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Schleimaal und Geisterhai auf dem Untersuchungstisch

Schleimaal und Geisterhai auf dem Untersuchungstisch

Schleimaale, Geisterhaie und schlangenförmige Bandfische haben das Interesse von Forschern im Stralsunder Meeresmuseum geweckt. Mit dem Umzug der riesigen Präparatesammlung in ein neues Magazin werden gegenwärtig die seit Jahrzehnten in aller Welt gesammelten Tierpräparate neu gesichtet und bewertet, wie das Museum am Dienstag mitteilte.

Stralsund (dapd-lmv). Schleimaale, Geisterhaie und schlangenförmige Bandfische haben das Interesse von Forschern im Stralsunder Meeresmuseum geweckt. Mit dem Umzug der riesigen Präparatesammlung in ein neues Magazin werden gegenwärtig die seit Jahrzehnten in aller Welt gesammelten Tierpräparate neu gesichtet und bewertet, wie das Museum am Dienstag mitteilte.

„Uns geht es vor allem darum, zu erforschen, welche Fische zur selben Art gehören und wie die Verwandtschaftsverhältnisse untereinander sind“, sagte Meeresbiologe Timo Moritz. Unterstützt von Studenten und Doktoranden hat der Experte inzwischen etwa 2.300 Proben untersucht und in einer elektronischen Datenbank erfasst. Schätzungsweise weitere 1.000, in Formaldehyd- oder Alkohollösungen konservierte Exponate warten noch auf ihre Bearbeitung.

Zum Museumsbestand gehören auch etwa 800 verschiedene Fischarten, einige von ihnen mit bizarren Körpern, übergroßen Kiefern und furchterregenden Zähnen. Die Artenpalette reicht vom nur wenige Zentimeter großen Moskitokäpfling bis zum zwei Meter langen Schwertfisch.

Trotz ihres Umfangs vermittle die Sammlung aber nur einen vergleichsweise kleinen Überblick über die schier unerschöpfliche Artenvielfalt, sagte Moritz. Bislang seien überhaupt nur etwa zehn Prozent der im Meer lebenden Arten der Wissenschaft bekannt. „In den Tiefen der Ozeane gibt es noch unzählige unbekannte und fremdartige Bewohner. Von vielen Arten wissen wir nur, dass es sie gibt, nicht aber, wie sie leben, was sie fressen und wie sie sich vermehren.“

Zu den jüngsten Zugängen im Deutschen Meeresmuseum gehören Schleimaale, die Forscher im Mai vor der norwegischen Küste gefangen hatten. Die wenig appetitlichen, etwa 30 Zentimeter langen Vertreter der kieferlosen Fische faszinierenden die Experten vor allem wegen ihres ungewöhnlichen Verhaltens. Beim Fang in speziellen Fallen hatten die Fische derartig viele Schleim abgesondert, dass das Wasser im Behälter zu einer komplexen Masse gelierte. Bemerkenswert sei auch der Fressvorgang der blassen, augenlosen Aale, sagte Moritz. „Mit ihrem Rundmaul beißen sie sich an dem Kadaver fest und reißen Stücke heraus, indem sie einen Knoten in ihren Körper machen, um sich daran selbst abzustützen.“

Für Aufsehen sorgte vor einem Jahr auch der Zugang eines sogenannten Geisterhais, der spanischen Garnelenfischern im Mittelmeer in die Netze gegangen war. Geisterhaie, die auch als Chimären, Seekatzen, Seedrachen oder Seeratten bezeichnet werden, sind bislang wenig bekannte Meeresfische, die vorrangig in Tiefen von bis zu 3.000 Metern leben. Ihr Lebensraum erstreckt sich vom Nordpolarmeer bis in tropische Gewässer. Funde im Mittelmeer seien inzwischen jedoch eine Seltenheit, sagte Moritz.

dapd