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Langlauf-Damen des DOSB stürmen überraschend zu Bronze

Langlauf-Damen des DOSB stürmen überraschend zu Bronze

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Sotschi 2014 - Langlauf Foto: dpa
Das hatte wohl niemand erwartet. Deutschlands Langläuferinnen stürmen in der Staffel zu Olympia-Bronze und sorgen damit für eine faustdicke Überraschung. Im Finish musste das DSV-Quartett nur Schweden und Finnland den Vortritt lassen. Die Norwegerinnen gingen überraschend leer aus.

Hand in Hand sprangen sie auf’s Siegerpodest, Hand in Hand kamen sie zur Pressekonferenz und schnatterten danach aufgeregt und wie kleine Kinder über ein schönes Erlebnis. Deutschlands Langläuferinnen Nicole Fessel, Stefanie Böhler, Claudia Nystad und Denise Herrmann haben mit dem dritten Rang im Staffelrennen von Krasnaja Poljana für eine faustdicke Überraschung gesorgt.

Mit Bronze hinter Schweden und Finnland setzte das DSV-Quartett am Samstag die Medaillentradition bei Olympischen Winterspielen nach Gold 2002 sowie Silber 2006 und 2010 fort. „Die Mädels sind ein Team geworden. Das ist eine Erleichterung für die gesamte Mannschaft, die mit Leidenschaft trainiert“, kommentierte Bundestrainer Frank Ullrich sichtlich gerührt das erste Edelmetall in den kaukasischen Loipen.

In einem dramatischen Rennen über 4 x 5 Kilometer gingen die hoch favorisierten Norwegerinnen um Ski-Königin Marit Björgen als Fünfte überraschend leer aus. 53,6 Sekunden betrug der Rückstand auf die Schwedinnen, die ihr erstes olympisches Staffel-Gold seit 54 Jahren bejubelten.

Sogar der Sieg schien möglich

Für die über sich hinauswachsenden DSV-Läuferinnen schien sogar ein Sieg möglich, als Schlussläuferin Herrmann gemeinsam mit der Schwedin Charlotte Kalla und Krista Lahteenmäki aus Finnland auf die Zielgerade ging. Doch die Sprint-Spezialistin konnte dem Tempo der beiden Rivalinnen im Endspurt nicht folgen. „Als Kalla immer näher kam, habe ich am Berg eine Attacke probiert. Wahrscheinlich hab‘ ich dabei die entscheidenden Kräfte vergeben. Ich war auf der Zielgeraden megablau“, sagte die Olympia-Achte im Sprint.

Das tat der Freude keinen Abbruch. „Diese Medaille ist mehr wert als andere. Sie ist für Deutschland und für ein gesamtes Team“, sagte Nystad über ihre sechste Olympia-Medaille, womit die Oberwiesenthalerin nun erfolgreichste deutsche Langläuferin überhaupt ist. Die 36-Jährige hatte ihre Karriere nach Vancouver eigentlich schon beendet, war vor einem Jahr aber in den Leistungssport zurückgekehrt.

„Jedes Puzzleteil hat gepasst“

Alle vier Läuferinnen waren in ihren Rennen jederzeit im Bilde. „Jede von ihnen ist nicht ein Prozent unter ihrem Leistungsvermögen geblieben“, resümierte Frauen-Bundestrainer Stefan Dotzler und freute sich über die gelungene Aufstellung: „Jedes Puzzleteil hat gepasst.“ Warum ausgerechnet in der Staffel die Damen so erfolgreich sind, darauf wusste niemand eine Antwort. „Eine Staffel ist immer eine ganz emotionale Sache. Vielleicht ist es etwas anderes, wenn man Verantwortung für die anderen mitträgt, nicht nur für sich selbst“, versuchte Nystad eine Erklärung.

Startläuferin Fessel lief auf der ersten Klassik-Schleife ein beherztes Rennen, obwohl es zum Schluss schmerzhaft wurde. „Ich hatte mit Krämpfen im Schienbein zu kämpfen“, berichtete die Oberstdorferin, die zum ersten Mal eine Medaille erkämpfte.

Das lag auch an Böhler, die sich auf ihrer Runde nicht einmal verausgaben musste. „Ich fasse das gar nicht. Ich hätte noch schneller gekonnt, habe mich aber nicht getraut. Ich weiß gar nicht, was hier abgeht“, erzählte die Schwarzwälderin, die vor zwei Jahren an Schilddrüsenkrebs erkrankt war. „Wir haben uns gestern geschworen, mit Vollgas anzugreifen“, berichtete Böhler. „Wir haben gesagt, wir können mehr, als uns von vielen zugetraut wird.“

Das bestätigte der DSV-Express eindrucksvoll und bescherte dem Bundestrainer damit die erste Medaille seiner Amtszeit. „Jetzt haben wir sie endlich“, sagte Ullrich erleichtert und fügte hinzu: „Für mich ist das etwas Neues und Schönes. Ich werde es genießen.“ (dpa)