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Die Wattzahl ist entscheidend? Sechs Irrtümer zu Staubsaugern

Die Wattzahl ist wichtig? Sechs Irrtümer zu Staubsaugern

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Verbot stromfressender Haushaltsgeräte geplant Foto: dpa
Staubsauger müssen laut sein und viel Watt haben? Falsch. Längst werden auch leise Geräte mit dem Staub fertig – und die Wattzahl ist Nebensache.

Essen. 

„Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur saugen kann“ – Loriot schuf einen der wohl bekanntesten Werbesprüche: für einen Staubsauger mit integrierter Trockenhaube, der während der Hausarbeit nicht nur den Fußboden, sondern auch die Haarpracht aufhübschen sollte. Trotz dieser unschlagbaren Kombination ist der „Heinzelmann“ heute nicht im Handel erhältlich.

Dafür gibt es zahlreiche andere Modelle, die um die Gunst der Verbraucher werben. Doch worauf soll man beim Staubsaugerkauf nun achten? Sechs Irrtümer:

Irrtum Nr. 1: Als Laie hat man keine Chance, die Geräte miteinander zu vergleichen 

Lange Zeit war es tatsächlich schwierig – ein europäisches Energie-Label versprach Abhilfe. Seit September 2014 müssen bestimmte Kriterien einheitlich angegeben und auf einer Skala von A bis G bewertet werden: Energieverbrauch, Staubaufnahme auf Teppich- und Glattboden, Staubemission und Lautstärke.

Eine gute Richtung – allerdings kritisiert die Stiftung Warentest deutliche Abweichungen der Hersteller-Angaben von der tatsächlichen Leistung, sowohl nach oben als auch nach unten. Beim Energieverbrauch aber stimmten Messwerte und Hersteller-Angaben meist überein. Neben den Energieklassen können Verbraucher auch auf sogenannte Hepa-Abluftfilter achten, die als sehr wirksam gelten.

Irrtum Nr. 2: Die Wattzahl ist am wichtigsten 

Falsch. Über die Qualität sagt die Wattzahl nicht besonders viel aus. Dennoch sei es in der Vergangenheit zu einem regelrechten „Wattkampf“ unter den Herstellern gekommen, sagt Jens-Eric Nickel, Marketing-Manager eines großen Elektrogeräteherstellers. „Mehr Watt suggerierte dem Endverbraucher mehr Leistung. Dies ist aber schlichtweg nicht richtig.“

Stattdessen komme es auf die „optimale Abstimmung der Motorleistung, des Luftstroms und der Konzipierung der Saugdüse an“. Das klingt etwas schwammig – Anhaltspunkte gibt hier aber das neue Energie-Label, unter dem Stichwort „Staubaufnahme auf Teppichböden und Glattböden“. Im Übrigen hat die EU-Kommission den „Wattkampf“ mit ihrer „Ökodesign-Richtlinie“ endgültig gestoppt: Neue Staubsauger dürfen demnach maximal 1600 Watt haben – ab 2017 sogar nur noch 900 Watt.

Irrtum Nr. 3: Ein guter Sauger muss laut sein 

Staubsauger sind in den vergangenen Jahren immer leiser geworden, die leisesten saugen heute mit etwa 60 Dezibel – das entspricht etwa dem Geräuschpegel eines normalen Gesprächs. Geringe Lautstärke gilt als Qualitätsmerkmal – „früher mussten Staubsauger eine gewisse Lautstärke haben, um Leistung zu suggerieren“, sagt Jens-Eric Nickel.

Irrtum Nr. 4: Saugroboter können einen normalen Staubsauger nicht ersetzen 

Kommt drauf an, was man erwartet und wie sauber es sein muss. „Die Reinigungsleistung qualitativ hochwertiger Roboter ist heute schon akzeptabel“, sagt Jens-Eric Nickel. Trotzdem empfiehlt er, den Roboter nur als Zweitgerät zu nutzen.

Dann wären da noch die kabellosen Sauger, die man zwar selbst bedient, ohne jedoch alle paar Meter den Stecker ziehen und ein Zimmer weiter einstöpseln zu müssen. „Die neuen Akkutechnologien ermöglichen eine gute Saugleistung“, so Nickel. Die Einsatzdauer sei ebenfalls „ausreichend“. „Wenn heute schon Autos mit Batterien fahren, dann ist es kein Wunder, dass auch Staubsauger mit Batterien eine gute Leistung aufweisen können.“

Irrtum Nr. 5: Ein guter Sauger muss teuer sein 

Jein. Schon für etwa 50 Euro bekommt man einen akzeptablen Staubsauger, man kann jedoch auch eine vierstellige Summe ausgeben. Wer ein zuverlässiges Gerät kaufen möchte, sollte nicht im untersten Preissegment suchen, legt ein aktueller Test der Stiftung Warentest nahe. Fünf günstige Geräte für unter 100 Euro wurden mit Befriedigend bis Ausreichend bewertet: Sie waren in der Regel laut, weniger leistungsfähig und hatten eine schlechtere Filterwirkung.

Eine Ausnahme bildete der knapp über 100 Euro teure Eio Pro Nature Eco+ (baugleich mit dem zeitweise für etwa 80 Euro verkauften Quigg Pro Nature Eco+), der ein Gut erhielt. Umgekehrt garantiert ein hoher Preis nicht automatisch gute Qualität: Der teuerste getestete Sauger saugte am schlechtesten und machte am meisten Krach.

Indirekt wirkt sich auch die Technologie des Gerätes (Beutel- oder Zyklon-System) auf den Preis aus: Staubsaugerbeutel gehen auf Dauer ins Geld, eine Box hingegen wird einfach geleert und regelmäßig gesäubert – das wiederum finden manche Verbraucher unangenehm.

Ansonsten richtet sich der Preis nach den individuellen Anforderungen: Wer viel Zubehör für die Reinigung verschiedener Böden, oder einen Geruchsfilter und eine Turbodüse für Tierhaare benötigt, muss wohl mehr ausgeben, als jemand, der lediglich ein paar Quadratmeter unempfindlichen glatten Boden zu saugen hat. Und: Die Saugroboter sind noch immer teurer als herkömmliche Geräte.

Irrtum Nr. 6: Staubsauger mit Zusatzfunktionen gibt es nur bei Loriot 

Die Heinzelmann-Frisier-Funktion ist derzeit zwar nicht auf dem Markt, aber es gibt Geräte, die wischen bzw. feucht reinigen können. Sie lohnen sich vor allem für Haushalte mit vielen Glattböden.