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In den Privatgemächern des Fürsten von Monaco

In den Privatgemächern des Fürsten von Monaco

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Foto: WAZ
DerWesten-Korrespondent Gerd Niewerth plauderte mit Albert von Monaco und Charlene Wittstock über ihre Hochzeits-Vorbereitungen. Er begegnete dem Brautpaar im „Spiegelsalon“. Hier entstand das Hochzeitsfoto von Rainier und Gracia Patricia.

Monaco. 

„Guten Morgen, wie geht“s?“. Fürst Albert II. begrüßt mich beim Interview in akzentfreiem Deutsch. Eine nette Geste. „Er liebt Deutschland“, verrät mir später die Pressechefin des Grimaldi-Palastes.

Eine Zuneigung, die vor allem zurückgeht auf die deutschen Wurzeln seiner Mutter Grace Kelly, der Fürstin Gracia Patricia von Monaco. Ihre Mutter Margaret Majer entstammt einer Familie vom Bodensee, die Ende des 19. Jahrhunderts nach Amerika ausgewandert ist.

Apropos Grace Kelly: Alberts berühmte Mutter begegnet dem Besucher des Fürstenpalastes überall – hier Erinnerungsfotos und Schwarz-Weiß-Porträts, dort marmorne Büsten und riesige Leinwände. So auch im prachtvollen „Spiegelsalon“, den sie für das Interview ausgewählt haben. Schon beim Betreten fällt der Blick auf ein Gemälde von 1956, das die junge Fürstin in vollkommener Schönheit abbildet: mit Diadem im glänzenden blonden Haar, das weiße Kleid schulterfrei und bodenlang, dazu die rot-weiße Schärpe und der Staatsorden.

Hier entstand das Hochzeitsfoto von Rainier und Gracia Patricia

Das Interview mit Albert und Charlene ist exklusiv – und wegen der großen Nachfrage aus aller Welt leider sehr kurz: nur sieben Minuten. Und auf Englisch. So will es das Protokoll – wohl vor allem aus Rücksicht auf Charlene Wittstock, die zwar eifrig Französisch lernt, aber in der neuen Landessprache noch nicht hundertprozentig fit ist.

Wir nehmen Platz auf den kostbaren „Louis XV“-Stühlen, die mitten im „Spiegelsaales“ aufgestellt sind. Zufall oder nicht: Fürs Interview und die anschließenden Fototermine trägt „Mademoiselle Charlene Wittstock“, so ihre offizielle Bezeichnung am Hofe, eine Hose in hellem Beige sowie ein gold-metallisches Top, das genauso glänzt wie die der goldverzierte Stuck. Der elegante „Spiegelsalon“ gehört zu den Privatgemächern des Fürsten. Das Hochzeitsfoto von Rainier III. und Gracia Patricia entstand hier, und von hier aus pflegen die Grimaldis bei wichtigen feierlichen Anlässen die Monegassen zu begrüßen. So auch nach der standesamtlichen Trauung, die im Thronsaal am Vorabend der kirchlichen Hochzeit stattfindet.

Fachsimpelei unter Fußballfans

Das Interview: ein strammer Wettlauf gegen die Zeit. „Noch eine Minute“, ermahnt mich Christiane Stahl, Alberts Beraterin, die mit unerbittlicher Strenge darüber zu wachen hat, dass der enge Zeitplan des Paares an diesem Vormittag nicht aus den Fugen gerät. Als alle Fragen gestellt sind, erheben sich Albert und Charlene zum gemeinsamen Erinnerungsfoto. Dazu gibt’s einen in roten Schleifen verpackten Kaffeebecher, eines der offiziellen Hochzeitssouvenirs: mit dem Monogramm „AC“ und der Goldkrone. Und dann – so viel Zeit muss sein – gestattet der Fürst noch eine kurze Fachsimpelei unter Fußballfans. Prinz Albert II. schwärmt von der Arena in Gelsenkirchen, wo sein Verein AS Monaco 2004 gegen Porto im Champions League Finale stand und leider 0:3 verlor. In diesem Jahr kam es knüppelhart: Der siebenfache französische Meister ist überraschend in die zweite Liga abgestiegen. „Aber wir kommen zurück“, verspricht mir Monacos oberster Fußballfan beim Rausgehen.

Zurück geht“s wieder durch den „Gardesaal“, eine Art Vorzimmer des „Spiegelsalons“. Besonders auffallend: die vielen Fotos von Johannes Paul II., sogar eine sehr persönliche, handgeschriebene Widmung zur Silberhochzeit von Rainier III. und Gracia Patricia 1981 ist dabei. Kein Wunder: Die Bande zwischen dem Fürstentum und dem Vatikan sind besonders eng. Auf den großen Gobelins an der Wand steht denn auch „Deo Juvante“ – „Mit Gottes Hilfe“: der berühmte Wahlspruch der Grimaldis. Auf den anderen Tischen Fotos prominenter Gäste des Palastes: Bill Clinton, Barack Obama, auch Ex-Bundespräsident Richard von Weizsäcker ist dabei.

Unten im Hof erweist mir ein zackiger Gardist der fürstlichen „Compagnie des Carabiniers“ die Ehre, indem er militärische Haltung annimmt und freundlich grüßt. Ich lächele zurück und sage: „Adieu“.