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Wenn Paß und Kufen aufeinander treffen

Wenn Paß und Kufen aufeinander treffen

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Foto: WAZ
Zwei Netzwerker-Treffs, beide am Dienstag zur gleichen Zeit – da mangelt es etwas an der Kommunikation. Bei den „Stadtgesprächen“ gab sich der OB die Ehre. Und seine Vorgänger.

Essen. 

Achtmal pro Jahr gibt es „Reden mit Essen“ im Colosseum, viermal die „Stadtgespräche“ im Chorforum an der Kronprinzenstraße. Beide Treffen tun Essen gut, weil sie den unterschiedlichsten Akteuren in der Stadt die Gelegenheit bieten, zwanglos miteinander ins Gespräch zu kommen. Schade ist allerdings, dass vergangenen Dienstag zum wiederholten Mal das Kunststück gelang, die Abendveranstaltungen exakt parallel zu legen – trotz einer nicht geringen Zahl von Doppel-Einladungen. Grund ist offenbar ein Mangel an Kommunikation, was für Organisatoren von Netzwerker-Treffen paradox ist. Richard Kiessler, einer der Macher der „Stadtgespräche“, gelobt aber Besserung: „Wir werden versuchen, uns künftig abzustimmen.“ Hoffentlich klappt’s.

Flüchtlinge und Finanzen

Bei den „Stadtgesprächen“ war Oberbürgermeister Thomas Kufen zu Gast, der eine Stunde lang dem früheren NRZ-Chefredakteur Kiessler Rede und Antwort stand. Die Flüchtlingsfrage und die Finanzen standen im Mittelpunkt, Kufen wiederholte, es gebe Grenzen der Aufnahmefähigkeit, und deutete an, das Land werde wegen der immensen Unterbringungskosten das Spar-Regime für die Stadt Essen wohl etwas lockern. Bei den harten Tönen in Bezug auf die fast schon gescheiterte Nahverkehrskooperation mit Duisburg setzte Kufen sogar noch eins drauf: Er lasse sich nicht „wie Rotz am Ärmel“ behandeln und suche definitiv nach neuen Partnern, wenn es mit Duisburg nicht funktioniere.

Reinhard Paß wie befreit

Unter den 190 Gästen, die konzentriert und erkennbar neugierig lauschten, waren auch die Alt-OBs Annette Jäger, Wolfgang Reiniger und Reinhard Paß. Dabei fiel einmal mehr auf, dass Kufen und Paß einen betont fairen Umgang pflegen. Paß ließ sich jüngst auch bereits bei der Vorstellung des Doppel-Buches „Essener Köpfe“ und „Essener Straßen“ blicken, ein Projekt, das er gefördert hatte, weshalb nun einträchtig beide OBs fürs Vorwort ihren Namen gaben.

Wie’s drinnen aussieht, weiß man zwar nicht und es ist ja auch Privatsache, aber Paß wirkt jedenfalls entspannt und fast ein wenig wie von einer Bürde befreit. Allerdings, so verriet er einem Freund, müsse man sich nach sechs Jahren OB-Tätigkeit an ein paar Dinge neu gewöhnen, etwa wieder selbst Auto zu fahren. Dem OB steht ein persönlicher Fahrer zu, Parkplatzsuche und ähnlich lästige Dinge sind dann kein Thema. Diese Vorzüge genießt jetzt Kufen, der übrigens auch Paß’ Fahrer erbte. Nur der alte Skoda des Vorgängers ging aufs Altenteil und wurde durch einen Fünfer-BMW ersetzt. Wobei die Leasing-Raten sogar deutlich billiger sein sollen, heißt es.

99. Mal „Reden mit Essen“

„Reden mit Essen“ gab’s am Dienstag übrigens zum 99. Mal, rund 300 Leute standen auf der Gästeliste, und wie so oft bestach die Veranstaltung durch ihre Location: Der großzügige Vorraum des Colosseums, der ehemaligen Krupp-Werkshalle von 1902 am Berliner Platz, ist ideal, um ins Gespräch zu kommen. Und wenn Macher Axel Pollheim genau das jetzt auch noch mit den Leuten von den „Stadtgesprächen“ schafft, dann braucht unsereins nicht von einem Ort zum anderen zu eilen. Das 100. Netzwerkertreffen ist im Februar 2016.