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Stadtteilbibliotheken in Essen bleiben vorerst unangetastet

Stadtteilbibliotheken in Essen bleiben vorerst unangetastet

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Foto: WAZ FotoPool
Die Bibliotheken bleiben unangetastet, doch der Spardruck im Kultursektor unverändert. Das Bürgerbegehren bleibt wohl „in Wartestellung, sicherheitshalber“. Denn die Sorge bleibt, die Stadt könnte am Ende über Personalausstattung, Öffnungszeiten und Budget aber einen rigiden Sparkurs fahren.

Essen. 

Ob er schon auf den Ratsbeschluss angestoßen hat? Und als Bibliotheks-Chef den Neid der Kultur-Kollegen fürchtet, nun, da sein Bücherei-Netz erhalten bleibt, während der Spardruck auf die anderen Einrichtungen eher noch wächst? Wie gut, dass Klaus-Peter Böttger auf Dienstreise weilt, beim Bibliothekartag in Hamburg, da bleibt ihm die schwierige Antwort erspart. Den Artikel hat ihm sein Büro zugesandt, aber er weiß ja nicht, „unter welchen Rahmenbedingungen dieser Beschluss gefasst worden ist“. Immerhin, dass die 17 Essener „Tore zur Welt des Wissens“ (so lautet das Motto des Bibliothekartags) allesamt offenbleiben, dürfte Böttger nicht grämen. Und seinen Chef?

„Im Moment sehe ich weder Grund für Freude noch für Neid“, sagt Kulturdezernent Andreas Bomheuer, denn die Lage ist ja so: „An den Rahmenbedingungen, die dem Schließungsvorschlag zugrunde lagen, hat sich nichts geändert.“ Die Sparvorgaben zu erfüllen, „sehen wir im Geschäftsbereich als Gemeinschaftsaufgabe der Kulturinstitutionen“. Und kein Wort wird jetzt über seine Lippen gehen, ob es einen neuen Anlauf gibt, das Bibliotheksnetz zwischen Karnap und Kettwig mit größeren Maschen zu knüpfen, wenn erst mal die nächste Ratsperiode gekommen und der Mindestrettungszeitraum verstrichen ist.

Rigider Sparkurs über Öffnungszeiten und Personal?

Nur für den Fall, dass: Die Initiatoren des Bürgerbegehrens, die bei einem Arbeitstreffen eigentlich den „Schlachtplan“ für die Unterschriftensammlung festlegen wollten, bewahren sich einen Rest an Skepsis: Ein „Bürgerbegehren im Wartestand“ schwebt einem ihrer drei Vertretungsberechtigten, Patrik Köbele, vor, sicherheitshalber, weil er weiter „offene Türen zu einer faulen Komponente“ erkennt. So ist die Sorge groß, die Stadt könnte am Ende zwar die 17 Bibliotheks-Standorte erhalten, über Personalausstattung, Öffnungszeiten und Budget aber einen rigiden Sparkurs fahren.

Für diesen Fall will man gewappnet sein, mit einem Team bereitstehender Aktiver und mit einer Bürgerbegehrens-Frage in der Schublade, die die rechtliche Prüfung schon überstanden hat. Dies nämlich ist nach wie vor nicht der Fall. Ob die komplette Begehrens-Truppe dem Kurs folgt, entschied sich gestern Abend. Zumindest die Dienstleistungsgewerkschaft teilt die Skepsis: „Es darf nicht – wie häufig geschehen – aus Personalmangel zu Notschließungen der Stadtteilbibliotheken kommen“ , hieß es in einer Stellungnahme. Oder dass Mitarbeiter auf ihre Pause verzichten, damit die lesefreudige Kundschaft nicht vor verschlossenem Wissens-Tor steht.