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Sommershow im GOP-Varieté – überdreht und ein bisschen böse

Sommershow im GOP-Varieté – überdreht und ein bisschen böse

Das GOP-Varieté paart in seiner Sommershow Chaos Royal viel Witz und Charme mit ansehnlicher Artistik. Das Premierenpublikum war begeistert. Zu sehen gibt es einen britischen Comedian, einen Italiener mit Balljonglage und Schlappseilartistik und die schnurbärtigen „Mustache Brothers“ aus Brasilien.

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Leicht und bunt gemischt kommt die neue Show im GOP-Varieté daher. „Chaos Royal“ heißt sie, und der Name ist nicht Programm. Denn es herrscht kein Durcheinander bei der Premiere, sondern eine Anordnung mit rotem Faden (Regie: Ulrich Thon), die fast alle elf Artisten aus Kanada bis Australien eint: die humoristische Verpackung.

Zunächst dominiert der britische Comedian Don Clarke mit typisch rollendem R, Wohnsitz in Hamburg und Erfahrung auf Kreuzfahrtschiffen die Bühne, was man seiner Moderation anmerkt. Die Zoten in dem Nonstop-Redeschwall muss man schon mögen, um an den Lippen des Mannes zu hängen, der sagt: „Ich kann nix, aber das sehr schnell.“

Das Augenmerk gilt den Artisten. Vor allem dem jungen Ukrainer Andrey, einst Mitglied der Truppe „Crazy Flight“ und nun solo unterwegs. Wenn der Equilibrist sich auf den Händen stehend langsam und konzentriert um die eigene Achse bewegt, ist das einfach nur atemberaubend. Jeder Witz wäre da kontraproduktiv. Nicht so bei den anderen: Der Italiener Giulio Lanzafame präsentiert Balljonglage und Schlappseilartistik mit jungenhaftem Charme.

Kunststücke mit Teppich, Fahrrad und bloßer Hand

Natalya Kryvonos aus der Ukraine lässt bei ihrer Antipoden-Darbietung kleine Teppiche auf Händen und Füßen um sich kreisen. Oder Maxime Poulin aus Kanada inszeniert sich als Mad Max auf dem Kunstrad. Vorwärts, rückwärts, im Handstand und auf den Reifen balancierend beherrscht er das Speichengefährt absolut perfekt. Und schön böse gucken kann er auch noch. Nur Letzteres funktioniert übrigens auf dem Hollandrad ohne jahrelange Übung.

Die Hula-Hoop-Nummer, die Pippa the Ripper in 20er-Jahre-Optik hinlegt, kann man durchaus mal versuchen. Doch so apart, augenzwinkernd und mit außergewöhnlichem Körpereinsatz kriegt das wohl nur die Dame von Down Under in Rippenshirt und Hosenträger-Hotpants hin. Völlig aussichtslos bleiben Nachahmer bei den Mustache Brothers. Die schnurrbärtigen Brasilianer jagen sich über die Bühne und offenbaren echte Stuntman-Qualitäten. Bei den skurrilen Einlagen des selbstverliebten Machos Guga und seiner stets lächelnden Assistentin Silvia sind Durchhalte- und Stehvermögen am Reck gefragt.

Kanadier ist der „Chaot“ des Ensembles

Der einzig wirkliche Chaot im Ensemble ist der Kanadier Johnny Filion. Mit den unterschiedlichsten Gegenständen persifliert er das Showgeschäft, in dem selbst Puppen eine Chance für Kunststücke erhalten und auf dem harten Boden der Realität landen. Autsch! Der schwärzeste Humor des Abends, der mit viel Applaus bedacht wurde.