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Ex-Schiedsrichter Manfred Amerell: Offenbar kein Selbstmord

Ex-Schiedsrichter Manfred Amerell: Offenbar kein Selbstmord

Der in München tot aufgefundene frühere Bundesliga-Schiedsrichter Manfred Amerell ist offenbar eines natürlichen Todes gestorben. In seiner Wohnung sei kein Abschiedsbrief oder andere Hinweise auf einen Suizid gefunden worden, sagte Kriminaldirektor Frank Hellwig am Mittwoch. Auch für einen Unfall oder ein Verbrechen gebe es keine Indizien. Eine Obduktion soll nun die genaue Todesursache klären.

München (dapd). Der in München tot aufgefundene frühere Bundesliga-Schiedsrichter Manfred Amerell ist offenbar eines natürlichen Todes gestorben. In seiner Wohnung sei kein Abschiedsbrief oder andere Hinweise auf einen Suizid gefunden worden, sagte Kriminaldirektor Frank Hellwig am Mittwoch. Auch für einen Unfall oder ein Verbrechen gebe es keine Indizien. Eine Obduktion soll nun die genaue Todesursache klären. Die Ergebnisse sollen in spätestens zwei Wochen vorliegen.

Die Polizei hatte am Dienstag in Amerells Wohnung im Stadtteil Neuhausen die Leiche eines Mannes gefunden. Staatsanwalt Peter Preuß sagte, die Identität des Toten sei zwar noch nicht zweifelsfrei geklärt, die Ermittler gingen aber davon aus, dass es sich um Amerell handle. Hellwig ergänzte, der Leichnam sei in einem sehr schlechten Zustand gewesen. Offenbar lag der 65-Jährige bereits seit einer Woche in seiner stark beheizten Wohnung, bevor er gefunden wurde.

Ein Bekannter Amerells hatte die Polizei informiert, nachdem er über mehrere Tage keinen Kontakt zu ihm aufnehmen konnte. Polizisten entdeckten, dass der Briefkasten überquoll und alarmierten die Feuerwehr, die über die Balkontür in die Fünf-Zimmer-Wohnung im vierten Stock des Hauses eindrang. Dort entdeckten sie die bereits stark verweste Leiche. Die Türen und Fenster waren Polizeiangaben zufolge verschlossen. Zeichen einer Beschädigung gab es nicht.

Rechtsstreit mit DFB und FIFA-Schiedsrichter Kempter

Amerell war nach seiner aktiven Karriere in der Bundesliga Sprecher der Schiedsrichter. Der ehemalige Obmann des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) lieferte sich seit Jahren eine Auseinandersetzung mit dem DFB und dem ehemaligen FIFA-Schiedsrichter Michael Kempter, weil er sich verleumdet und verraten fühlte. Im Kern ging es in einem Zivilrechtsstreit um die Frage, ob ein intimes Verhältnis zwischen Amerell und Kempter einvernehmlich oder erzwungen war.

Im April hatte er angekündigt, den DFB aufgrund der „Verletzungen meiner Persönlichkeitsrechte“ verklagen zu wollen. „Herr Amerell ist bis zum heutigen Tage nicht einmal angemessen zu den Anschuldigungen angehört worden“, begründete sein Anwalt Jürgen Langer die bereits vorbereitete Schadenersatzklage, die Amerell bis spätestens Ende Mai wollte.

Anfang Dezember 2011 hatten Amerell und Kempter ihren fast zwei Jahre währenden Rechtsstreit mit einem Vergleich vor dem Oberlandesgericht Stuttgart beigelegt. Der frühere FIFA-Referee Kempter zog danach seine 2010 in mehreren Interviews getätigten Aussagen zurück, nach denen er Amerell klar und deutlich zum Ausdruck gebracht hätte, keine sexuellen Kontakte zu wollen.

Im März hatte auch der DFB die sportgerichtlichen Ermittlungen gegen Amerell zurückgezogen. Der 65-Jährige sei danach davon ausgegangen, alle gegen ihn erhobenen Anschuldigungen würden „umfassend aufgearbeitet“. Später zeigte er sich enttäuscht: „Aber man hat alles unter den Tisch fallen lassen“, sagte Amerell. Zuletzt soll er von seiner Familie in Augsburg getrennt gelebt haben.

dapd