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„Tatort“ – Nemec und Wachtveitl sind die Dienstältesten

„Tatort“ – Nemec und Wachtveitl sind die Dienstältesten

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25 Jahre gehen auch an Udo Wachtveitl (links) und Miroslav Nemec nicht spurlos vorbei. Foto: Balance Film GmbH
Das Münchner TV-Duo Batic und Leitmayr ermittelt seit 1991. Damals waren die beiden aufregend neu. Heute hat sich Routine eingeschlichen.

München. 

Bayern wird gern ein gesundes Selbstbewusstsein nachgesagt – vor allem wenn sie aus München stammen. Mir san mir. Das mag ein nördlich der Weißwurst-Äquators liebevoll gepflegtes Vorurteil sein. Aber manchmal stimmt es. So hat der Münchner „Tatort“- Kommissar Udo Wachtveitl (56) gern über die seiner Ansicht nach mangelnde Qualität anderer Kommissariate aus Deutschlands erfolgreichster Krimireihe gelästert. Vor vier Jahren, am Rande der Grimme-Gala, empfahl der Preisträger der ARD, schlechte Filme gar nicht erst zu zeigen. Dabei ist längst nicht alles vom dienstältesten männlichen „Tatort“-Team ei­nen Preis wert. Die Folge „Die Heilige“, beispielsweise, bietet kaum mehr als solides Mittelmaß.

Beste-Kumpel-Routine

Vor fünf Jahren feierte der Krimi TV-Premiere. Das Echo war für die erfolgsverwöhnten „Tatort“-Macher bescheiden. Die Zahlen lagen, beim Publikum wie beim Marktanteil, unter den Erwartungen. Nun lässt sich von Statistik nicht zwingend auf Qualität schließen. Aber damals gab’s eine Schnittmenge.

„Die Heilige“ vereinte Glanz und Elend. Anneke Kim Sarnau verkörperte als Gaststar eine Vollzugsbeamtin mit nahezu krankhaftem Helfersyndrom, tragisches Ende inklusive. Das war der brillante Teil der Geschichte des Drehbuch-Duos Magnus Vattrodt und Jobst Oetzmann, der auch Regie führte. Die Kommissare indes – neben Wachtveitl Miroslav Nemec (61) – versprühten Beste-Kumpel-Routine. Ausgerechnet das, was für Auflockerung sorgen sollte, wirkte besonders flau: ihre Witze. Selbstzufriedenheit statt Selbstbewusstsein.

Die frischen Gesichter im Kommissariat waren überfällig

Dass der Bayerische Rundfunk den Herren Ermittlern inzwischen zwei junge, frische Figuren zur Seite gestellt hat, passierte nicht zufällig; es war überfällig. Die Auftritte von Assistent Kalli Hammermann (Ferdinand Hofer) und Fall-Analytikerin Christine Lerch (Lisa Wagner) wirken so frisch wie ein Windstoß in einem verstaubten Zimmer. Damit übernahmen die beiden Jung-Schauspieler exakt die Rolle, die dem Langzeitduo Wachtveitl und Nemec bei ihrem Start 1991 zugedacht war.

Der Münchner „Tatort“ war in den ersten beiden Jahrzehnten der Krimireihe ein Paradeplatz für verdiente Fernsehgesichter. Volksschauspieler Gustl Bayrhammer verkörperte in den 70ern den gemütlichen Grantler Melchior Veigl, und „Monaco Franze“ Helmut Fischer gehörte in den 80ern als Ludwig Lenz ebenfalls zu den Vorzeige-Münchnern. Mit Wachtveitl und Nemec wagte der Bayerische Rundfunk einen Neufang. Beide Schauspieler, damals Mitte 30, galten als unverbrauchte Gesichter. Außerdem standen Wachtveitl und, mehr noch, Nemec mit ihren Biografien für moderne Zeiten.

Der Aufsteiger und der Zugereiste

Ur-Münchner Wachtveitl sollte erst den Vorstadt-Yuppie geben, Porsche inklusive. Das lehnte er ab. Näher an seiner eigenen Biografie war die Rolle des jungen Sozialaufsteigers, der seine Wurzeln nicht vergisst. Nemec, gebürtiger Kroate, verkörperte den Mann aus der weltoffenen Zuwanderungsgesellschaft. Das Duo wuchs bereits 1992 zum Trio. Michael Fitz brachte als Carlo Menzinger ebenfalls eine leichte Multikulti-Note mit Bezügen zu Bella Italia ein. 2007 schied er aus.

Immerhin waren die Figuren so interessant, dass sich im Lauf von 24 Jahren immer wieder Edelregisseure und Spitzenautoren für Krimis aus München fanden. Doch inzwischen hat sich der Charme des TV-Duos Franz Leitmayr und Ivo Batic weitgehend verbraucht. Für das buchstäbliche Aufsehen sorgte zuletzt ein anderer Münchner Fernsehfahnder: Matthias Brandt vom „Polizeiruf 110“.

Sonntag, ARD, 20.15 Uhr