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Die Borgia – Sex, Suff und Gewalt im ZDF

Die Borgia – Sex, Suff und Gewalt im ZDF

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Foto: ZDF
Sex, Suff und Gewalt. Ab Montag bringen uns die Borgia die Renaissance ins Wohnzimmer. Das Zweite lässt intrigieren wie bei „Dallas“ und meucheln wie beim „Paten“. Das ausklingende 15. Jahrhundert lässt kaum Platz für große Gefühle.

Essen. 

Der Mann neigt zum Missbrauch alkoholhaltiger Getränke und häufig wechselndem Geschlechtsverkehr. Dabei ist er Kardinal, später sogar Papst. Was ihn nicht daran hindert, sechs uneheliche Kinder zu zeugen. Äpfel, die nicht weit vom Stamm fallen. Sie lügen und betrügen, heucheln und meucheln, um die Macht im Vatikan zu erlangen. Denn sie sind die „Borgia“. Heute Abend 20.15 Uhr zeigt das ZDF den ersten von sechs Teilen über die legendäre Familie. Die anderen fünf folgen – jeweils 100 Minuten lang – bis Ende kommender Woche.

Gruselige Renaissance

Das zeugt von Selbstbewusstsein. Die Familiensaga, die wie eine Mischung aus „Dallas“ und „Der Pate“ daherkommt, tritt nämlich nicht nur gegen Erfolgsformate wie „Bauer sucht Frau“, sondern auch gegen Live-Fußball aus der Champions-League an. Und für naturgemäß oft zartbesaitete Frauenherzen taugen die Erlebnisse der spanischen Renaissance-Familie kaum als Kontrastprogramm.

Denn das ausklingende 15. Jahrhundert ist dunkel und brutal, lässt kaum Platz für große Gefühle. Stattdessen werden zwischen dem regelmäßigen und detailliert gezeigten Austausch diverser Körperflüssigkeiten gerne mal Ohren und Finger abgetrennt oder Augen ausgestochen. „Die Zeiten sind damals eben so gewesen“, sagt Regisseur Oliver Hirschbiegel („Der Untergang“) und spricht von einem „Maximum an Authentizität“, für das angeblich 157 Liter Kunstblut geflossen sind. Das Zweite entschärfte einige der Gewalt- und Sexszenen nachträglich wieder, um bereits um 20.15 Uhr auf Sendung gehen zu können. Was bleibt, ist für Kinder und sensible Naturen aber immer noch völlig ungeeignet.

Was schade ist. Denn die eigentliche Geschichte ist durchaus spannend und gekonnt in Szene gesetzt. Gekostet hat der Sechsteiler rund 25 Millionen Euro. Das hat gereicht, um in den Prager Barrandov-Studios die Sixtinische Kapelle und die Gemächer des Vatikanischen Palastes originalgetreu nachzubauen. Gut sieht das aus, jedenfalls viel besser als die historischen Stadtansichten in der Totalen, die ihre Herkunft aus dem Computer nicht verhehlen können.

Zwei Deutsche dabei

Besetzt wurde die Serie nicht hochkarätig, aber gut. „Wir haben vor allem darauf geachtet, dass die Schauspieler zu den Rollen passen“, bestätigt Hirschbiegel. Große Namen seien dabei nicht so wichtig gewesen. So spielt John Doman, der bisher nur aus „ER“ und „The Wire“ bekannt ist, die Rolle von Rodrigo Borgia, dem späteren Papst Alexander VI.. Mit Udo Kier als Alexanders Vorgänger Papst Innozenz VIII. und Andrea Sawatzki als Adriana de Mila sind auch zwei Deutsche mit dabei. Insgesamt gibt es 128 Sprechrollen.

Vielleicht tut man sich als Zuschauer anfangs auch deshalb ein wenig schwer mit all den Namen und Gesichtern. Kann man sie erst einmal zuordnen, bleibt nur noch die Frage, ob der Film sich nicht etwas zu eng an die historischen Vorgaben hält. Zwischendurch jedenfalls keimt manchmal der Wunsch nach etwas mehr Tempo und einer Prise Humor auf. Aber wahrscheinlich war es nicht besonders witzig in der Renaissance. Vor allem nicht im Vatikan.