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Todeswunsch und Lebenswille – Sterbehilfe bei „Quarks & Co.“

Todeswunsch und Lebenswille – Sterbehilfe bei „Quarks & Co.“

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Quarks & Co. Foto: WDR/Klaus Görgen/Mauritius Image
WDR-Moderator Ranga Yogeshwar stellt das Magazin „Quarks & Co.“ am Dienstag unter das Thema Sterbehilfe. Schwerkranke und Experten kommen zu Wort.

Köln/Witten. 

Der alte Herr sitzt auf seinem Sofa, das Gesicht zerfurcht, von Krankheit gezeichnet. Neben ihm Matthias Thöns, Palliativmediziner in Witten. Der Mann leidet, und es spricht große Verzweiflung aus seinen Worten, wenn er Thöns um eine Zyankali-Kapsel bittet.

Oder zur Not um eine Pistole, Hauptsache der Tod kommt schnell, ohne Schmerzen und ohne Dahinsiechen. „Es ist alles Käse, es ist mir zu viel auch. Der ganze Scheiß…“ Ein bedrückender, aber kein seltener Fall, wie Thöns später erzählt, als er wieder im Auto sitzt auf dem Weg zum nächsten Hausbesuch – gefühlt jeder zehnte seiner Patienten wolle das Sterben abkürzen.

Schwerkranke kommen zu Wort – und natürlich Experten

Die Debatte um Sterbehilfe bringt alle, die damit zu tun haben, in ein moralisches Dilemma: Wenn der Bundestag in diesem Sommer erneut die verschiedenen Gesetzentwürfe berät, müssen die Abgeordneten auch über diese Frage entscheiden: Was zählt mehr – das Recht des Einzelnen auf Selbstbestimmung oder die Pflicht der Gesellschaft, ihre Mitglieder und deren Leben zu schützen?

Das 45-minütige Wissenschaftsmagazin „Quarks und Co.“ widmet dem Thema eine ganze Sendung, beleuchtet in mehreren Einspielfilmen die Facetten der Sterbehilfe.

Die Redaktion um Moderator Ranga Yogeshwar lässt Schwerkranke und Experten zu Wort kommen. Und zeigt, wie paradox der menschliche Todeswunsch ist. Manche Patienten sagen in einem Moment: „Wenn’s ein Mittel gäbe, und nach zwei Minuten wäre alles vorbei, ich würde es nehmen.“

Und einen Augenblick später unter Tränen: „Ich will leben, oh mein Gott.“ Wissenschaftler glauben, dass hinter jedem Todeswunsch der Lebenswille steckt. Braucht das Sterben also seine Zeit?

Die Phase nach einer unheilvollen Diagnose sei eine Zeitspanne, in der die Kranken viel Neues über sich lernen, sagt eine erfahrene Pflegerin: „Wie ein kleines Kind, das lernt zu gehen, lernt man vielleicht auch, mit der Situation umzugehen.“

„Quarks & Co.“ beleuchtet verschiedene Sichtweisen

Keine Sendung der Welt wäre in der Lage, ein so komplexes moralisches Konstrukt in einer Dreiviertelstunde allumfassend darzustellen. Aber „Quarks“ beleuchtet verschiedene Sichtweisen, spricht etwa mit Philosophen darüber, was mit Begriffen wie „Würde“ und „Selbstbestimmung“ eigentlich gemeint ist.

Vielleicht lautet die Antwort auf die Frage „Ist aktive Sterbehilfe richtig?“ ganz einfach, dass es keine klare, allgemeingültige Antwort gibt. Selbst einer wie Professor Raymond Voltz, der sich seit Jahren beruflich mit dem letzten Willen befasst, ist sich nicht sicher. Würde er schwer krank, sagt der Direktor des Palliativzentrums der Uniklinik Köln, „ich wüsste nicht, wie ich dann reagiere“.

Fazit: Hintergründige Beiträge. Wertvolle Anregung zur Diskussion über ein hoch sensibles Thema.

Dienstag, 21. April, WDR, 21 Uhr