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Energieversorger Teldafax stellt Insolvenzantrag

Energieversorger Teldafax stellt Insolvenzantrag

Der Stromverkäufer TelDaFax hat beim Amtsgericht Bonn Insolvenzantrag gestellt. Das teilte ein Gerichtssprecher am Dienstag mit. Das Unternehmen aus Troisdorf steckte bereits seit Monaten in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. An der Krise hatte auch ein Eigentümerwechsel im Frühjahr nichts ändern können.

Troisdorf. 

Der angeschlagene Energieversorger Teldafax hat am Dienstag Insolvenzantrag gestellt. Dieser betrifft die Teldafax Holding AG, die Teldafax Energy GmbH und die Teldafax Services GmbH, wie das zuständige Amtsgericht Bonn mitteilte. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Gericht demnach den Düsseldorfer Rechtsanwalt Biner Bähr.

Den Kunden von Teldafax empfahl das Gericht, mögliche Fragen zu der Insolvenz unmittelbar an das Troisdorfer Unternehmen zu richten. Dessen Mitarbeiter würden durch den vorläufigen Insolvenzverwalter „entsprechend unterrichtet“, hieß es in einer Mitteilung des Gerichts. Demnach wurde zu den Insolvenzverfahren zudem beim Amtsgericht Bonn eine Hotline eingerichtet, die unter den Anschlüssen 0228/702-2216, -2217, -1908 und -1909 erreichbar ist. Ferner würden Bekanntmachungen online veröffentlicht.

Die Verbraucherzentrale Sachsen richtete bereits vor einigen Tagen eine Hotline für Teldafax-Kunden ein. Sie ist unter der Nummer 0900-1-797777 zu erreichen.

Mehrere Netzbetreiber in Deutschland hatten Teldafax in den vergangenen Wochen aus ihrem Stromnetz geworfen, weil das Unternehmen seine Rechnungen nicht mehr gezahlt haben soll. Teldafax hatte angegeben, in unprofitablen Gebieten absichtlich keine Vorauszahlungen mehr geleistet zu haben, um sich aus diesen Regionen zurückzuziehen. Der ehemalige Vorstandschef Hans-Gerd Höptner hatte Mitte Mai dazu erklärt „nur mit einem harten Cut“ die „Schatten der Vergangenheit“ loswerden zu können.

Strom-Discounter kämpfte seit Monaten mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten

Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Unternehmens waren in den vergangenen Monaten bereits unübersehbar gewesen. Immer wieder verweigerten Strom- und Gasnetzbetreiber dem Unternehmen wegen Zahlungsverzuges den Netzzugang. Dies sorgte auch für eine erhebliche Verunsicherung unter den Kunden. Denn sie liefen Gefahr, in diesem Falle in die teure Grundversorgung zurückzufallen.

Erst vor gut einer Woche hatte das Unternehmen außerdem seinen Sponsoring-Vertrag mit dem Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen gelöst.

Eigentümerwechsel im Frühjahr

An der Krise hatte auch ein Eigentümerwechsel im Frühjahr nichts ändern können. Damals hatte der als Schiesser-Sanierer bekannt gewordene Hans-Gerd Höptner den Chefsessel übernommen und versucht, den angeschlagenen Billigstromanbieter zu retten. Er machte nicht zuletzt die verfehlte Preispolitik seiner Vorgänger für die Krise des Unternehmens verantwortlich. Um möglichst viele Neukunden zu gewinnen, hätten sie Strom teilweise unter dem Einkaufspreis verkauft.

Allerdings gelang es auch ihm nicht, Teldafax wieder in ruhigeres Fahrwasser zu bringen. Bereits im Mai räumte Höptner wieder den Chefsessel des Troisdorfer Unternehmens. Nach eigenen Angaben verfügte Teldafax zuletzt in Deutschland über rund 780.000 Kunden.

Was bedeutet die Teldafax-Pleite für die Verbraucher?

Nachfolgend einige wichtige Fragen und Antworten:

Müssen Teldafax-Kunden damit rechnen, bald im Dunkeln zu sitzen?

Nein. Die Versorgung mit Strom und mit Gas ist auf jeden Fall gesichert, wie die Bundesnetzagentur betont. Im schlimmsten Fall – wenn Teldafax tatsächlich die Versorgung einstellen müsste – fiele der Konsument in die sogenannte Grundversorgung zurück. Allerdings müsste der Verbraucher dafür etwas tiefer in die Tasche greifen als beim Troisdorfer Billiganbieter. Er könnte sich aber sofort einen neuen Anbieter suchen.

Teldafax hat vielen Kunden Strom gegen Vorkasse verkauft. Ist das Geld jetzt weg?

Wahrscheinlich ja. Wer bei TelDaFax von dem Angebot Gebrauch machte, den Strom billig gegen Vorkasse zu beziehen und dafür die Stromkosten bis zu ein Jahr im Voraus bezahlte, dürfte nach Einschätzung der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen von seinem Geld nicht mehr viel wiedersehen. „Diese Kunden haben jetzt denkbar schlechte Karten“, urteilt der Jurist der Verbraucherzentrale, Jürgen Schröder.

Gibt es Schlupflöcher, wie Teldafax-Kunden doch noch ihr Geld zurückbekommen können?

Nur im Ausnahmefall. Wenn Teldafax das Geld per Einzugsermächtigung erhielt und die Abbuchung weniger als sechs Wochen her ist, kann der Kunde die Abbuchung bei seiner Bank rückgängig machen, wie Schröder erklärt. Zwar muss er auch dann Teldafax für den in der Zwischenzeit verbrauchten Strom bezahlen. Doch das übrige Geld kann so gerettet werden.

Was muss der Kunde tun, wenn der Strom von Teldafax ausbleibt und er in die Ersatzversorgung fällt?

Der Stromkunde hat drei Monate Zeit, sich einen neuen Stromanbieter zu suchen. Doch sollte er nicht zu lange damit warten. Denn der Strom vom Grundversorger ist in der Regel recht teuer, wie die Verbraucherzentrale betont. Der schnelle Wechsel zu einem neuen Anbieter spart also Geld. (afp/dapd)