Veröffentlicht inReise

Kojoten, Seehunde und Adler: Wilde Tiere erobern New York

Kojoten, Seehunde und Adler: Wilde Tiere erobern New York

Delfine New York.jpg
New York liegt am Wasser. Immer wieder verirren sich auch Wale oder Delfine an den Rand von Big Apple. Foto: Benjamin Nolte/Symbolbild
New York bietet Millionen Menschen ein Zuhause. Doch zwischen den Straßenschluchten begegnet man auch unerwarteten, tierischen Bewohnern.

New York. 

Rund 8,5 Millionen Menschen leben in New York. Fast 11.000 von ihnen drängeln sich pro Quadratkilometer und leben damit etwa dreimal so eng wie beispielsweise in Berlin. Eine Betonwüste ohne Platz für Grün also? Keine Tiere außer Ratten, Kakerlaken, verwöhnten Pudeln und Zoobewohnern? Weit gefehlt. Immer mehr wilde Tiere ziehen in die Millionenmetropole an der US-Ostküste, gerade jetzt zum Beginn der warmen Zeit des Jahres. Hier sieben recht unerwartete:

Kojoten

Eigentlich leben die zur Familie der Hunde gehörenden Kojoten in den Prärieregionen von Zentral- und West-Nordamerika. Aber immer öfter werden sie inzwischen auch in New York gesichtet – und zwar nicht nur am Stadtrand, sondern mitten in Manhattan. Wissenschaftler des „Gotham Coyote Project“ schätzen, dass knapp 20 der überwiegend nachtaktiven Tiere in der Stadt leben, vor allem in großen Parks.

Einige von ihnen mussten schon mit aufwendigen Polizeiaktionen aus bewohnten Gegenden entfernt werden. „Sie sind hier und sie werden bleiben“, sagt ein Polizeisprecher. „Sie haben eine Nische gefunden, die kein anderes Raubtier hat, und kontrollieren zum Beispiel die Nagetier-Population.“ Die meisten Kojoten sind ungefährlich, sagt die Parkbehörde, aber füttern solle man sie trotzdem nicht. Lieber den Anblick genießen, sagt der Polizeisprecher. „Wer einen Kojoten sieht, hat Glück. Das ist etwas Besonderes.“

Wale, Delfine und Seehunde

Die meisten Touristen werden von den Hochhäusern Manhattans angezogen, aber New York liegt auch am Meer und hat sogar richtige Strände – mit Surfern, Sandburgen und all den dazugehörigen Meerestieren. Wale und Delfine kommen allerdings selten freiwillig in die Nähe der Millionenmetropole. Meistens sind es kranke Tiere, die sich verirrt haben, und dann ziemlich schnell verenden – so wie der Zwergwal „Sludgie“, der 2007 in den Gowanus-Kanal, das verschmutzteste Gewässer der ganzen USA, schwamm und dort starb. Wenige Kilometer vor der Küste aber gibt es auch viele gesunde Tiere, die mit speziellen Touren besichtigt werden können. Und um die vielen Seehunde zu sehen, die sich vor allem im Winter vor der Stadt sonnen, reicht schon ein Fernglas.

Stinktiere

Die schwarz-weiß-gestreiften Stinktiere leben eigentlich hauptsächlich in den Steppen Nordamerikas, aber immer häufiger werden sie auch in New York gesichtet. Einige sogar mitten im Central Park, wo sie auch schon freilaufende Hunde mit ihrem stinkenden Analdrüsensekret angespritzt haben. „Stinktiere sind eingeborene New Yorker“, sagt ein Sprecher der New Yorker Parkverwaltung. „Sie gehören zur Tierwelt der Stadt dazu.“ Im vergangenen Jahr rettete die Polizei sogar zwei Baby-Stinktiere aus einer U-Bahn-Station im Stadtteil Bronx. „Sie haben sich wohl auf dem Weg zum Bronx-Zoo verlaufen“, witzelte ein Polizist danach auf Twitter.

Waschbären

Auf den ersten Blick sehen Waschbären niedlich aus – aber die Stadt New York warnt eindringlich vor ihnen: „Waschbären können Tollwut haben und Sie oder Ihr Haustier beißen. Waschbären können Ihr Haus und Ihr Eigentum beschädigen.“ Die Tiere haben sich in der Metropole extrem ausgebreitet. 2015 erreichten die stadtweite Notrufnummer fast doppelt so viele Beschwerden und Hilferufe im Zusammenhang mit Waschbären wie im Jahr davor. Überall in der Stadt und sogar in Restaurants wurden die Tiere schon gesichtet. „Sie sind unglaublich in ihrer Anpassungsfähigkeit“, sagt Professor Samuel Zeveloff von der Weber State University im Bundesstaat Utah, der ein Buch über Waschbären geschrieben hat.

Adler (und andere Vögel)

Dem Lärm von Autos, Lastwagen, Sirenen und 8,5 Millionen Menschen zum Trotz: Auch in New York hört man die Vögel zwitschern – aber anders. „Die Vögel hier werden häufiger gestört und wachen deswegen früher auf“, sagt der Zoologe John Rowden von der New Yorker Audubon Society, einer Vogel-Vereinigung. „Sie wachen schon vor Sonnenaufgang auf, das ist ungewöhnlich.“ Wegen des vielen Lärms und der vielen anderen Vögel auf engem Raum singen die Männchen auch häufig lauter, um ihr Territorium abzugrenzen. „Sie wollen sich im Konkurrenzkampf absetzen. Vögel in New York sind Überlebenskünstler.“

Aber trotz der harten Bedingungen ist die Vielfalt immens: Dutzende Arten hat Vogelliebhaber und Schriftsteller Jonathan Franzen alleine schon vom Fenster seiner Wohnung im Viertel Upper East Side erspäht. Dokumentiert sind neben den üblichen Tauben und Spatzen unter anderem Papageien – und sogar ein Weißkopfseeadler, der Wappenvogel der USA, wurde gesichtet. Der wohl bekannteste und beliebteste Vogel New Yorks aber ist „Pale Male“ (auf Deutsch etwa: Blasses Männchen). Der Rotschwanzbussard nistet seit Jahrzehnten an einem Luxushaus an der noblen Fifth Avenue und ist zur Touristenattraktion geworden. (dpa)