Veröffentlicht inPanorama

„Central Park Five“ bekommen 40 Millionen Dollar Entschädigung

40 Millionen Dollar Entschädigung für unschuldig Verurteilte

25 Jahre nach einer Vergewaltigung im New Yorker Central Park, die die ganze USA erschütterte, bekommen fünf unschuldig verurteilte Männer eine Entschädigung von zusammen mehr als 40 Millionen Dollar. Sie saßen bis zu 13 Jahre im Gefängnis.

Washington. 

Sie haben ein Vierteljahrhundert auf Wiedergutmachung gewartet: fünf schwarze und hispanische Männer, die fälschlicherweise wegen der Vergewaltigung einer weißen Investmentbankerin im New Yorker Central Park bis zu 13 Jahre im Gefängnis saßen. Jetzt hat sich die Stadtverwaltung der Millione-Metropole mit den Justiz-Opfern geeinigt. Antron McCray, Kevin Richardson, Raymond Santana, Kharey Wise und Yusef Salaam erhalten zusammen rund 40 Millionen Dollar Entschädigung, die höchste Summe, die New York jemals in einem zivilen Vergleich gezahlt hat.

Rückblick: Am 19. April 1989, nachts um eins, finden Spaziergänger in der grünen Lunge der Metropole eine Joggerin in einer Pfütze liegend. Bewusstlos, nackt, gefesselt, mit geborstenem Schädel. Die Wall-Street-Bankerin Trisha Meili überlebt mehrfach vergewaltigt und schwer verletzt. Sie liegt zehn Tage im Koma. Als sie erwacht, erinnert sie sich an nichts mehr.

Wenige Stunden nach Bekanntwerden des Falls nimmt die Polizei Antron McCray, Kevin Richardson, Raymond Santana, Kharey Wise und Yusef Salaam fest. Ghetto-Kids zwischen 14 und 16 Jahre alt, alle schwarz oder Latinos. Halbstarke, keine Waisenknaben. Nach Nonstop-Verhören von teilweise 30 Stunden legen sie Geständnisse ab, „ohne Reue“, wie es in den Akten heißt.

Die Stadtgesellschaft brandmarkt die Jungen als „Bestien“

Die Stadtgesellschaft, angestachelt durch einen nahezu einstimmigen Medien-Chor, brandmarkt die Jungen als „Bestien“ und „Monster“. Donald Trump, der Immobilien-Hai, fordert die Todesstrafe. Der Schau-Prozess gegen die „Central Park Five“ 1990 endet mit harten Urteilen, obwohl es bis auf die Geständnisse keine Indizien gibt, nicht einmal DNA-Spuren der Täter. Dafür jede Menge Widersprüche und Ungereimtheiten, die allesamt untergepflügt werden.

Vier Teenager bekommen Haftstrafen von sieben Jahren. Im Gefängnis widerrufen sie, beklagen unsiono, von den damals unter notorischem Rassismusverdacht stehenden Polizeibeamten bei den Vernehmungen massiv unter Druck gesetzt worden zu sein und beteuern ihre Unschuld. Kharey Wise wird 2002 als letzter entlassen, nach fast 13 Jahren hinter Gittern. Der Fall scheint erledigt.

Serienvergewaltiger bekennt sich zur Tat

Aber kurz vorher meldet sich Matias Reyes zu Wort, ein bereits verurteilter Serienvergewaltiger. Er sagt, er war‘s, die fünf Verurteilten seien komplett unschuldig. Fast ein Jahr ziert sich die Staatsanwaltschaft, dann rollt sie den Fall erneut auf. Mit blamablen Ergebnissen für die Ermittler von 1989. Reyes wird durch genetischen Fingerabdruck eindeutig überführt. Seit 2003 gelten Kharey Wise und die anderen offiziell als unschuldig. Und trotzdem gestraft fürs Leben. Ihre Familien haben sich teilweise von ihnen abgewendet, mehr als einer verlor seinen Job, niemand wurde das Stigma bis heute richtig los. Jahrelang hörte ihnen keiner zu, bis der Filmemacher Ken Burns 2012 ihr Geschichte eindrucksvoll auf die Leinwand brachte.

Als er für das Amt des Bürgermeisters kandidierte, versprach Bill De Blasio, „das Unrecht zu beseitigen“. Jetzt hat der Nachfolger von Michael Bloomberg geliefert. Antron McCray und die anderen bekommen pro Haftjahr cirka eine Million Dollar. „Die Vereinbarung ist eine angemessene Lösung für alle Beteiligten und schließt ein sehr schwieriges Kapitel in der Geschichte unserer Stadt“, bilanzierte gestern der oberste Rechnungsprüfer Scott Stringer. Als könnte Geld alle Wunden heilen…