Veröffentlicht inWirtschaft

Das Prinzip Perez gilt bei ACS wie bei Real Madrid

Das Prinzip Perez gilt bei ACS wie bei Real Madrid

Perez Kaka.jpg
Florentino Perez mit dem brasilianischen Spieler Kaka. Foto: AFP
Der Essener Hochtief-Konzern wurde vor eineinhalb Jahren von der ACS-Gesellschaft übernommen. Deren Präsident, Florentino Perez, ist auch Präsident von Real Madrid – und führt den Fußballverein wie die Baugruppe: Er setzt auf die schnelle Wertsteigerung seiner Investitionen.

Essen. 

Das Hobby eines mächtigen Mannes verrät oft viel über sein Wesen. Zumal, wenn das Hobby das Führen des spanischen Fußballklubs Real Madrid ist, dessen Selbstverständnis als „strahlendster Fußballverein des Planeten“ treffend beschrieben ist. Florentino Perez, der vor eineinhalb Jahren mit seiner spanischen ACS-Gruppe die Mehrheit an Hochtief übernahm und dort nun einen Führungswechsel vorgenommen hat, könnte mithin ein Exzentriker sein, besessen von Macht und Geld. Was Perez aber ganz gewiss ist: ein kühl kalkulierender Manager.

Aus ACS hat er eines der weltweit größten Bauunternehmen gemacht, mit einem Umsatz von beinahe 30 Milliarden Euro im Jahr 2011 und einem Reingewinn von fast einer Milliarde Euro. Für eine symbolische Peseta, etwa 0,6 Cent, hatte der Unternehmer 1983 die bankrotte Baufirma Padrós übernommen, saniert und durch Fusionen vergrößert, bis daraus 1997 ACS gegründet wurde. Perez war und ist der Kopf der Gesellschaft. Heute besitzt er 12,5 Prozent der Anteile an ACS – und das Vertrauen der anderen Großaktionäre. Das Forbes-Magazin schätzt das Privatvermögen des 65-jährigen Bauingenieurs auf 1,3 Milliarden Euro.

Auch bei Real ist Perez der Kopf, auch dort entscheidet er – und er führt den Fußballverein nach dem gleichen Muster wie die ACS-Gruppe.

Schulden drücken Real und ACS

Perez richtet seine Strategie nach der schnellen Wertsteigerung der Investitionen aus, weniger nach einer langfristigen Geschäftsentwicklung, befand die IE Business School in Madrid.

In seiner ersten Amtszeit als Vereinspräsident von 2000 bis 2006 erfand er „Los Galácticos“, die galaktische Fußballmannschaft, zusammengestellt aus den teuersten und spektakulärsten Spielern, die die Fußballwelt zu bieten hatte. Einen neuen Superstar wollte Perez seinem Publikum jedes Jahr präsentieren: Er verpflichtete Zinedine Zidane für fast 75 Millionen Euro, Luis Figo für 60 Millionen und David Beckham für fast 40 Millionen.

„Die teuersten Spieler sind die rentabelsten“, sagte Perez damals. In seiner zweiten Amtszeit seit 2009 gab er binnen weniger Tage die selbst im Profi-Fußball astronomische Summe von insgesamt 150 Millionen Euro für Cristiano Ronaldo und Kaká aus, verbunden mit der Ankündigung, noch mehr investieren zu wollen. Erzrivale Barcelona nannte Perez deshalb „imperialistisch und überheblich“.

Real Madrid hat unter seiner Führung für Fußballklubs neue Marketing-Maßstäbe gesetzt, neue Märkte erschlossen und Rekordumsätze erzielt – finanziert aber waren die Investitionen durch Schulden, ähnlich wie nun bei ACS. Auf dem Konzern lasten 9,2 Milliarden Euro Verbindlichkeiten. Im Sommer mussten die Hochtief-Aktien an die BBVA-Bank verpfändet, Anteile am spanischen Versorger Iberdrola wieder verkauft werden.