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Neues Bild der Milchstraße zeigt 84 Millionen Sterne

Neues Bild der Milchstraße zeigt 84 Millionen Sterne

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Foto: ESO
84 Millionen Sterne vereint die neue Aufnahme der Milchstraße auf einem Foto. Es ist das größte Bild unserer Spiralgalaxie, das jemals von der Erde aus aufgenommen wurde. Es könnte den Astronomen dabei helfen, eine zweite Erde, einen Zwilling unseres Planeten, aufzuspüren.

München. 

Die spektakuläre Großaufnahme unserer Milchstraße zeigt zwar weit über 80 Millionen Sterne. Dennoch bildet dies nur einen Bruchteil der Galaxie ab. Forscher schätzen, dass sie die unvorstellbare Zahl von 100 bis 300 Milliarden Sterne enthält. Aufgenommen wurde das Bild der Milchstraße mit Hilfe des 4,1-Meter-Teleskops „Vista“ in der chilenischen Atacama-Wüste, teilt die Europäische Südsternwarte (ESO) in Garching bei München mit. „Vista“ durchmustert den Weltraum im Infrarot-Spektrum und durchdringt damit die Staubwolken im All, die anderen Instrumenten den Blick verstellen.

Für die Wissenschaftler bedeutet die Aufnahme einen gewaltigen Fortschritt für das Verständnis der Galaxie. „Untersucht man die Myriaden von Sternen im Zentrum der Milchstraße, können wir eine Menge über die Gestalt und die Entstehung nicht nur unserer Galaxie lernen, sondern über Spiralgalaxien ganz allgemein“, sagte ESO-Forscher Roberto Saito von der Pontificia Universität in Chile.

Exaktestes Foto aller Zeiten

Die Erde und unser Sonnensystem sind Teil der Milchstraße, die in Form einer gigantischen Spirale im Weltraum liegt. In den meisten dieser Spiralgalaxien kreist eine große Anzahl alter Sterne um das Zentrum, das die Astronomen „Bulge“ (Ausbuchtung, Beule) nennen. Dort befindet sich auch das Schwarze Loch, das ESO-Forscher vor einiger Zeit entdeckten. Die Formation um dieses Schwerkraftmonster zu analysieren, sei wichtig, um die Galaxie als Ganzes zu verstehen, so die Astronomen.

Noch nie wurde das Zentrum der Milchstraße exakter fotografiert als mit der neuen ESO-Aufnahme. Seine Auflösung beträgt gigantische neun Gigapixel. Würde man es mit der üblichen Auflösung auf Papier ausdrucken, wäre die Seite neun Meter lang und sieben Meter hoch, teilen die Forscher mit.

Suche nach der Zwillingserde

Die Infrarottechnik erleichterte den Forschern den Blick ins Zentrum der Galaxie, denn sichtbares Licht kann die kosmischen Staubwolken nicht durchdringen. „Um ins Herz der Galaxie zu blicken, brauchen wir Infrarot-Technologie, die weniger durch den Staub behindert wird“, erklärt Dante Minniti, Co-Autor der Studie. Nun werden sich die Wissenschaftler daran machen, die Unzahl von Sternen anhand des einmaligen Schnappschusses nach Größe, Helligkeit und Hitze zu katalogisieren.

Und dabei, so die Hoffnung der Astronomen, könnten sie womöglich auch neue Kandidaten für eine Zwillingserde ausfindig machen. Dafür nehmen sie vor allem die vielen „Roten Zwerge“ in dem Gebiet unter die Lupe. Das sind kleine, schwachleuchtende Sonnen, in deren Umgebung Planeten vermutet werden, die lebensfreundliche Bedingungen bieten könnten.

Viele „Rote Zwerge“

Ein Problem für mögliche Lebensformen auf einem solchen Planeten wäre indes, dass „Rote Zwerge“ einen großen Teil ihrer Strahlung im infraroten Bereich abgeben. Pflanzen, so wie wir sie kennen, benötigen jedoch vor allem Energie aus dem sichtbaren Spektrum des Lichts.

Sollte es auf einem solchen Planeten zudem Ozeane geben, hätten es auch Wasserlebewesen schwer, denn das langwellige Licht kann nicht weit eindringen. Schon in wenigen Metern Tiefe herrschte absolute Finsternis. Bedenkt man aber die absonderlichen Lebensformen in der irdischen Tiefsee, die noch kaum erforscht ist, so wäre grundsätzlich auf einem fernen Planeten, der um einen „Roten Zwerg“ kreist, Leben möglich.