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Eon plant radikalen Strategiewechsel

Eon plant radikalen Strategiewechsel

Düsseldorf. 

Der Energiekonzern Eon plant einen radikalen Strategiewechsel und will sich in den kommenden Jahren von weiteren milliardenschweren Beteiligungen trennen. Eon soll laut Konzernchef Teyssen internationaler werden.

Deutschlands größter Energieversorger Eon plant einen radikalen Strategiewechsel. Bereits 2015 will der Düsseldorfer Energiekonzern 25 Prozent seines Ergebnisses außerhalb Europas erwirtschaften. Um genug Spielraum für die Neuausrichtung zu gewinnen, will sich das Unternehmen in den nächsten drei Jahren von Geschäftsaktivitäten im Wert von rund 15 Milliarden Euro trennen, wie Konzernchef Johannes Teyssen am Mittwoch in Düsseldorf ankündigte.

„Eon wird fokussierter und gleichzeitig internationaler“, sagte der Konzernchef. Europa bleibe zwar der Schwerpunkt der geschäftlichen Aktivitäten. Doch werde sich das Unternehmen hier künftig auf die Bereiche konzentrieren, wo es die größten Chancen für profitables Wachstum sehe. Darüber hinaus will Eon künftig von der global wachsenden Energienachfrage profitieren.

Märkte in Russland und Nordamerika im Visier

Weltweit gebe es einen „enormen Nachholbedarf beim Ausbau von Erzeugungskapazitäten“, sagte Teyssen. Im Visier hat der Konzern nach Angaben des Managers dabei die Märkte in Russland, Nordamerika sowie in zwei weiteren Regionen. Welche genau, dazu machte Teyssen zunächst keine Angaben. Medienberichten zufolge könnte es sich um China, Indien oder Brasilien handeln. Außerdem will E.ON das internationale Handelsgeschäft ausbauen.

Eon stehe vor erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen, betonte Teyssen. Insbesondere die von der Bundesregierung beschlossene Steuer auf Kernbrennstoffe, die drastisch steigenden Kosten für die Beschaffung von CO2-Zertifikaten, der Preisverfall im Gasgeschäft und die niedrigeren Großhandelsmargen beim Strom belasteten das Ergebnis. In den nächsten Jahren werde der Konzern beim Umbau „erhebliche wirtschaftliche Belastungen zu tragen haben“. Die Jahre 2011 und 2012 dienten vorrangig der finanziellen Konsolidierung. Gleichzeitig wolle der Konzern das angestrebte langfristige Wachstum auch außerhalb Europas einleiten.

Die Eon-Aktionäre müssen deshalb möglicherweise vorübergehend den Gürtel enger schnallen. Strebt der Konzern für dieses Jahr noch eine Dividende von 1,50 Euro je Aktie an, so stellte Teyssen den Anteilseignern für 2011 und 2012 „nur“ eine Mindestdividende von 1,30 Euro pro Aktie in Aussicht. Doch soll das bereinigte operative Ergebnis (Adjusted Ebitda) – ohne Berücksichtigung von Portfoliomaßnahmen – im Jahr 2013 wieder auf etwa dem gleichen Niveau liegen wie in diesem Jahr.

Umsatz im laufenden Jahr noch einmal gesteigert

In den ersten neun Monaten dieses Jahres hat der Energiekonzern Umsatz und operatives Ergebnis noch einmal gesteigert. Die Einnahmen stiegen in den ersten drei Quartalen im Jahresvergleich um rund 11 Prozent auf 64 Milliarden Euro, wie der DAX-Konzern am Mittwoch in Düsseldorf mitteilte. Analysten hatten im Schnitt Erlöse von knapp 61 Milliarden Euro erwartet.

Unter dem Strich stand ein Gewinn von 3,5 Milliarden Euro, 42 Prozent weniger als in den ersten neun Monaten 2009. Eon begründete den Rückgang mit hohen Buchgewinnen im Vorjahr und der ebenfalls vor zwei Wochen bekanntgegebenen Abschreibung auf südeuropäische Aktivitäten in Höhe von 2,6 Milliarden Euro.

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte, wie bereits vor zwei Wochen mitgeteilt, im Vergleich zum Vorjahr um 9 Prozent auf gut 8 Milliarden Euro zu. E.ON verwies auf ein stärkeres Endkundengeschäft, Effizienzsteigerungen in Großbritannien und eine bessere Nachfrage in Skandinavien. Auch der Energiehandel und die Stromerzeugung in Russland hätten höhere Gewinnbeiträge erzielt, hieß es weiter. Zudem sei der Gasabsatz deutlich gesteigert worden. Vor diesem Hintergrund bekräftigte das Unternehmen erneut seine Jahresprognose. (rtr/dapd)