maßen dominiert wird? Und: Wie schafft man es, dass sie bleibt?

Becker- und Squash-Boom sind verpufft

Vom Becker-Boom aus den 1980er-Jahren spürt die deutsche Tennis-Welt heute nichts mehr. Noch ärger erwischte es Squash. Schossen in den 1990er-Jahren überall die Hallen aus dem Boden, stehen dort heute Fitnessstudios, Soccer-Hallen oder Supermärkte.

„Aus heutiger Sicht klingt das alles so negativ“, sagt Squash-Bundestrainer Oliver Pettke, „in den Boom-Zeiten hat sich einfach keiner Gedanken über die Zukunft gemacht, rückblickend kann man das dann immer leicht einordnen.“

Der Oberhausener war selbst fünf Jahre lang Geschäftsführer einer Squashhalle, er weiß zu gut, was schief lief. „Das größte Problem ist die Abhängigkeit von betriebswirtschaftlichen Unternehmen“, sagt er. Zu viele Betreiber hätten damals das schnelle Geld gesehen, aber nicht richtig investiert, keine Konzepte entwickelt.

Zusammenarbeit mit Tennisverbänden

Zu sagen, Lönegren und Drewitz hätten sich dazu Gedanken gemacht, würde dem nicht gerecht werden. Mit ihrer Agentur „Padelplus“ haben sie ein umfassendes Konzept entwickelt. „Von Turnierformen über Trainerausbildung, Finanzierungsmodelle, Marketing und Ligen liegt alles in der Schublade“, sagt Lönegren. Zudem: Statt sich auf kommerzielle Betreiber zu stützen, setzt Padelplus auf die Angliederung an Tennis-Verbände. „Es ist ja nicht so, als hätten wir geschlafen“, sagt Squash-Coach Pettke, „auch wir hatten die Idee, in die Vereine zu gehen, es hat aber nie gepasst.“

Lönegren und Drewitz ernten bereits erste Früchte der Zusammenarbeit mit dem Verband Niederrhein: Im Tenniszentrum in Essen wurden erste Plätze gebaut. Die Besucherzahl steigt. „Padel hat keine komplizierte Technik, selbst die, die keine Schlägersporterfahrung haben, lernen es schnell“, sagt Lönegren. Gespielt wird nur im Doppel, gezählt wird wie beim Tennis, die Ballwechsel werden schnell spektakulär.

Werbung ist das nächste Stichwort. „Wir haben es nie geschafft, Squash aus der Halle rauszubekommen“, sagt Pettke, „es fehlte die Öffentlichkeit.“ Padelturniere hingegen werden in Spanien teilweise mitten in der Stadt gespielt, die Anziehungskraft ist groß. „Wo Action ist, kommen auch die Leute“, sagt Pettke, „aber ich habe die Befürchtung, dass es bald ein Überangebot gibt und die junge Sportart schnell wieder weg ist.“

Kritische Masse überzeugen

Wenn er könnte wie er wollte, würde der Bundestrainer reichlich Geld in die Hand nehmen, um Squash-Stützpunkte aufzubauen, die auch mit Schulen und Hochschulen zusammenarbeiten. „Wir haben uns an vielen Stellen verändert, zeigen zum Beispiel alle Spiele live im Internet“, sagt er. Doch die Popularität – sie ist verspielt.

Thomas Lönegren will all diese Fehler nicht machen. Er brennt für seine Idee und hofft auf den richtigen Aktivierungspunkt. Sobald die erste kritische Masse überzeugt sei, könne man loslegen, das dicke Konzept aus der Schublade holen. „Es wird hier nicht wie auf dem Padelplaneten Spanien, aber wir glauben an die Zukunft des Sports in Deutschland“, sagt der 45-Jährige. Ob der Versuch gelingt, wird sich in ein paar Jahren zeigen.

Franco Di Santo spielt übrigens längst beim FC Schalke. Vielleicht schaut er mal in Essen vorbei. Oder in Herne. Im Gysenbergpark gibt es einen Padel-Platz. Dort, wo früher Squash gespielt wurde.