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Hochspringerin Ariane Friedrich ist bescheiden

Hochspringerin Ariane Friedrich ist bescheiden

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Barcelona. 

Der Bus von Ariane Friedrich fährt um 13.45 Uhr, sie hat also nicht endlos Zeit. Die Hochspringerin packt sich ihr Mittagessen auf den Teller – ein paar Oliven, zwei, drei Scheiben Salami. Dann spricht die deutsche Rekordhalterin (2,06 Meter) über ihren Wettkampf am kommenden Sonntag bei der Europameisterschaft in Barcelona.

„Ich bin mit meiner Sprungtechnik nicht so stabil wie noch vor einem Jahr“, sagt sie. Damals, bei der Heim-WM in Berlin, sprang sie auf den dritten Platz. Anders als bei den Läufern, bei denen die unschlagbaren Langstreckler aus Afrika und die Sprinter aus den USA fehlen, sind die Hochspringerinnen bei der Europameisterschaft nicht im Vorteil. „Alle Topspringerin kommen aus Europa und starten in Barcelona“, so Friedrich. „Ob das jetzt Glück oder Pech ist, muss jeder für sich selbst beantworten.“

Durch ihre Verletzungen fehlen der 26-Jährigen ein paar Monate konstantes Training. „Deshalb arbeite ich in den letzten Tagen vor dem Wettkampf in Barcelona an meiner Technik“, meint sie. Nur die richtige Technik macht es möglich, die Geschwindigkeit des Anlaufs auch in Höhe umzusetzen.

Bei der deutschen Meisterschaft in Braunschweig sprang Friedrich vor einer Woche in einer eigenen Liga und siegte souverän mit 2,00 Metern. Die Zwei-Meter-Marke peilt sie in Barcelona mit der Selbstverständlichkeit einer Topspringerin an. Allerdings: „Es werden mehrere Springerinnen dabei sein, die über zwei Meter springen. Es kann passieren, dass man mit zwei Metern am Ende nur Vierte oder Fünfte wird.“ Pause. „Das wäre dann allerdings sehr ärgerlich.“

Eine Strategie für den Wettkampf gegen Weltmeisterin Blanka Vlasic und die belgische Olympiasiegerin Tia Hellebaut, die in Berlin wegen ihrer Babypause gefehlt hatte, hat sich Friedrich noch nicht zurecht gelegt. „Das entsteht spontan aus dem Springen heraus.“ Es kommt auf ihre Form an, auf das Wetter, auf die Form der Rivalinnen. „Es wäre Quatsch, jetzt schon über ein eventuelles Pokern zu reden“, sagt die Polizistin von der LG Eintracht Frankfurt. „Wir werden einfach sehen, wie es läuft, und dann entscheiden, was zu tun ist.“ „Wir“, das sind Friedrich und ihr Trainer Günter Eisinger, der von der Tribüne Anweisungen geben wird.

Fest steht jetzt schon, dass die 26-Jährige ein Blickfang sein wird. Denn neben den Olympischen Ringen, die sie sich seitlich unter die Rippen tätowieren ließ, hat sie sich in Key West ein zweites Tattoo stechen lassen: Einen angreifenden Tiger, der fast ihren kompletten Rücken ziert.

Gleich ist es 13.45 Uhr, der Bus fährt gleich ab. Einen Tipp will Friedrich, normalerweise sehr selbstbewusst, für das Finale am Sonntag nicht abgeben. Im Gegenteil, sie stapelt sogar tief. „Erstmal muss ich am Freitag die Qualifikation schaffen“, sagt sie. Wobei im deutschen Team eigentlich niemand daran zweifelt, dass sie das locker schaffen wird.