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Kleidung ohne Tierleid – Vegane Mode ist stark im Kommen

Kleidung ohne Tierleid – Vegane Mode ist stark im Kommen

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20.02.2015 Essen. Rundgang durch ein Veganes Geschäft in Essen. Hosen, Taschen und Kleidung werden hier unter dem Begriff Vegan gehandelt. das Kaufhaus trägt den Namen DEAR GOODS. Im Bild Melissa Kammann. Ralf Rottmann / FUNKE Foto Services Foto: Ralf Rottmann / FUNKE Foto Services
Jacken aus Hanf oder T-Shirts aus Eukalyptus-Fasern. Für vegane Kleidung müssen keine Tiere leiden. Für viele Deutsche ist das offenbar ein Kaufgrund.

Essen. 

Jacken aus Hanf und Soja, T-Shirts aus Eukalyptus-Fasern, Jacketts aus Leinen, Fellkragen aus recyceltem Plastik und Schuhe aus Mais und Raps – Vegetarismus oder Veganismus ist schon lange nicht mehr nur eine Frage der Ernährung. Vegane Kleidung, also der Verzicht auf Stoffe tierischen Ursprungs bei Jacke und Co, entwickelt sich immer mehr zum Trend.

„Der Gedanke an Nutztiere in der Massentierhaltung erschreckt viele Menschen, sie wollen eine Alternative“, weiß Christian Vagedes, Geschäftsführer der Veganen Gesellschaft Deutschland – und nicht nur was das Essen betrifft. Laut einer repräsentativen Umfrage der Gesellschaft können sich 75 Prozent von 1004 Befragten vorstellen, auf pflanzliche Stoffalternativen wie Baumwolle oder Bananenfaser umzusteigen. Dass Tiere für ihre Kleidung sterben müssen, möchten sie nicht. Gerade einmal fünf Prozent ist das egal.

Auf Leder und Wolle verzichten

Aber was genau zeichnet vegane Kleidung aus? „Pelz, Leder, Wolle und Seide sind absolut tabu“, erklärt Vagedes. Leder sei, anders als viele vermuten, nicht lediglich ein Abfallprodukt der Fleischindustrie. „Rinder werden explizit für den Gewinn von Leder getötet.“ Doch wer nun vorausschauend auf die schicke Lederjacke verzichtet, sollte zum Beispiel seine Jeans genauer unter die Lupe nehmen, denn diese sind oft mit Lederpatches über der Gesäßtasche versehen. Auch Schulterpolstereinlagen können häufig Tierhaare enthalten.

Aber Wolle? „Die Produktion von Schafwolle ist oft mit einem schlimmen Tierleid verbunden.“ Ein Großteil der Produktion stammt laut Vagedes aus Gebieten wie Australien. „Schafe werden dort so geschoren, dass sie Fleischwunden davontragen“, hinzu kämen bekannte Probleme der Nutztierhaltung – viele Lämmer, die den Anforderungen nicht entsprechen, müssen sterben. Aber auch die tierfreie Baumwolle stelle keine gute Alternative dar, ihre Produktion verbrauche unter anderem Unmengen an Wasser. Besser eigne sich daher Bio-Baumwolle, die zudem ohne Agrargiftstoffe wie Pestizide auskommt und weniger Wasser benötigt.

Das gute Gewissen hat seinen Preis

Doch das „Gute Gewissen“ hat seinen Preis: Während kommerzielle Textilketten mit einfachen T-Shirts oder Tops für rund fünf Euro werben, verlangt die vegane Variante gut das Sechsfache. „Es kommt jedoch auch darauf an, wo ich bis jetzt eingekauft habe“, sagt Nicole Noli, Inhaberin des veganen Internet-Versandhandels „Dear Goods“. Wer bereits in renommierten Modehäusern verkehre, wisse, dass Qualität ihren Preis hat. „Wichtig ist aber eben auch der menschliche Aspekt, nicht nur der vegane.“

Seit 2012 betreibt Noli zusätzlich drei Läden in München, Berlin und Essen. Ihr Konzept ist dreifachfreundlich – für Mensch, Tier und Umwelt, sagt sie. Faire Löhne und Bedingungen für Arbeiter zum Beispiel. „Konsum ohne Ausbeutung“ verspricht das Motto. Dass sich die alternative Herangehensweise in den Preisen spiegelt, sei nicht ungewöhnlich, schließlich wirke sich die Art der Produktion vorteilhaft auf Qualität und Geruch der Kleidung aus. „Man tut auch seinem Körper etwas Gutes, trägt man Kleidung frei von chemischen Zusatzstoffen.“

Taschen aus Plastikflaschen

Für ihre Klamotten ist oft intensive Recherche erforderlich. Nicole Noli ist dann auf Messen unterwegs, im Internet, klopft die Produktion ab und lernt Designer sowie Label-Gründer kennen. „Ein gewisses Maß an Vertrauen gehört natürlich dazu“. Das Ergebnis, das Noli zufolge überwiegend aus Europa stammt, sieht man dann zum Beispiel in ihrem Shop in Essen: Auf groben Holztischen liegen moderne Schirmmützen aus alten Krawatten und Hemden. An der Wand hängen Handtaschen, die stark an Leder erinnern. Doch sie bestehen aus geschmolzenen Plastikflaschen.

Viele Kleider, T-Shirts oder Cardigans sind aus Biobaumwolle, seidengleiche Blusen enthalten Tenzel, synthetische Fasern, die aus Eukalyptus gewonnen werden. Kerzen aus Soja, ohne Palmöl, Brillen aus alten Computergehäusen und Holz, Gürtel aus Radschläuchen sieht man hier. „Da kommt das gute Gewissen mit in die Tüte.“

Hier gibt es einen Überblick

Einen Überblick über Internetseiten, die vegane Kleidung, Schuhe und Accessoires anbieten, gibt die Homepage www.peta.de/vegane-online-shops-kleidung